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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Πολυξένη #7 (433 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 12.04.2021 um 14:31 Uhr (Zitieren)
Eine eigentümliche Rolle schreibt Seneca der Helena zu, die (als Wiedergutmachung?) Polyxena durch eine Täuschung gefügig macht.
9. L. Annaeus Seneca d. J. (4 v.u.Z. – 65 u.Z.): Die Trojanerinnen

Helena, zunächst zu Andromache und Hekuba, dann zu Polyxena:

Noch den gestürzten Phrygern zu schaden zwingt man mich: man befiehlt mir, des Pyrrhus (1) vorgegebene Hochzeit zu verkünden, mir, griechischen Schmuck ihr und griechische Aufmachung zu geben. Durch meine Künste wird überlistet werden und durch meine Tücke fallen des Paris Schwester. Werde sie denn getäuscht; für sie selbst freilich halte ich dies für erträglicher: ein begehrenswerter Tod ist, ohne Furcht vor dem Tode zu sterben [optanda mors est sine metu mortis mori]. Was zögerst du, die Befehle auszuführen? Auf den Urheber fällt zurück eines erzwungenen Frevels Schuld [ad auctorem redit sceleris coacti culpa]. – Zu Polyxena: Des dardanischen Hauses adlige Jungfrau, gnädiger hat die Gottheit auf die Heimgesuchten zu blicken begonnen und schickt sich an, dich mit einer glücklichen Hochzeit auszusteuern [teque felici parat dotare thalamo]; eine solche Ehe würde dir selbst nicht ein verschontes Troja, nicht Priamus geben. Denn dich verlangt des pelasgischen Volkes größte Zier zu den heiligen Rechten eines gesetzmäßigen Lagers, er, dem das Königtum über das thessalische Gefilde weithin sich dehnt. Dich werden die große Tethys, dich die vielen Meeresgöttinnen und die friedliche Gottheit der schwellenden See, Thetis, die Ihre nennen, dich, Pyrrhus vermählt, wird als Schwäher Peleus Schwiegertochter nennen, Nereus seine Schwiegertochter. Lege ab die Trauergewänder, in festliche kleide dich, verlerne, daß du eine Gefangene bist; glätte das starrende Haar und laß scheiteln sein Gelock von kundiger Hand. Vielleicht wird dich dieses Unglück auf einen um so erhabeneren Thron setzen. Vielen ward Gefangenschaft zum Heil [profuit multis capi].

(V. 863-887)

Bote:

Sobald der Knabe (2) kopfüber von der hohen Mauer gestürzt und der Argiver Menge in Tränen ausgebrochen war über den Frevel, den sie begangen, kehrte jenes selbe Volk zu einer an-dern Schandtat zurück und zum Grabhügel Achills, dessen äußerste Flanke die rhöteischen Gewässer mit sanfter Flut bespülen; die abgekehrte Seite umgibt ein Plan, und ein Tal, in sanftem Abhang sich erhebend, steigt an, das in der Mitte gelegene Gelände einschließend wie ein Theater. Der Zustrom vieler erfüllt den ganzen Strand: die einen sind der Meinung, der Flotte Hemmnis lasse sich durch diesen Tod beheben, die andern freuen sich, daß der Stamm der Feinde gefällt wird. Ein großer Teil der wankelmütigen Menge verabscheut das Verbrechen und schaut gleichwohl zu [magna pars vulgi levis odit scelus spectatque]; und nicht minder nehmen die Troer an ihrem eigenen Begräbnis teil, und bebend vor Furcht sehen sie den letzten Akt von Trojas Sturz: als plötzlich nach einer Hochzeit Sitte Fackeln vorangehen und ihr als Brautführerin voraus die Tyndareustochter (3), das traurige Haupt gesenkt. „So möge Hermione (4) heiraten!“ flehen die Phryger – „so werde ihrem Gatten die schändliche Helena zurückgegeben!“ Schrecken umfängt die beiden in Bestürzung geratenen Völker. Sie selbst hält ihr Antlitz gesenkt vor Scham, aber dennoch funkeln ihre Wangen, und mehr als gewohnt erglänzt ihre letzte Schönheit, wie des Phöbus Licht süßer zu sein pflegt, wenn er eben gerade untergeht, wenn die Sterne ihre Bahn wieder aufnehmen und der zwielichte Tag durch die Nähe der Nacht sich verfinstert. Es staunt alles Volk – und fast alle preisen laut, was doch vergehen soll [et fere cuncti magis peritura laudant]. Die einen bewegt der Gestalt Schönheit, die andern das zarte Alter, andere der unstete Wandel der Dinge [hos movet formae decus, hos mollis aetas, hos vagae rerum vices]; alle bewegt der heldenhafte und zum Sterben bereite Mut. Sie schreitet vor Pyrrhus einher; alle Gemüter zittern, sie zeigen Staunen und Erbarmen. Sobald sie des steilen Hügels Kuppe erreichte und der Jüngling hoch aufgerichtet auf des väterlichen Grabes Scheitel stand, wandte die kühne Heldenjungfrau ihren Schritt nicht zurück; hingewendet zum Todesstreich steht sie unerschrocken mit trotzigem Antlitz da. Ein so heldenhafter Mut trifft aller Herzen, und – ein neues Wunder – Pyrrhus ist unentschlossen zur blutigen Tat. Als seine weitausholende Rechte den Stahl tief in ihrem Leib barg, brach plötz-lich, da sie den Tod empfangen, Blut hervor aus ungeheurer Wunde. Und doch auch jetzt im Tode nicht legt sie den Stolz ab: sie fiel, Achill die Erde schwer zu machen [ut Achilli gravem factura terram], vornübergeneigt und in zornigem Ungestüm. Beide Völker weinten im Verein, und die Phryger ließen ängstliches Seufzen hören, lauter seufzt der Sieger. Dies der Verlauf des Opfers. Nicht gerann das vergossene Blut oder floß es oben über das Erdreich hin: sogleich schlürfte ein und trank den ganzen Lebenssaft das grausame Grab [obduxit statim saevusque totum sanguinem tumulus bibit].

(V. 1118-1164)


(1) in einer Überlieferung, die Seneca aufgreift, ist Neoptolemos der Sohn des Achill und der Pyrrha.
(2) Astyanax, Sohn des Hektor und Enkel des Priamos
(3) Helena
(4) Tochter der Helena und des Menelaos
 
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