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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Πολυξένη #2 (470 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 11.04.2021 um 00:22 Uhr (Zitieren)
3. Sophokles (497/6 – 406 v.u.Z.): Polyxena

Von seinem Drama sind lediglich sieben Fragmente erhalten, darunter eine Äußerung der Seele des toten Achill:

ἀκτὰς ἀπαίωνάς τε καὶ μελαμβαθεῖς
λιποῦσα λίμνης ἦλθον, ἄρσενας χοὰς
Ἀχέροντος ὀξυπλῆγας ἠχούσας γόους.

Die Küsten des Gewässers, schwarz und tief, wo nie
Gesang ertönt, verließ ich, kam von Acherons
gewaltiger Strömung, die von schrillen Klagen hallt.

(Stobaios ecl. I 49, 50; 480 N = 523 P)

4. Euripides (485/4 – 406 v.u.Z.): Hekabe

Polydoros als Geist:
[...]
Die Griechen alle sitzen hier am Strand
Der Thraker, und verschieben ihre Fahrt,
Weil Peleus‘ Sohn Achill auf seinem Grab
Erschien, der Griechenflotte, die den Kiel
Schon heimwärts wandte, jähen Halt gebot
Und meiner Schwester Polyxene Blut
Als Opfertrank des Grabes forderte
[αἰτεῖ δ‘ ἀδελφὴν τὴν ἐμὴν Πολυξένην
τύμβῳ φίλον πρόσφαγμα καὶ γέρας λαβεῖν].
Das wird ihm werden, niemals weigern ihm
Die Freunde diesen Lohn, ihr Schicksal selbst
Schickt heute meine Schwester in den Tod.

(V. 35-44)

Chor:
Hekabe, voll Eifer
Schleichen wir her zu dir.
Wir verließen die Zelte der neuen Herrn,
Das Los hat uns zu ihren Mägden [δούλη] bestimmt,
Treibt uns fort vom heimischen Ilion,
Von den Griechen erbeutet mit Lanzengewalt.
Was wir bringen, lindert die Leiden nicht,
Ist schwerste Last deiner Schultern, o Frau,
Wir kommen als Boten der Schmerzen.
Man sagt, im Rat der Achäer erging
Der Beschluß, dem Achill
Deine Tochter zu opfern. Du weißt, er entstieg
Dem Hügel des Grabs in der goldenen Wehr,
Bot Einhalt den Schiffen, den Segeln, die schon
Der Fahrwind drängte ans Haltetau,
Und rief mit schallender Stimme:
„Wohin segelt ihr Griechen, und habt doch mein Grab
Noch nicht würdig geehrt?“
[Ποῖ δή, Δαναοί, τὸν ἐμὸν τύμβον
στέλλεσθ‘ ἀγέραστον ἀφέντες;]
Da erhob sich gewaltig die Woge des Streits,
Gespaltene Meinung zerteilte das Heer
Ob des blutigen Opfers am Grabe.
Agamemnon, der Bettherr der Seherin
Deines schwärmenden Kindes, tat alles für dich
[ἦν δ‘ ὁ τὸ μὲν σὸν σπεύδων ἀγαθὸν
τῆς μαντιπόλου Βάκχης ἀνέχων
λέκτρ‘ Ἀγαμέμνων].
Von den Theseussöhnen, den Sprossen Athens,
Gab jeder die Meinung, doch gleichen Entscheids:
Den Hügel zu ehren mit sprossendem Blut,
Und sie sagten, es stünde Kassandras Bett
Doch nicht höher im Wert als die Lanze Achills.
So stand dann die Waage des Ja und des Nein
Auf Gleich, da bewies der verschlagene Sohn
Des Laërtes, der Gleisner, der Zungenheld
[ὁ ποικιλόφρων
κόπις ἡδυλόγος δημοχαρίστης
Λαερτιάδης],
Spitzfindig dem Heer, man dürfe doch nicht
Eine Sklavin verschonen zum Schaden des Manns,
Der allen voranstand im Griechenheer;
Sonst könnte gar leicht vor Persephones Thron,
Ein Toter des Kriegs uns verklagen bei ihr:
„Diese Griechen, sie brechen von Troja auf
Und vergessen die Griechen, die blieben.“
Im Nu steht er selbst, steht Odysseus vor dir,
Entreißt der Stute das Folgen,
Den Armen der alten Mutter das Kind.
Zu den Tempeln flieh, zu den Stufen des Heils!
Agamemnons Kniee umfasse und fleh
Und rufe die Götter des Himmels an
Und alle Geister der Tiefe!
Noch verhüten vielleicht deine Bitten, daß du
Die Tochter verlierst,
Sonst schaust du sie, über den Hügel gekrümmt,
Gerötet vom dunkelflutenden Quell
Aus der goldbebänderten Kehle.

