Haben Sie vlt. eine Erklärung oder ist das schlichtweg
falsch bzw. Unsinn?
Danke im Voraus.
Re: @filix
filix schrieb am 01.02.2021 um 12:59 Uhr (Zitieren)
Rockefellers haben nach ihrem sozialen Aufstieg in schwindelnde Höhen, den sie einem fossilen Brennstoff verdanken, offenbar das getan, was viele Neureiche tun, nämlich versucht den Makel des Neuen abzuschütteln und sich in eine große Ahnenreihe mit Tradition einzureihen. Nun kann man Geschichte nicht kaufen, aber wohl die, die sie schreiben:
heißt es arglos im Vorwort der genealogischen Selbstdarstellung, die in The Transactions of the Rockefeller Family Association For the Five Years, 1905- 1909 With Genealogy im Druck vorliegt und u.a. zu dem Schluss kommt:
Nicht so übel für die unmittelbaren Nachfahren des Hausierers und Quacksalbers William Avery Rockefeller (1810 - 1906). Dass die ruhmreicheren Vorfahren auch eines oder mehrere Wappen samt Devisen führen, liegt nahe. Leider fehlt im Digitalisat*, aus urheberrechtlichen Gründen vermutlich, ausgerechnet die Abbildung, auf die eine Beschreibung im Fließtext passt, die auch an die in der Wikipedia abgelegte Darstellung erinnert:
Mangels Vergleichsmöglichkeit mit dem Frontispiz lässt sich klarerweise nicht sagen, ob und welche Devise dort prangt und ob "None more Faithful" gegebenenfalls deren richtige oder falsche Übersetzung ist.
Ein wenig Recherche fördert aber zutage, dass im 17. Jhdt. ein Claude de Roquefeuil auf dem Avers eines Jetons** QVOD SIS ESSE VELIS, auf dem Revers NVMQVAM PROPRIVS ERVNT führte.
Ersteres entstammt einem Epigramm Martials (10, 47): Quod sis, esse velis nihilque malis (Was immer du bist, sollst du auch sein wollen und nichts lieber). Letzeres könnte die Quelle des entstellten non quam propius erunt sein.
Was die Bedeutung des syntaktisch integren NVMQVAM PROPRIVS ERVNT angeht, kann man wohl annehmen, dass es sich nicht um Nonsens handelt. Man wird aber mehr Nachforschung betreiben müssen, um genau zu verstehen, wer, geht es nach denen, die diesen Spruch führten, da woran niemals näher dran sein wird. Heißt es in Verstärkung der zur Standesgenügsamkeit aufrufenden Bescheidenheitsformel aus Martial - in der Sprache der Konversationlexika: Jeder sei vergnügt mit seinem Stande, was mir nicht werden kann, da kehre Gott meinen Sinn davon - dass die Nachfahren nie mehr näher ans Ziel kommen werden, als dort, wo sie sind? Ist es eine Nachricht an die auf Abstand gehaltenen Gegner, Feinde, Konkurrenten? Handelt es sich um ein ausgekoppeltes Lemma eines an sich schon rätselhaften Emblems, das ohne Icon und Epigramm, gänzlich unverständlich geworden ist, war das 16. und 17. Jhdt. doch die Hochzeit der Emblematik? Et cetera. Näher komme ich bei vernünftigem Aufwand nicht heran.
filix schrieb am 01.02.2021 um 13:02 Uhr (Zitieren)
Auf dem Revers steht natürlich NVMQVAM PROPIVS ERVNT.
Re: @filix
Mitleser schrieb am 01.02.2021 um 17:50 Uhr (Zitieren)
Besten Dank für die ausführliche Antwort und
die damit verbundene Mühe.
Auf Sie ist Verlass. Chapeau!
Re: @filix
Juan del Corral schrieb am 20.11.2025 um 20:41 Uhr (Zitieren)
Auch wenn der aufschlussreiche Beitrag oben schon älter ist, erlaube ich mir, ein paar Überlegungen anzuschließen:
NVMQVAM PROPIVS ERVNT ist die Umschrift auf dem Revers des Jetons aus 1657, zu dessen Abbildung der zweite Link führt. Sie umläuft die ineinander verschränkten, sich überlagernden Buchstaben C,R,M (lettres entrelacées) in der Mitte, die ein Monogramm bilden. Im angesprochenen emblematischen Verständnis lässt sich die Devise unmittelbar darauf beziehen, niemals werden sie, d.h. die Buchstaben und die Dinge, für die sie stehen, einander näher sein als in diesem Sinnbild engster Verbindung.
Dass C und R dabei die Initialen von, folgt man der Angabe des Münzhändlers, Claude de Roquefeuil, den manche Quellen auch als seigneur de Miraumont bezeichnen, meinen, mag nur eine Bedeutungsebene bilden. Im 17. Jahrhundert war es, wie bereits angedeutet, üblich, dass solche Embleme mehrdeutige Botschaften trugen, die Prestige, Liebe und moralische Stärke gleichzeitig feierten.
Die Buchstaben könnten sich daher zusätzlich auf bedeutsame eheliche Verbindungen Roquefeuils beziehen oder Abkürzungen für Tugenden (constantia, clementia, religio, moderatio oder dergleichen) sein, die sich in ihm aufs Engste vereinigen.