α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
φηγός (566 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 01.05.2021 um 14:37 Uhr (Zitieren)
φηγός: Eiche (φηγών: Eichenhain)

Lat. fagus: Buche

Wie hängen Eiche und Buche zusammen?

Curtius weist auf die Vermutung hin, das Wort habe ursprünglich einen Baum mit eßbaren Früchten bezeichnet: φαγεῖν.

Bucheneckern kann man essen. Aber Eicheln? Das ist doch Schweinefutter!

Da erinnere ich mich an die Schlußverse von Mandevilles "Bienenfabel":
Mit Tugend bloß kommt man nicht weit;
Wer wünscht, daß eine goldene Zeit
Zurückkehrt, sollte nicht vergessen:
Man mußte damals Eicheln essen.

(Bernard Mandeville: Die Bienenfabel. Mit einer Einleitung von Walter Euchner. Frankfurt/Main 1980, S. 92)
Re: φηγός
Andreas schrieb am 01.05.2021 um 15:14 Uhr (Zitieren)
Re: φηγός
Minoides schrieb am 03.05.2021 um 12:43 Uhr (Zitieren)
Zitat von Γραικύλος am 1.5.21, 14:37Aber Eicheln? Das ist doch Schweinefutter!

Die Nordsee ist nicht das Mittelmeer und, was die Eichen nördlich der Alpen abwerfen, unterscheidet sich nicht unerheblich von den Früchten, die Quercus ilex und Quercus ithaburensis hervorbringen (vgl. Andrew Dalby, Food in the ancient world from A to Z, London 2003, s. v. acorn).

Nichtsdestoweniger werden die Wortwurzeln von φηγός und φαγεῖν heute nicht mehr auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgeführt.
Re: φηγός
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 04.05.2021 um 15:20 Uhr (Zitieren)
werden die Wortwurzeln von φηγός und φαγεῖν heute nicht mehr auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgeführt.

Sondern worauf?
Re: φηγός
Minoides schrieb am 05.05.2021 um 16:55 Uhr (Zitieren)
Beekes gibt für φαγεῖν eine urindoeuropäische Wurzel *bh(e)h2g- 'distribute' (wohin auch sanskrit bhájati 'to distribute, assign' gehört) und für φηγός PIE *bheh2ǵ- ('beech') an.
Re: φηγός
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 05.05.2021 um 18:14 Uhr (Zitieren)
Dankesehr, auch für den (versteckten) Hinweis auf den Fundort für aktuellere SIchtweisen. (Wobei man zu Curtius' Ehrenrettung sagen muß, daß die hergestellte Verbindung von Eiche und Buche in φηγός über 'Baum mit essbaren Früchten' nicht von ihm stammt.) Dazu stimmt seine Rückführung von φαγεῖν auf das sanskt. bhag' = austeilen / portio stimmt mit der von Beekes überein.
Allerdings: Wenn Beekes (im Artikel φηγός) darauf hinweist, daß es zur griechischen Bedeutung 'Eiche' möglicherweise deswegen gekommen ist, daß die Buche in Griechenland nicht anzutreffen ist/war, so muß ein Umstand für dieses quidproquo vorgelegen haben; diesen in der "Nutzung" der verschiedenen Bäume als Nahrungsmittellieferant zu sehen, halte ich nicht für völlig abwegig.

Mir ist nicht bekannt, wie ursprünglich der bei Beekes gegebene Unterschied der beiden fraglichen Wurzeln, nämlich gutturales vs. palatales g, ist. Davon hinge ab, ob und inwieweit sich die beiden Etyma nicht doch berühren (berührt haben).

Jedenfalls habe ich notiert: https://www.docdroid.net/mgTxkdr/robert-beekes-etymological-dictionary-of-greek-vols-1-2-brill-2010-pdf
Re: φηγός
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 05.05.2021 um 18:16 Uhr (Zitieren)
lies:
portio stimmt mit
Re: φηγός
Γραικύλος schrieb am 05.05.2021 um 18:39 Uhr (Zitieren)
Zur Buche (ὀξύα, ὀξύη) bei den Griechen:
Theophrast, Naturgeschichte der Gewächse III 10.

Sonst: φηγός
Re: φηγός
Minoides schrieb am 05.05.2021 um 21:07 Uhr (Zitieren)
Zitat von στρουθίον οἰκιακόν am 5.5.21, 18:14Mir ist nicht bekannt, wie ursprünglich der bei Beekes gegebene Unterschied der beiden fraglichen Wurzeln, nämlich gutturales vs. palatales g, ist. Davon hinge ab, ob und inwieweit sich die beiden Etyma nicht doch berühren (berührt haben).

Palatale und velare (bzw. gutturale) Media bilden im PIE zwei verschiedene Phoneme (d. h. sind bedeutungsunterscheidend), die in den Kentumsprachen (wie dem Altgriechischen) zusammengefallen sind, in den Satemsprachen (wie dem Altindischen) sich getrennt entwickelt haben (weshalb man in unserem Fall zwei Wurzeln im PIE annehmen kann). Mit einer Verbindung zwischen Phonem und Bedeutung (also auch der Idee, dass in unseren Ohren einander ähnlich erscheinende Phoneme ähnliche Bedeutungen bedingen könnten) befasst sich die Indoeuropäische Sprachwissenschaft, soweit ich weiß, überhaupt nicht, und ich weiß auch nicht, welcher Wissenschaftszweig das zu leisten versuchte.
Zitat von στρουθίον οἰκιακόν am 5.5.21, 18:14Wenn Beekes (im Artikel φηγός) darauf hinweist, daß es zur griechischen Bedeutung 'Eiche' möglicherweise deswegen gekommen ist, daß die Buche in Griechenland nicht anzutreffen ist/war, ...

Das halte ich für einen eher fragwürdiger Punkt in Beekes' Artikel. Die Verbindung von φηγός und φαγεῖν auf der Bedeutungsebene wäre dann aber eine, die sekundär (griechisch oder protogriechisch) entstanden wäre. Doch selbst wenn wir ignorierten, dass wir es im PIE mit zwei verschiedenen Wurzeln zu tun haben, bzw. wenn wir beide Wurzeln irgendwie zusammenbringen wollten, ständen wir vor dem Problem, dass die Wurzel IE *bh(e)h2g- ja wohl auch selbst nicht die Bedeutung 'essen' hatte.
Re: φηγός
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 06.05.2021 um 11:00 Uhr (Zitieren)
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Helm

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.