(V. 98-153)

Re: Πολυξένη #3
Γραικύλος schrieb am 11.04.2021 um 16:27 Uhr (Zitieren)
Die "Hekabe" des Euripides ist die umfangreichste erhaltene Darstellung des Polyxena-Mythos. Hier zwei weitere Auszüge aus den insgesamt rund 600 Versen:
Polyxena (stürzt aus Hekabes Zelt):
Mutter, Mutter, was ist?
Du scheuchst mich mit plötzlichem Lärm aus dem Zelt
Wie den Vogel vom Nest.
HE: O weh, mein Kind!
[οἴμοι τέκνον]
PL: Was bringst du für Unheil!
O schlimmer Beginn!
HE: Weh um dein Leben!
PL: Sprich und verhehle nicht lang!
Ich fürchte mich, fürchte mich Mutter!
[δειμαίνω δειμαίνω, μᾶτερ]
Dein Stöhnen ...
HE: Kind, Kind unseliger Mutter!
PL: Was ist deine Botschaft?
HE: Dich zu schlachten, erging der Beschluß
Des Griechenrats,
Zu schlachten am Grab
Des Peleussohnes.
PL: O weh mir, Mutter!
Entsetzlich, entsetzlich!
Wie kommst du dazu?
Sag mehr, sag mehr, meine Mutter!
HE: Ich hörte, mein Kind,
Worte, unsagbare Worte,
Kunde, daß das Griechenheer
Mit dem Stimmstein dein Leben entschied.
PL: Die Schwerstes ertrug,
Die alles erfuhr,
O du Mutter kläglichsten Endes!
O seht, welche Schmach,
Bittre Beschimpfung
Unsagbare Feindschaft
Verhing dir ein Dämon!
Nicht darf die Tochter fortan
Kläglich der kläglichen Greisin
Sklavenlos teilen!
Wie das Rehlein des Bergs,
Das Kälbchen der Höhlen, so wirst du
Mich Ärmste erblicken:
Sie reißen mich dir aus dem Arm,
Sie durchschneiden die Kehle,
Man schickt mich ins Dunkel des Hades.
Wo unter Toten
Ich Arme mich bette.
Dir nur, o Mutter, vergieß
Ich all meine Tränen,
Doch meiner eigenen Schmach,
Dem Leben in Schmach und Schande,
Wein ich nicht nach! Dieser Tod,
Er wurde mein bessres Geschick.

(V. 177-215)

Odysseus teilt Hekabe den Beschluß förmlich mit, worauf diese in einem längeren Gespräch um das Leben ihrer Tochter bittet. Weder dies noch das Klagen Polyxenas erweichen Odysseus.
Der Chor bejammert das Geschehen.
Talthybios, der Herold Agamemnons, berichtet schließlich der Hekabe die Opferung Polyxenas durch Achills Sohn Neoptolemos:

