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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ein Drama in vier Wörtern (423 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 02.04.2021 um 18:06 Uhr (Zitieren)
[p]uella mea emisti tibe.

Du hast dir mein Mädchen gekauft.

(Pompejanische Wandinschriften. Hrsg. v. Rudolf Wachter. Berlin/Boston 2019, S. 324)

(tibe!)
Re: Ein Drama in vier Wörtern
filix schrieb am 02.04.2021 um 18:26 Uhr (Zitieren)
Auch wenn es die Wände Pompejis sind, handelt es sich bei [p]uella mea eher nicht um einen Akkusativ.
Re: Ein Drama in vier Wörtern
Γραικύλος schrieb am 02.04.2021 um 18:36 Uhr (Zitieren)
Der Herausgeber vermutet, daß "puellam meam ... tibi" gemeint ist und verweist auf ähnliche Fälle "cf. VÄÄ p. 21" (= Väänänen, Veiko: Le latin vulgaire des inscriptions pompéiennes Berlin ³1966).
Re: Ein Drama in vier Wörtern
filix schrieb am 02.04.2021 um 20:17 Uhr (Zitieren)
Es werden bei Väänänen auf S. 21 zwar andere Dinge behandelt, in der Literatur findet sich auch öfter eine auf mentulam oder phallum lautende Ergänzung eines Akkusativobjekts, da aber der Ausfall des kasusunterscheidenden Endkonsonanten recht häufig ist, lässt sich die Auffassung des Herausgebers wohl nicht so einfach widerlegen. Ausführlich behandelt Andreas Spal (Poesie-Erotik-Witz: Humorvoll-spöttische Versinschriften zu Liebe und Körperlichkeit in Pompeji und Umgebung, DeGruyter 2016, S. 158ff.) das Graffito, er verwirft zwar mentulam und phallum, geht aber weiter von Unvollständigkeit aus und widmet sich einem möglichen Zusammenhang mit unter CIL IV 10195 erfassten Versen.
Re: Ein Drama in vier Wörtern
Minoides schrieb am 02.04.2021 um 23:05 Uhr (Zitieren)
Zitat von filix am 2.4.21, 20:17usammenhang mit unter CIL IV 10195 erfassten Versen

Diese Verse - die mit surga und biba zwei Wörter enthalten, bei denen auch Spal den Ausfall eines auslautenden M annimmt - sind in der Wachter-Edition ebenfalls Teil der Inschrift. Wenn man annimmt, dass der Sprecher sich im zweiten Vers durch seine Sprache als sozial deklassiert inszeniert, und zwar in Kontraststellung zum qui aus Vers 1 mit seinem hochsprachlichen Supinum samt Auslaut-M (das, wie Spal S. 160 bemerkt, in der Graffitiszene der Zeit extrem ungebräuchlich war), kommt mir die von Wachter favorisierte Interpretation ganz plausibel vor.
Re: Ein Drama in vier Wörtern
Γραικύλος schrieb am 02.04.2021 um 23:30 Uhr (Zitieren)
Die darüberstehenden Verse, auf die filix und Minoides sich beziehen (laut Wachter "wohl von derselben Hand"), lauten:
si qui mi dicat: surge fututum,
si causa este, surga, si minus, usce biba.

Wenn mir jemand sagt: "Steh auf (und komm) ficken!"
und ein (guter) Grund besteht, so will ich aufstehen; sonst trinke ich (lieber) weiter!

Da haben wir das - offenbar seltene - Supinum I "fututum", und bei "surga" sowie "biba" haben wir kein "m".
Auffallend ist ferner das "e" in "este".

Das Distichon ist in Zeile 1 unvollständig; Wachter: "die Vorlage hatte wohl mi dicat potanti".
Re: Ein Drama in vier Wörtern
Γραικύλος schrieb am 02.04.2021 um 23:32 Uhr (Zitieren)
Das "e" ist "este" stört das Metrum.
Re: Ein Drama in vier Wörtern
Γραικύλος schrieb am 02.04.2021 um 23:55 Uhr (Zitieren)
ist "este" --> in "este"
 
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