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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Abenteuer einer Seefahrt #5 (399 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 08.04.2021 um 13:38 Uhr (Zitieren)
Schon um den zweiten Hahnenschrei gerieten wir in dieser Nacht plötzlich unversehens vor einen vorgelagerten Felsen, der eine kleine Halbinsel bildet. Ein Ruf ertönte, irgend jemand gab die Weisung, näher an Land zu gehen. Da erhob sich ein großes Geschrei wild durcheinander: die Matrosen waren starr vor Schrecken, wir aber, aus Unkenntnis, klatschten mit den Händen, umringten einander und wußten die Fülle der Freude nicht zu fassen. Es hieß aber, dies sei von allem, was uns zugestoßen, die größte Gefahr.

Als der Tag anbricht, gibt ein nach ländlicher Art gekleideter Mann uns Zeichen, er weist mit der Hand auf gefährliche Stellen hin und auf andere, denen man sich anvertrauen könne. Schließlich kam er selbst auf einem zweiruderigen Boot, legte am Schiff an und ergriff das Steuerruder; unser Syrer trat ihm gern den Vorsitz ab. Kaum war er 50 Stadien gefahren, brachte er das Schiff in einen anmutigen kleinen Hafen ein (ich glaube, er heißt Azarios) und setzte uns ans Gestade, als Retter und guter Geist gepriesen.

Bald darauf brachte er ein zweites Schiff ein und noch ein weiteres. Noch ehe es Abend wurde, waren wir fünf von dem wundersamen Alten gerettete Schiffe: er war das wahrhafte Gegenteil des Nauplios (1), denn dieser hat in einer ganz anderen Weise Menschen aus der Not des Sturmes aufgenommen. Am folgenden Tag liefen noch andere ein, darunter solche, die einen Tag vor uns aus Alexandria abgefahren waren. Jetzt sind wir eine richtige Flotte in einer kleinen Werft.

Inzwischen waren uns auch die Lebensmittel ausgegangen. Nicht gewohnt, mit Pannen zu rechnen, und nicht erwartend, überfällig zu werden, hatten wir nur mäßigen Vorrat eingeladen und diesen gar nicht mäßig in Anspruch genommen. Der Alte wußte auch hier zu helfen. Nicht, daß er etwas spendete, er sah ja nicht aus wie ein wohlhabender Mann, aber er wies auf Felsen hin, bei denen für jeden Tag ein gutes Frühstück und eine gute Mahlzeit verborgen lägen für die, die sich anstrengen wollten. Wir machten uns ans Fischen und leben so schon sieben Tage: die kräftigen Männer fangen Muränen und große Hummer, die jungen sind glücklich mit Gründlingen und Garnelen. Ich und der römische Mönch (2) stärken uns mit Schnecken. Die Schnecke ist eine hohle Muschel, die, wenn sie an einen Felsen gerät, sich an ihm festklammert.

Am Anfang lebten wir kärglich vom Fang, da jeder behielt, was er zu fassen bekam, niemand schenkte dem andern etwas. Jetzt aber sind wir reichlich versehen aus folgendem Grund. Die libyschen Frauen möchten den Frauen unseres Schiffes am liebsten sogar Hühnermilch schenken! Jedenfalls schenken sie, was Luft und Erde ihnen einbringen: Käse, Mehl, Gerstenkuchen, Hammelfleisch, Hühner und Hühnereier. Auch eine Trappe hat man schon geschenkt, einen sehr süßen Vogel, den ein Bauer, der ihn zu sehen bekommt, einen Pfau nennen würde.

(Joseph Vogt: Begegnung mit Synesios, dem Philosophen, Priester und Feldherrn. Gesammelte Beiträge. Darmstadt 1985, S. 34-43)

(1) Nauplios lenkte durch Feuersignale viele der aus Troja heimkehrenden Griechen an die Felsenküste von Euböa und erreichte so ihren Untergang.
(2) Möglicherweise ist hiermit der alte Mann gemeint, der das Schiff eingeholt hat.
 
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