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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Das Regenwunder des Marc Aurel #4 (532 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 09.05.2021 um 17:58 Uhr (Zitieren)
3. Themistios: Welches ist die königlichste der Tugenden? (Or. 15)

Als das Heer des römischen Kaisers Antoninus, der bezeichnenderweise den Beinamen „der Fromme“ trug (1), unter Durst litt, streckte der Kaiser die Hände zum Himmel und sprach: „Mit dieser Hand, mit der ich nie Leben zerstört habe, erflehe ich deinen Beistand und bitte den Spender des Lebens“. Mit seiner Bitte beschämte er den Gott so sehr, daß aus heiterem Himmel wassertragende Wolken zu den Soldaten kamen.

Auf einem Bild habe ich eine Darstellung dieses Vorgangs gesehen: Betend stand der Alleinherrscher mitten in der Schlachtreihe, die Soldaten hielten ihre Helme in den Regen und füllten sie mit der gottgegebenen Flüssigkeit.

(191b)


4. Eusebios: Historia ecclesiastica

Von seinem Bruder, Kaiser Mark Aurel, wird erzählt, daß er im Kampfe mit den Germanen und Sarmaten in große Not geriet, weil sein Heer von Durst gequält wurde. Da knieten sich die Soldaten der sog. melitenischen Legion, welche in-folge ihres Glaubens von jener Zeit an bis auf den heutigen Tag besteht, als sie schon dem Feinde gegenüber Stellung genommen, auf den Boden, wie es bei uns während des Betens Brauch ist, und flehten zu Gott.

Dieser Anblick schon erschien den Feinden wunderbar. Aber es sollte sogleich, wie die Erzählung weiß, noch etwas viel Wunderbareres folgen: ein Unwetter, das die Feinde in Flucht und Verderben trieb, und ein Regen, der über die Truppe mit den Betern sich ergoß und der gesamten Mann-schaft, nahe daran, an Durst zu sterben, Erquickung brachte.

Diese Geschichte wird sowohl von nichtchristlichen Schriftstellern, welche über die damalige Zeit geschrieben haben, berichtet, als auch von unseren eigenen Geschichtsschreibern mitgeteilt. Aber die heidnischen Schriftsteller erwähnen zwar das Wunder, geben indes, weil dem Glauben fremd, nicht zu, daß es auf unsere Bitten hin erfolgt ist. Die Unsrigen jedoch überliefern als Freunde der Wahrheit in einfacher und ehrlicher Weise die Tatsache.

(V 5, 1-3)


(1) Themistios schreibt das Regenwunder dem Antoninus Pius statt dem Marc Aurel zu.
Re: Das Regenwunder des Marc Aurel #4
Γραικύλος schrieb am 10.05.2021 um 10:00 Uhr (Zitieren)
Mein Eindruck: Daß es einen wundersamen Regen zu ersehnter Zeit gegeben hat, bezeugt die Marc-Aurel-Säule.
Daß dieses Ereignis mit Gebeten zum Gott der Christen zusammengehangen habe, ist eine christliche Legende.
Das einzige Argument, das ich sehe, ist der Name einer Legion: Legio Fulminatrix. Meines Wissens hieß sie freilich Legio XII Fulminata. Wie auch immer: Was sollte dies zugunsten der christlichen Version besagen?

Es gibt sogar Bücher zu diesem Thema, die ich allerdings nicht kenne.
Re: Das Regenwunder des Marc Aurel #4
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 10.05.2021 um 10:56 Uhr (Zitieren)
Aus meiner Sicht wäre auch die Frage in den Blick zu nehmen, was es mit der - in einigen Quellen zu findenden - Bezeichnung 'melitenisch' auf sich hat. Gibt es einen (vielleicht inneren) Zusammenhang dieser Angabe mit derjenigen (oder der Behauptung), daß diese Legion besonders viele Christen in ihren Reihen hatte?
Re: Das Regenwunder des Marc Aurel #4
Γραικύλος schrieb am 10.05.2021 um 13:09 Uhr (Zitieren)
Dem bin ich nun nachgegangen.

1. Der Zusammenhang des 'Wunders' mit einer bestimmten militärischen Einheit wird nur von den christlichen Autoren (Eusebius, Xiphilinos) hergestellt - das geht schon aus meiner Sammlung der Quellen hervor.

2. Die Legio XII fulminata [sic!] wird schon vor dem Regenwunder mit diesem Beinamen erwähnt: Cassius Dio LV 23. Sie steht auch in einer Inschrift (ILS 2288), was ich aber nicht nachprüfen kann.

3. Ihr Standquartier lag bereits zur Zeit des Kaisers Titus in Melitene (Kappadokia), einer Stadt an einem Nebenfluß des Euphrat.

4. Im Historischen Atlas der antiken Welt (DNP) habe ich mir die Karte "Die Ausbreitung christlicher Gemeinden vom 1. bis 4. Jh." (S. 227) angeschaut. Zu dem dort markierten Gebiet mit hoher Konzentration christlicher Gemeinden bis 325 zählt die Stadt Melitene nicht.
Re: Das Regenwunder des Marc Aurel #4
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 10.05.2021 um 13:47 Uhr (Zitieren)
Sei bedankt für Deine Mühe.
Re: Das Regenwunder des Marc Aurel #4
Γραικύλος schrieb am 10.05.2021 um 18:32 Uhr (Zitieren)
Wikipedia bietet uns einen ausführlichen Artikel über diese Legion, der auch kritisch auf das Regenwunder eingeht:

https://de.wikipedia.org/wiki/Legio_XII_Fulminata

Eine weitere Quelle wird dort genannt: Tertullian, Apologeticum 6, 5; dieses Buch habe ich, glaube ich, nicht.
Re: Das Regenwunder des Marc Aurel #4
Γραικύλος schrieb am 10.05.2021 um 18:51 Uhr (Zitieren)
Doch, habe ich:
5. Tertullian: Apologeticum

Aber unter all den bis zum heutigen Tag folgenden Kaisern, die um Göttliches und Menschliches wußten - habt ihr da auch nur einen Bekämpfer der Christen vorzuweisen? Wir dagegen weisen unsererseits einen Beschützer vor, falls man den Brief Mark Aurels, des verehrungswürdigen Kaisers, hervorsucht, in dem er bezeugt: die Gefahr des Verdurstens bei dem Feldzug in Germanien sei durch einen Regen vertrieben worden, den die Gebete von „zufällig christlichen“ Soldaten erwirkt hatten [at nos e contrario edimus protectorem, si litterae Marci Aurelii, gravissimi imperatoris, requirantur, quibus illam Germanicam sitim Christianorum forte militum precationibus impetrato imbri discussam contestatur].

[5, 6]

Re: Das Regenwunder des Marc Aurel #4
Minoides schrieb am 11.05.2021 um 12:22 Uhr (Zitieren)
Zitat von Γραικύλος am 9.5.21, 17:58(1) Themistios schreibt das Regenwunder dem Antoninus Pius statt dem Marc Aurel zu.

Nicht notwendig.
 
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