Γραικύλος schrieb am 25.04.2021 um 09:37 Uhr (Zitieren)
In seinem Briefroman "Augustus" läßt John Williams einen Brief des C. Cilnius Maecenas an Titus Livius aus dem Jahre 13 v.u.Z. vorkommen, in dem Maecenas von einem Gespräch mit Horaz über die Art seines Schreibprozesses berichtet, offenbar angelehnt an des Horaz "De arte poetica".
Das Ende von Horaz' Ausführungen und einen eigenen Gedanken des Maecenas dazu gibt Williams so wieder:
(John Williams: Augustus. New York 1972/2003, p. 40)
Sicherlich hat Williams dabei auch die Erfahrungen beim Schreiben seiner eigenen Romane (Stoner, Butcher's Crossing u.a.) im Sinn gehabt. Und die Erfahrungen im Leben macht wohl jeder.
Ja, da ist was dran, aber es gibt auch andere Erfahrungen. Ich habe beim Drehbuchschreiben oft den Schluss des Films zuerst vor Augengehabt und dann das Drehbuch gleichsam rückwärts entwickelt.
"Augustus" habe ich gern und mit Interesse gelesen und habe Williams bewundert, wie er die Macht von innen so kenntnisreich beschrieben hat. Aber berührt hat mich sein Roman "Stoner" sehr viel mehr - vielleicht, weil er nicht vor 2000, sondern nur vor 50 Jahren "spielt".
Re: Dichtung und Leben
Γραικύλος schrieb am 25.04.2021 um 13:57 Uhr (Zitieren)
Ich stimme Dir zu: "Augustus" ist lesenswert, "Stoner" und "Butcher's Crossing" lesenswerter.
Die Nähe macht es, glaube ich, nicht, denn "Butcher's Crossing" spielt in einer wohl für uns beide völlig fremden Welt - weit fremder als die Antike ... und ist doch großartige, faszinierende Literatur.
Re: Dichtung und Leben
Γραικύλος schrieb am 25.04.2021 um 13:59 Uhr (Zitieren)
Die Option, rückwärts vorzugehen, wie Du sie beim Schreiben gezogen hast, haben wir beim Leben wohl nicht. Mehr noch, wie Kierkegaard geschrieben hat: Wir wissen rückwärts, müssen aber vorwärts handeln.