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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Endymion - der ewige Sch(l)äfer #2 (559 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 08.02.2021 um 00:03 Uhr (Zitieren)
5. Lukian: Göttergespräche

ΑΦΡ. Τί ταῦτα, ὦ Σελήνη, φασὶ ποιεῖν σε; ὁπόταν κατὰ τὴν Καρίαν γένῃ, ἱστάναι μέν σε τὸ ζεῦγος ἀφορῶσαν ἐς τὸν Ἐνδυμίωνα καθεύδοντα ὑπαίθριον ἅτε κυνηγέτην ὄντα, ἐνίοτε δὲ καὶ καταβαίνειν παρ‘ αὐτὸν ἐκ μέσης τῆς ὁδοῦ;
ΣΕΛ. Ἐρώτα, ὦ Ἀφροδίτη, τὸν σὸν υἱόν, ὅς μοι τούτων αἴτιος.
ΑΦΡ. [...] ἀτὰρ εἰπέ μοι, καλὸς ὁ Ἐνδυμίων ἐστίν; εὐπαραμύθητον γὰρ οὕτως τὸ δεινόν.
ΣΕΛ. Ἐμοὶ μὲν καὶ πάνυ καλός, ὦ Ἀφροδίτη, δοκεῖ [...]. πλὴν ἀπόλλυμαι γε ὑπὸ τοῦ ἔρωτος.

APHRODITE. Was soll das heißen, was man dir, Selene, nachsagt? Sooft du in das Gebiet von Karien kommst, sollst du dein Gespann anhalten und auf den Endymion hinabblicken, der als Jäger unter freiem Himmel schläft, zuweilen aber sogar zu ihm mitten aus deiner Bahn hinabsteigen.
SELENE. Frage, Aphrodite, deinen Sohn, der mir daran schuld ist.
APHRODITE. [...] Aber sag mir, ist der Endymion schön? So könnte man sich nämlich über den Skandal trösten.
SELENE. In meinen Augen ist er sogar sehr schön und am meisten, wenn er auf seinem Mantel, den er auf dem Fels ausgebreitet hat, schläft, in seiner Linken mit zwei Wurfspeeren, die ihm bereits aus der Hand gleiten, während sein rechter um sein Haupt geschlungener Arm, nach oben leicht gebogen, von seinem Antlitz absticht, von dem er einen Teil verdeckt, und er selbst, im Schlaf ausruhend, einen göttlichen Odem ausatmet. Dann steige ich lautlos auf den Zehenspitzen hinab, damit er nicht aus dem Schlaf aufschrecke – du weißt, was folgt, was soll ich dir’s also sagen? Nur soviel! Ich bin ganz weg vor lauter Liebe.

[11: Aphrodite und Selene]


6. Lukian: Wahre Geschichten

Eine Gruppe Griechen verschlägt es auf den Mond, wo sie von einem Trupp Roßgeier [Ἱππόγυποι], auf Geiern reitenden Männern, festgenommen und vor den König gebracht werden.

[...]
Er sah uns an, schloß aus unserer Tracht auf unsere Herkunft und sprach: „Griechen seid ihr also, ihr Fremdlinge?“ Auf unsere bejahende Antwort erwiderte er: „Wie seid ihr also hieher gekommen und habt eine so große Strecke durch die Luft zurücklegen können?“ Da erzählten wir ihm alles und er hub an und erzählte uns seine Geschichte, wie er ebenfalls ein Mensch gewesen sei, namens Endymion, einmal im Schlaf von unserer Erde emporgerafft, hieher gekommen und König dieses Landes geworden sei; es sei aber, sagte er, das Land, das uns dort unten erscheine, der Mond.
Er forderte uns auf, guten Mutes zu sein und keine Gefahr zu argwöhnen; alles, was wir brauchen, werde uns nämlich zur Verfügung stehen. „Falls ich auch,“ sprach er, „in dem Krieg, den ich jetzt gegen die Bewohner der Sonne führe, Glück habe, werdet ihr das allerglücklichste Leben bei mir führen.“ Und wir erkundigten uns, wer die Feinde seien[,] und um den Anlaß des Zwistes. „Phaëton,“ erwiderte er, „der König der Bewohner der Sonne – denn auch sie ist bewohnt wie der Mond – führt schon lange gegen uns Krieg. [...]“ [...]