[...]
Versammelt war das ganze Griechenheer
Zur Opferung. Da nahm der Sohn Achills
Die Hand Polyxenes und führte sie
Hoch auf den Hügel. Ich stand nah bei ihm
Und auserlesne junge Griechenschar
Gab auf die Sprünge deines Kälbchens acht.
Der Sohn Achills ergriff den Goldpokal
Voll Weines und er spendete daraus
Dem toten Vater. Dann gab er den Wink,
Ich sollte Schweigen bieten allem Volk.
Ich trat vors Heer und sagte: „Stille jetzt,
Ihr Griechen, Stille herrsche ringsumher
Und tiefes Schweigen!“ Alles wurde stumm.
Er sagte: „Lieber Vater, Peleus‘ Sohn,
Nimm an die Güsse, aller Toten Trost
Und Lockung! Komm herauf und labe dich
Am frischen dunklen Blut des Mädchens, das
[ἐλθὲ δ‘, ὡς πίῃς μέλαν
κόρης ἀκραιφνὲς αἷμ‘]
Mein Heer und ich dir weihen. Steh uns bei,
Daß jedes Schiff die Ankertaue löst,
Und wir mit gutem Wind von Ilion
Heimfahren jeder in sein Vaterland.“
So sprach er und wir alle flehten mit.
Dann faßte er den Griff des goldnen Schwerts,
Zogs aus der Scheide und er nickte jenen zu,
Die Hand zu legen an den Leib des Kinds.
Kaum ers gebot, rief sie den Griechen zu:
„Hört, die ihr meine Vaterstadt begrubt,
Ich sterbe gern [ἑκοῦσα θνῄσκω]! Man rühre mich nicht an!
Ich biete gerne meinen Nacken dar.
Laßt mich, ich bitt euch, frei, dann tötet mich!
Frei will ich sterben, will als Königskind
Dort unten, nicht als Magd, empfangen sein
[ἐλευθέραν δέ μ‘, ὡς ἐλευθέρα θάνω,
πρὸς θεῶν, μεθέντες κτείνατ‘. ἐν νεκροῖσι γὰρ
δούλη κεκλῆσθαι βασιλίς οὖσ‘ αἰσχύνομαι].“
Man rief ihr Beifall, Agamemnon hieß
Die Jünglingsschar, die Hände abzuziehn;
Und als sie dieses Herrscherwort vernahm,
Nahm sie das Kleid am Schulterrand, zerriß
Es bis zur Hälfte, bis zum Nabel und
Entblößte Brüste, wie sie Meisterhand
Nicht edler formt, sank nieder auf das Knie
Und sprach das Wort der höchsten Dulderin:
„Sieh, Jüngling, diese Brust! Schlag immer zu,
Wenn du sie treffen willst. Hier ist mein Hals:
Wenn du es lieber willst, er wartet schon.“
Er ward vom Mitleid hin und her bewegt
[ὃ δ‘ οὐ θέλων τε καὶ θέλων οἴκτῳ κόρης],
Doch schnitt er ihr des Atems Wege durch,
Und Ströme rannen. Sie, im Tode noch,
Bedachte ihres Sturzes Züchtigkeit
Und deckte, was vor Männern man bedeckt.
Beim letzten Atemzug des Todesstreichs,
Griff jeder Grieche, jeder anders, zu:
Die einen deckten sie mit frischem Zweig,
Die andern schleppten Fichtenklötze an
Für ihren Scheiterstoß, und wer nicht half,
Vernahm vom Fleißigen manch böses Wort:
„Stehst du beiseite, schamlos, bringst dem Kind
Kein Stückchen Kleid, kein kleines Angebind?
Ist dir die große Seele, solch ein Herz
Kein Scherflein wert?“ Wer so berichten muß,
Der preist dich über jede andre Frau,
Beklagt dich über jedes andre Weib.

(V. 521-582)

Re: Πολυξένη #2 & 3
Γραικύλος schrieb am 11.04.2021 um 16:29 Uhr (Zitieren)
So war das nicht gedacht; jetzt sind # 2 & 3 vereint.
 
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