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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Pareidolie (484 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 05.01.2021 um 18:35 Uhr (Zitieren)
Pareidolie (altgriechisch παρά para, deutsch ‚daneben‘, ‚vorbei‘ und εἴδωλον eídolon, deutsch ‚Form‘, ‚Erscheinung‘, ‚(Trug-)Bild‘, ‚Schattenbild‘, theologisch auch ‚Götzenbild‘) bezeichnet das Phänomen, in Dingen und Mustern vermeintliche Gesichter und vertraute Wesen oder Gegenstände zu erkennen.

(Wikipedia)

Nun frage ich mich, ob etliche z.B. von Salvador Dalí gemalte Bilder, die bewußt mit dieser Eigentümlichkeit des Wahrnehmungsprozesses spielen, indem sie in Laub und Steinen 'Gesichter' aufscheinen lassen, Pareidolien sind. Nein, insofern der Vorgang in diesen Fällen intendiert ist?
Re: Pareidolie
filix schrieb am 05.01.2021 um 21:22 Uhr (Zitieren)
Man könnte den Standpunkt einnehmen, dass der Urheber einer Struktur, die das Wahrnehmungssystem unvermittelt ohne weitere kognitive Leistung dazu bringt, ein Gesicht usf. zu sehen, wo eigentlich keines sein kann (dieser Zwiespalt zwischen Wahrnehmung und Wissen ist wesentlich für das Erlebnis), sekundär scheint. Wofern nur der Effekt sich einstellt, ist es unerheblich, ob der Meteoriteneinschlag auf dem Mond oder Dalis Pinsel auf der Leinwand ihn hervorgebracht hat.

Die "psychotische" an die Fundamente der Wahrnehmung und die Integrität des Subjekts (das etwas wirklich zu sehen meint, was nicht da ist) rührende Dimension wird aber wohl umso deutlicher erlebt, je weniger sich die Erfahrung auf einen Urheber mit der Absicht, einen narren zu wollen, zurückführen lässt. Opfer der (Fehl)funktion seines eigenen Sinneseindrücke verarbeitenden Systems zu werden, scheint mir letztlich bedrohlicher als auf eine Täuschung durch einen anderen hereinzufallen. Womöglich wächst der Erfahrung gerade in ihrem Versagen ein Gefühl für die vorkulturelle Bedeutsamkeit dieser Fähigkeit zu, aus dem Dickicht der Welt blitzschnell und ohne Überlegung Strukturen herauszufiltern, die überlebenswichtig ist - das Gesicht eines im Busch lauernden Feindes, eine zwischen den Steinen sich verbergenden Beute etwa.

Je artifizieller und kulturell kodierter, desto harmloser wird dieses Spiel (das zwischen Dame im Spiegel und Totenschädel changierende gemalte Vexierbild z.B. hat fest in Vanitasmotivik eingebunden allenfalls einen von dieser abgeleiteten sanften Schrecken), die Zähmung des Phänomens geht so weit, dass wir ein ganzes damit im Dienste emotionaler Kommunikation arbeitendes Zeichensystem ersonnen haben: :-) -.- ;-D.




 
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