α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ein Kaiser ißt exzessiv (592 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 28.09.2020 um 00:02 Uhr (Zitieren)
Der Syrer Elagabal gehörte zur severischen Dynastie und regierte als römischer Kaiser von 218 bis 222 u.Z.
Die Historia Augusta (Elagabal 29, 3 – 32, 4) berichtet über ihn:
29 Er hatte auch die Gepflogenheit, acht Kahlköpfe zu Tisch zu laden, desgleichen acht Einäugige sowie acht an Fußgicht Leidende, acht Taube, acht Schwarze, acht Lange und acht Feiste, und da diese Gäste auf einem einzigen Speisesofa keinen Platz fanden, erregte er allgemeine Heiterkeit.
Er schenkte auch das gesamte gerade benutzte Tafelsilber seinen Gästen sowie sämtliches Trinkgeschirr, und zwar wiederholt.
Er war der erste von allen römischen Kaisern, der das Volk mit gewässerter Fischsauce [hydrogarum] bewirtete, während sie bisher Soldatenkost war, auf die nachmals Alexander [Severus] alsbald wieder zurückgriff.
Außerdem stellte er seinen Gästen förmliche Aufgaben: sie sollten nämlich neue Tunken als Speisewürzen erfinden; wer mit seinem Rezept Beifall errang, erhielt von ihm ein ansehnliches Geschenk, so zum Beispiel ein seidenes Gewand, damals eine hochgeschätzte Seltenheit;
wenn aber ein Vorschlag keinen Beifall fand, dann mußte auf seinen Befehl der Erfinder sein Produkt ständig selbst genießen, bis er etwas Besseres erfand.
Stets saß er bei Tisch in einem Blumenflor oder in einer Wolke kostbarer Wohlgerüche.
Er sah es gern, wenn ihm für die aufgetragenen Gerichte ein höherer Wert angegeben wurde, weil so, wie er meinte, den Gästen der Appetit gereizt werde.

30 Er ließ sich malen als Konditor, als Salbenhändler, als Garkoch, als Schenkwirt, als Bordellwirt, und alle diese Tätigkeiten übte er auch in seinem Palast ständig aus.
Bei einer einzigen Mahlzeit ließ er an vielen Tischen sechshundert Straußenköpfe, von denen das Hirn verzehrt werden sollte, auftragen.
Einst gab er auch ein Gastmahl, bei dem es zweiundzwanzig Gänge mit einer Unmenge von Speisen gab; zwischen den einzelnen Gängen badeten er und seine Freunde und vergnügten sich mit Frauen mit der eidlichen Versicherung, daß sie ihrer Lust tatsächlich frönten [quod efficerent uoluptatem].
Er veranstaltete auch ein Gastmahl in der Weise, daß jeder seiner Freunde je einen Gang zu liefern hatte; obwohl nun der eine auf dem Kapitol wohnte, ein anderer auf dem Palatin, ein dritter auf dem Damm [super aggerem], ein vierter auf dem Caelius, ein fünfter jenseits des Tibers und so weiter, so mußten gleichwohl der Reihe nach in den betreffenden Stadthäusern die einzelnen Gänge aufgetragen und die Wohnungen aller Beteiligten aufgesucht werden.
So reichte zur Erledigung eines einzigen Gastmahls kaum ein ganzer Tag hin, da man zwischen den einzelnen Gängen auch badete und sich mit Frauen vergnügte.
Stets gab es auch Sybaritenspeise aus Öl und Fischsauce [Sybariticum missum semper exhibuit ex oleo et garo]; dieses Gericht erfanden die Sybariten in dem Jahr ihres Untergangs.
[...]

32 Schuhzeug benutzte er nie zum zweitenmal; ebenso soll er es auch mit seinen Ringen gehalten haben; häufig zerriß er kostbare Kleider. Er erbeutete einen Walfisch [?], ließ ihn wiegen und bedachte seine Freunde mit Fischen, deren Gesamtgewicht der Schätzung entsprach.
[...]
Er hatte auch die Gepflogenheit, sich seine Mahlzeiten in der Weise auszurichten, daß er an einem Tage ausschließlich von Fasanen lebte und sämtliche Gerichte nur aus Fasanenfleisch zubereiten ließ, an einem anderen Tage aus jungen Hühnern, an einem anderen aus diesem Fisch und ein andermal aus jenem Fisch, dann aus Schweinen, aus Straußen, aus Gemüse, aus Obst, aus Zuckerwerk, aus Milchprodukten.
[...]

- Sybaris, eine griechische Kolonie am Golf von Tarent (520 v.u.Z. zerstört), war wegen seines Reichtums und seiner Üppigkeit sprichwörtlich.
- Die Stelle mit dem Walfisch hat verschiedene Lesarten: uel lanam, uel lacerauit, uel lancem, uel Balaneum. Letzteres wäre der Walfisch.


Re: Ein Kaiser ißt exzessiv
λαϊκός schrieb am 28.09.2020 um 09:02 Uhr (Zitieren)
"Als Sybaris nämlich von den Krotoniaten erobert worden war, schoren sich alle Milesier, von der Jugend angefangen, ihre Köpfe und bekundeten große Trauer." [Herodot 6.21,1.]
Denn Milet und andere ionische Poleis trieben schwunghaften Handel mit Sybaris.

Als Jahr der Zerstörung von Sybaris habe ich 510 v. Chr. angenommen, nicht 520 v.u.Z.
Welches Jahr ist richtig?
Re: Ein Kaiser ißt exzessiv
Johannes schrieb am 28.09.2020 um 11:27 Uhr (Zitieren)
Re: Ein Kaiser ißt exzessiv
filix schrieb am 28.09.2020 um 12:50 Uhr (Zitieren)
Pinxit se ut cuppedinarium ...
Er ließ sich malen als Konditor ...


Abgesehen davon, wie das „lassen“ sich hier rechtfertigen ließe, tendiere ich eher zur Auffassung der Übersetzung der LCL-Ausgabe, wonach es um Verkleidung bzw. Aufmachung, Make-up im weiteren Sinne geht („He got himself up as a confectioner ...“).
Re: Ein Kaiser ißt exzessiv
Γραικύλος schrieb am 28.09.2020 um 13:04 Uhr (Zitieren)
520 v.u.Z. ist ein Schreibfehler meinerseits; 510 ist korrekt.

Die Sache mit den Gemälden erschien auch mir seltsam; von der alternativen Deutungsmöglichkeit wußte ich nichts - die ist besser.
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: kapitolinische Wölfin

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.