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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Pythagoras als Schüler und Lehrer #2 (373 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 05.04.2021 um 00:02 Uhr (Zitieren)
Die Brahmanen aber haben am meisten zu seiner Philosophie beigetragen: welches die Unterweisungen für die Seele [quae mentium documenta], welches die Übungen für den Körper, wieviel Teile die Seele hat und wieviel verschiedene Leben sie durchmacht [quot vices vitae], was an Strafe oder Lohn den Geistern der Verstorbenen, einem jeden nach seinem Verdienst, zuteil wird.

Ja auch Pherekydes, der von der Insel Samos stammte, der zuerst das Gefüge der Verse verschmähte und es wagte, in ungebundenen Worten, gelöster Sprache, freier Rede [passis verbis, soluto locutu, libera oratione] zu schreiben, auch ihn verehrte Pythagoras als seinen Lehrer, und als sein Körper sich infolge einer scheußlichen Krankheit in Fäulnis voller Maden auflöste, hat er ihn pietätvoll bestattet.

Er soll auch bei Anaximander aus Milet Problemen der Natur nachgesonnen und ferner sich dem Kreter Epimenides, dem berühmten Propheten und Sühnepriester, zu seiner Ausbildung angeschlossen haben und ebenso dem Leodamas, dem Schüler des Kreophylos; dieser Kreophylos, heißt es, sei Gastfreund des Dichters Homer und sein Rivale in der Dichtkunst gewesen.

Nachdem er durch so viele Lehrer unterwiesen war und so viele mannigfache Becher des Wissens in der ganzen Welt geschlürft hatte [tot tamque multiiugis calicibus disciplinarum toto orbe haustis], hat er, der noch dazu ein Mann von gewaltiger Begabung und einem wirklich über Menschenbegreifen erhabenen Geiste war, der zuerst die Philosophie benannte und begründete [primus philosophiae nuncupator et conditor], seine Schüler nichts eher gelehrt als zu schweigen [nihil prius discipulos suos docuit quam tacere], und für den künftigen Weisen galt es bei ihm als erste Vorbereitung, die Zunge in jedem Fall im Zaum zu halten und die Worte, welche die Dichter als „geflügelt“ [volantia] bezeichnen, diese Worte ihrer Schwingen zu berauben und „im Gehege der schimmernden Zähne“ festzuhalten [et verba detractis pinnis intra murum candentium dentium premere].

Ja, das war, so meine ich, durchaus die erste Vorschule der Weisheit [hoc erat primum sapientiae rudimentum]: Nachdenken erlernen, Schwatzen verlernen [meditari condiscere, loquitari dediscere].

Doch mußten sie sich nicht fürs ganze Leben der Sprache entwöhnen, und nicht alle folgten eine gleiche Zeit lang wortlos dem Meister, sondern für ernstere Männer schien ein beschränktes Schweigen für kurze Zeit genügend; Geschwätzigere dagegen wurden in der Regel für fünf Jahre mit Verbannung der Stimme [exilio vocis] bestraft. [...]

[Quelle: Apuleius: Verteidigungsrede – Blütenlese. Hrsg. v. Rudolf Helm. Berlin (Ost) 1977, S. 186-191]
Re: Pythagoras als Schüler und Lehrer #2
Aurora schrieb am 05.04.2021 um 07:24 Uhr (Zitieren)
Zum Vergleich das Original:
http://www.forumromanum.org/literature/florida.html
(Kap. XV)
Re: Pythagoras als Schüler und Lehrer #2
Γραικύλος schrieb am 05.04.2021 um 15:50 Uhr (Zitieren)
Alles, was ich an Büchern habe, gibt es auch im Netz, nicht wahr?
Es sollte mich freuen, wenn Du einmal interessante Fundstücke von dort hier vorstellst.
 
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