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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die blutige Unschuld (493 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 09.11.2020 um 13:35 Uhr (Zitieren)
Über den Kaiser Valentinian I. (reg. 364 – 375 u.Z.) berichtet Ammianus Marcellinus (XXIX 3,9):
[...] Horrescit animus omnia recensere simulque reformidat, ne ex professo quaesisse uideamur in uitia principis, alia commodissimi. illud tamen nec praeteriri est aequum nec sileri, quod cum duas haberet ursas saeuas hominum ambestrices, Micam aueram et Innocentiam, cultu ita curabat enixo, ut earum caueas prope cubiculum suum locaret custodesque adderet fidos uisuros sollicite, ne quo casu ferarum deleretur luctificus calor. Innocentiam denique post multas, quas eius laniatu cadauerum uiderat, sepulturas ut bene meritam in siluas abire dimisit innoxiam exoptans similes edituram. [...]

[...] Mich schaudert davor, alles aufzuzählen, und gleichzeitig fürchte ich mich, den Anschein zu erwecken, als hätte ich absichtlich eine Untersuchung im Hinblick auf die Fehler des Kaisers angestellt, der in anderer Beziehung sehr zuvorkommend war. Doch läßt sich folgendes billigerweise nicht übergehen oder verschweigen: Er besaß zwei wilde Bärinnen, die Menschenfleisch fraßen, das „Goldene Kleinchen“ und die „Unschuld“, und er pflegte sie mit aller Sorgfalt, ja, er ließ ihre Zwinger dicht neben seinem Schlafzimmer errichten und gab ihnen zuverlässige Wärter, die aufmerksam darauf achten sollten, daß die verderbliche Gier der Bestien nicht durch einen Zufall Schaden litte. Die „Unschuld“ ließ er endlich, nachdem er viele von ihr Zerrissene hatte zu Grabe tragen sehen, wegen ihrer guten Dienste unbehelligt in die Wälder ziehen, denn er wünschte, sie werde gleichgeartete Junge zur Welt bringen. [...]

Re: Die blutige Unschuld
filix schrieb am 09.11.2020 um 15:50 Uhr (Zitieren)
"Micam auream" (Goldkrümel), oder? "Kleinchen" ist als Hypokoristikum auch schon ziemlich in die Jahre gekommen, zudem m.E. nicht ganz treffsicher, hieß doch ein Speisesaal Domitians im Volksmund so.
Re: Die blutige Unschuld
Γραικύλος schrieb am 09.11.2020 um 17:42 Uhr (Zitieren)
Erstmal, klar: Micam aueram --> Micam auream

Dann: Weil "Krümel" im Deutschen in der Regel maskulin ist, paßt es m.E. nicht gut auf ein Weibchen.
Das "Kleinchen" (in der Tat etwas unmodern) ist wenigstens ein Neutrum. Geht auch "Goldkrümelchen"?

In der lateinischen Vorlage sind jedenfalls beide Namen feminin.
Re: Die blutige Unschuld
filix schrieb am 09.11.2020 um 20:25 Uhr (Zitieren)
Den lat. Ausdrücken sieht man in der Tat nicht unbedingt an, ob hier eine hyperkoristische Verwendung vorliegt, zu welcher Annahme wenigstens bei „mica aurea“ die Übersetzung verleitet. Für diesen Fall herrscht zwar im Dt. gerade unter den populärsten Bezeichnungen keine strenge Kongruenz von Genus und Sexus (Hase, Schatz, Liebling, Engel), aber natürlich spricht onomastisch nichts gegen Goldkrümelchen für die Menschenfleisch fressende Bestie.
 
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