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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Diodor über Heliopolis #2 (377 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 10.02.2021 um 14:38 Uhr (Zitieren)
Jetzt erfahren wir etwas über die gesellschaftlichen Verhältnisse der Heliopoliten ... und, unsystematisch eingebaut, über eine seltsame Tierart.
57 Sie lebten in Sippen und Verbänden [κατὰ συγγενείας καὶ συστήματα], jedoch täten sich nie mehr als 300 oder 400 zur Gemeinschaft zusammen. Ihr Leben brächten sie unter freiem Himmel auf den Wiesen zu, zum Leben habe das Land reichlich, denn der Boden sei so gut und das Klima so günstig, daß an Nahrung von selbst mehr als genügend wachse.

Besonders häufig sei sein Rohrart mit reichen Früchten, die den weißen Erbsen ähnelten. Diese sammle man, lasse sie im warmen Wasser quellen[,] bis sie die Größe eines Taubeneies erreichten, dann zerstampfe und zerreibe man sie geschickt mit den Händen und forme aus dem Brei Brotlaibe, welche gebacken als Nahrung dienten und einen süßen Geschmack hätten.

Reichlich seien auch Wasserquellen vorhanden, von denen die warmen sehr geeignet seien zu Bädern und zur Hebung des körperlichen Wohlbefindens, die kalten hingegen, von besonderer Süße des Wassers, besondere Heilkraft besäßen. Auch betreibe man jede Art wissenschaftlicher Tätigkeit, besonders die Astrologie.

Buchstaben hätten sie, was den Lautwert betreffe, 28, was die Gestalt, nur 7, von denen jeder sich viermal variieren lasse. Ihre Zeichen schrieben sie nicht wie wir waagerecht, sondern senkrecht von oben nach unten.

Diese Menschen würden ungeheuer alt, denn sie lebten bis zu 150 Jahren, und dies fast ohne Krankheit. Gelähmte oder sonst mit einem körperlichen Gebrechen Behaftete freilich zwinge man einem rigorosen Gesetze gemäß, von selbst aus dem Leben zu scheiden. Auch sei es Brauch, daß jeder sich eine Frist von Jahren setze und nach dieser Zeit auf eine ganz eigentümliche Art aus dem Leben scheide. Es wachse nämlich bei ihnen ein ganz besonderes Kraut. Wer sich darauf lege, gleite leicht und ohne es zu merken in Selbstvergessenheit und schlafe so hinüber [λεληθότως καὶ προσηνῶς εἰς ὕπνον κατενχθεὶς ἀποθνήσκει].

58 Ihre Frauen ehelichten sie nicht, sondern lebten in Weibergemeinschaft [Γυναῖκας δὲ μὴ γαμεῖν, ἀλλὰ κοινὰς ἔχειν], ihre Kinder zögen sie gemeinsam auf und wendeten ihnen allen gemeinsam auch die gleiche Liebe zu [ἐπ‘ ἴσης ἀγαπᾶν]. Solange diese noch klein seien, komme es häufig vor, daß die Ammen sie verwechselten, so daß oft selbst die Mütter nicht mehr wüßten, welches Kind das ihre sei.

Es gebe dort auch Tiere, von Gestalt klein, doch von eigenartiger Natur des Körpers und besonders wundersamer Beschaffenheit des Blutes. Sie seien rund von Gestalt, den Schildkröten ganz ähnlich, und an der Oberfläche durch zwei äpfelfarbene Streifen gekennzeichnet.

Sie besäßen Augen und Mund an jedem Ende, aber obwohl sie demnach vier Augen und die entsprechende Zahl Münder hätten, gelange die genossene Nahrung doch nur in einen einzigen Schlund und werde alles in einem Magen zusammengeführt. Auch Eingeweide und Inneres seien jeweils nur einmal vorhanden. Füße habe das Tier an seinem Rumpf in großer Zahl, mit denen es sich nach jeder beliebigen Richtung bewegen könne.

Von besonderer Kraft aber sei das Blut dieser Tiere. Es lasse nämlich alle von einem lebendigen Körper abgeschnittenen Teile augenblicklich wieder anwachsen, selbst wenn es sich dabei um eine abgehackte Hand oder ähnliches handle: Alles lasse sich wieder zusammenfügen, solange der Schnitt noch frisch sei, und dies gelte für sämtliche Teile des Körpers außer den wichtigen, die den Sitz des Lebens enthielten.

Jede Stammesgemeinschaft halte sich einen riesigen Vogel von besonderer Eigenart, und durch ihn prüfe man die Kinder im Säuglingsalter auf ihre seelischen Anlagen. Man setze das Kind nämlich auf das Tier und lasse den Vogel mit ihm durch die Luft fliegen. Diejenigen, welche den Flug aushielten, ziehe man auf, werde das Kind aber schwindlig, so setze man es aus, weil es doch nicht lange leben werde und auch seine anderen charakterlichen Qualitäten die Mühe wohl nicht lohnten.

In jedem Stamme habe jeweils der Älteste die Regierungsgewalt und herrsche wie ein König, die anderen gehorchten. Beende er aber nach Erreichung von 150 Jahren dem Gesetze gemäß sein Leben, übernehme der im Alter Folgende die Herrschaft.

Das Meer um die Insel herum sei von starker Strömung und zeige große Unterschiede zwischen Ebbe und Flut, habe aber süßen Geschmack. Von den bei uns sichtbaren Gestirnen kenne man dort die beiden Bären und auch manche andere nicht. Insgesamt aber gebe es sieben solcher Inseln von gleicher Größe, gleich weit voneinander entfernt, und auf allen habe man die gleichen Sitten und die gleichen Bräuche.

Wie mag er auf all das gekommen sein?
Re: Diodor über Heliopolis #2
Marcella schrieb am 10.02.2021 um 15:20 Uhr (Zitieren)
Abgesehen von der etwas rigorosen Eugenik ist das kein schlechtes Land.
War Sindbad der Seefahrer auch da?
Re: Diodor über Heliopolis #2
Γραικύλος schrieb am 10.02.2021 um 17:22 Uhr (Zitieren)
Ganz reizend, dieses Land.

Mir als jemand, der nun innerhalb einer Woche zweimal auf Glatteis gestürzt ist, imponieren vor allem die biegsamen Knochen der Eingeborenen. (Vgl. #1)
Andererseits bin ich genau der Typ, der vom Vogel fällt.
Re: Diodor über Heliopolis #2
Marcella schrieb am 10.02.2021 um 17:39 Uhr (Zitieren)
Den Vogeltest hätte ich auch nicht überstanden.

Und bitte künftig Vorsicht mit dem Eis.Ein dritter Sturz darf nicht sein. - Hier hingegen ist kein
Flöcklein zu sehen.
 
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