[ἀληθῆ διηγήματα I 11 f.]

Re: Endymion - der ewige Sch(l)äfer #2
filix schrieb am 08.02.2021 um 16:55 Uhr (Zitieren)
5. Lukian: Göttergespräche

ΑΦΡ. Τί ταῦτα, ὦ Σελήνη, φασὶ ποιεῖν σε; ὁπόταν κατὰ τὴν Καρίαν γένῃ, ἱστάναι μέν σε τὸ ζεῦγος ἀφορῶσαν ἐς τὸν Ἐνδυμίωνα καθεύδοντα ὑπαίθριον ἅτε κυνηγέτην ὄντα, ἐνίοτε δὲ καὶ καταβαίνειν παρ‘ αὐτὸν ἐκ μέσης τῆς ὁδοῦ;
ΣΕΛ. Ἐρώτα, ὦ Ἀφροδίτη, τὸν σὸν υἱόν, ὅς μοι τούτων αἴτιος.
ΑΦΡ. [...] ἀτὰρ εἰπέ μοι, καλὸς ὁ Ἐνδυμίων ἐστίν; εὐπαραμύθητον γὰρ οὕτως τὸ δεινόν.
ΣΕΛ. Ἐμοὶ μὲν καὶ πάνυ καλός, ὦ Ἀφροδίτη, δοκεῖ [...]. πλὴν ἀπόλλυμαι γε ὑπὸ τοῦ ἔρωτος.


Das liest sich in Ansätzen wie die literarische Grundlage eines herrlichen Sarkophags, der sich, einst ein Exportartikel für das römische Gallien aus der Zeit der Severer, heute im Louvre* befindet.

Die dichte, durch die Fackeln, Indizes der Nacht, ganz ins traumhaft Unwirkliche versetzte Szene zeigt die von ihrem angehaltenen Gespann abgestiegene Selene in wallendem Gewand unter bogenförmig sich bauschendem Schleier (möglicherweise wie die anwesenden Tiere - Ziegen, Hunde - ein Hinweis auf die Gleichsetzung mit Artemis**) auf Endymion zuschreitend.

Der ist hier eben als Jäger (nicht als Hirte) von Hypnos, dem geflügelten Sohn der Nacht, über den zwei Speeren in der Linken in Schlaf versetzt, dargestellt.
Paul Zanker sieht den Grund für diese Rollenwahl in einem sozialen Vorbehalt der Käufer solch kostspieliger Sarkophage, die sich zwar fürs Pastorale begeistern, letztlich aber nicht mit dieser am unteren Ende sozialer Hierarchie angesiedelten Welt identifiziert werden wollen, schon gar nicht im Tode.

Die nur grob ausgeführten Köpfe von Selene und Endymion (und die Existenz eines wie ein Gegenstück wirkenden mythologischen Sarkophags) haben nämlich Anlass zur Vermutung gegeben, dass in einem letzten Schritt ein Ehepaar, d.h. der Tote hier als Endymion, seine trauernde Frau als Selene, hätte porträtiert werden sollen, wozu es aus welchen Gründen immer nie kam.

Gleichzeitig dürfte sich in der mythologischen Darstellung eine Lösung der spirituelle Krise des 3. Jhdts. u. Z. abzeichnen, wonach die von Selene(-Artemis) aus Liebe verliehene Unsterblichkeit, die sich mit der der trauernden Ehefrau verbindet, als Hoffnung auf Unvergänglichkeit für die Seelen aller Toten darstellt, die zum Mond wandern.


* https://www.louvre.fr/en/oeuvre-notices/sarcophagus-legend-selene-and-endymion
** Roscher: Über Selene und Verwandtes S. 105
 
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