Ich frage mich, ob es überhaupt Freiheitsstrafen gab.
Gibt es im alten Griechenland Gefängnisse mit Wärtern für langjährige Haftstrafen? Das wäre sicher sehr teuer gewesen und technisch aufwendig.

Todesstrafe, Geißelung, Geldstrafe und Verbannung waren da doch sicher einfacher zu handhaben. Oder einfach Versklavung.

Einen humanen Strafvollzug kann ich mir da im heutigen Sinne jedenfalls kaum vorstellen.

Für Sokrates galt: Verbannung oder Tod.

Soweit ich weiß, waren Gefängnisse nur zur kurzen Aufbewahrung da (z.B. Sokrates, die Catilinarier). Geldstrafen, Verbannung o.ä. ließen sich ja auch ohne langes Gefängnis anwenden.
Textstellen kenne ich nicht. Wahrscheinlich waren die Zeiten damals viel härter als heute.

Mich interessiert vor allem, ob es die Idee einer Ablehnung der Todesstrafe in der (griechischen) Antike schon gab. Aber wenn man keine reguläre Haftstrafe kannte, ist es natürlich noch viel schwerer, darauf zu kommen.
Ich dachte halt an die Pythagoreer, sofern sie die Tötung von Lebewesen generell ablehnen. Aber ich kenne keine Stelle, an der die das auf die Todesstrafe anwenden.

Die "Idee" hatten sicher viele, nämlich die Verurteilten.

Die Pxthagoreer waren eine verschworene Gemeinschaft. Gab es dort auch Abweichler? Wie ist man mit denen verfahren, die das Freundschaftsgebot missachteten?

Wenn es Hinweise auf die Ablehnung gäbe, hätte sicher bereits ein Humanist darauf hingewiesen und seine Kritik an der heutigen Todesstrafe damit begründet. Aber das ist natürlich reines Gedankenexperiment.

Die "Idee" hatten sicher viele, nämlich die Verurteilten.

Da bin ich nicht so sicher. Auch für Sklaven ist die Ablehnung der Sklaverei als Institution nicht überliefert - z.B. bei Spartacus nicht eindeutig, so sehr die marxistische Interpretation sich um den Nachweis bemüht hat.

Monographien und Sammelbände, die ich zum Thema Rechtsgeschichte besitze, behandeln die Frage auffallenderweise nicht, d.h. sie reden nur über das tatsächlich praktizierte Recht und die dahinterstehenden Ideen.

Meine Anmerkung mit den Verurteilten war natürlich ironisch gemeint. Aber wenn, wie du sagtst, keine Literatur vorhanden ist, wurde die Todesstrafe wohl nie ernstlich infrage gestellt.

keine Literatur vorhanden ist

O nein! Das weiß ich nicht. Ich habe nur keine solche Literatur ... oder die Angaben dazu verstecken sich gut. Und mein Opa sagte immer: "Wenn du etwas nicht weißt, dann frage Leute, die es besser wissen."
:-)

Andersherum gedacht:

Wenn die Todesstrafe in der Kritik gestanden hätte, müsste es ja auch Rechtfertigungen geben, Begründungen, ethische Ausführungen dazu. Gibt es die auch nicht, wäre dies ein Indiz dafür, dass sich die Frage nie gestellt hat.

Ja, das stimmt. Allerdings darf man aus dem Umstand, daß man (also z.B. wir beide) davon nichts weiß, nicht darauf schließen, daß es das nicht gab.
Sobald die Fachleute bestätigen, daß es dazu keinen erhaltenen Text in der überlieferten antiken Literatur gibt, kann man ernsthaft die Vermutung aufstellen.