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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
War Mozart ein Deutscher ? (2436 Aufrufe)
ανδρέας schrieb am 18.11.2009 um 21:54 Uhr (Zitieren)
Der nachfolgende Beitrag könnte Österreicher irritieren!

122. [an den Vater, Paris, 29. Mai 1778]

was mich aber an meisten aufricht, und guts Muths erhält, ist der gedancke, daß sie, liebster Papa, und meine liebe schwester sich gut befinden – daß ich ein Ehrlicher teutscher bin, – und daß ich, wenn ich schon allzeit nicht reden darf – doch wenigstens dencken darf was ich will.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 197.

Wieso bezeichnet sich Mozart als "ehrlicher teutscher"?
Re: War Mozart ein Deutscher ?
Γραικίσκος schrieb am 18.11.2009 um 21:59 Uhr (Zitieren)
Ich habe einmal - vor vielen Jahren - eine Österreicherin mit dem Hinweis schockiert, daß Adolf Hitler, Arthur Seyß-Inquart und Ernst Kaltenbrunner ... Österreicher waren.

Man sagt ja auch: "Die beiden größten Leistungen österreichischer Vergangenheitsbewältigung haben darin bestanden, der Welt klarzumachen, daß Adolf Hitler ein Deutscher und Mozart ein Österreicher war."
Re: War Mozart ein Deutscher ?
kornelia schrieb am 18.11.2009 um 22:00 Uhr (Zitieren)
in der Tat, für manchen Österreicher eine sehr provokante Frage!

Soweit ich weiß, waren Mozarts Eltern aus Deutschland (Augsburg), die nach Salzburg zogen, wo W. A. auch geboren wurde. Ich denke somit, wir könnten uns den Wunderknaben ruhig teilen!
Re: War Mozart ein Deutscher ?
kornelia schrieb am 18.11.2009 um 22:02 Uhr (Zitieren)
""Man sagt ja auch: "Die beiden größten Leistungen österreichischer Vergangenheitsbewältigung haben darin bestanden, der Welt klarzumachen, daß Adolf Hitler ein Deutscher und Mozart ein Österreicher war.""

Ach, war das nicht so? :-)
Re: War Mozart ein Deutscher ?
ανδρέας schrieb am 18.11.2009 um 22:05 Uhr (Zitieren)
>>> Man sagt ja auch: "Die beiden größten Leistungen österreichischer Vergangenheitsbewältigung haben darin bestanden, der Welt klarzumachen, daß Adolf Hitler ein Deutscher und Mozart ein Österreicher war." <<<

Ich kenne das Zitat. Da war aber von Beethoven die Rede. Mozart steht da außer Zweifel ...

Und ich wußte, dass das kommt ...
Re: War Mozart ein Deutscher ?
Γραικίσκος schrieb am 18.11.2009 um 22:10 Uhr (Zitieren)
Waren nicht zu Mozarts Zeiten die Österreicher noch Teutsche?
Selige Zeiten - er mußte sich gar nicht entscheiden!
Heute immerhin ... können wir Kornelia noch gut verstehen. Ob das in 200 Jahren noch so sein wird? Arik Brauer, Kurt Sowinetz & Co. geben mir zu denken.
Re: War Mozart ein Deutscher ?
ανδρέας schrieb am 18.11.2009 um 22:19 Uhr (Zitieren)

Ich denke eher, dass bei der heutigen Mobilität ein stärkere Vermischung entstehen wird. Die nationalen Trennungen verschwimmen dann auch sprachlich, zumindest in Europa. Mozart ist zwischen Baiern (damals noch ohne Y) und Österreich gependelt und hat sich zeitweilig in München recht wohl gefühlt.
Die Briten feiern "ihren" Händel, die Amerikaner führen jeden eingebürgerten Nobelpreisträger als Landsmann.
Ubi bene ibi patria ...
Re: War Mozart ein Deutscher ?
διψαλέος schrieb am 18.11.2009 um 22:24 Uhr (Zitieren)
Mozart ist als Untertan des Fürsterzbischofes von Salzburg geboren worden!
und das gehörte zu der Zeit nachweislich NICHT zum Herrschaftsbereich der Habsburger, die zwar auch "Erzherzöge von Ober- und Niederösterreich" waren,
aber immerhin auch Staatsoberhäupter des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation".
Mozart hat sich Zeit seines Lebens immer als der "deutschen Nation" zugehörig gefühlt.
"Staatsbürger" im heutigen Sinne gab es damals nicht, nur Untertanen eines Fürsten.
Übrigens..
Der Erzbischof von Salzburg war damals der "Primas Germaniae".
(und ist es eigentlich heute noch..., de jure)
Re: War Mozart ein Deutscher ?
ανδρέας schrieb am 18.11.2009 um 22:32 Uhr (Zitieren)
Zum Erzbischof von Salzburg hatte Mozart eine dezidierte Meinung:

258. [an den Vater, 12. Juli 1783 ]
Ich hoffe nicht daß es nöthig ist zu sagen, daß mir an Salzburg sehr wenig und am Erzbischof gar nichts gelegen ist und ich auf beides sch ... und meine Lebtag mir nicht in Kopf kommen lasse, extra eine Reise hinzumachen, wenn nicht Sie und meine Schwester daselbst wären.
Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 232-234.
Re: War Mozart ein Deutscher ?
διψαλέος schrieb am 18.11.2009 um 22:41 Uhr (Zitieren)
@ανδρέας

das war zwar so, änderte aber nichts an der rechtlichen Stellung und dem Verhältnis Mozarts zu seinem "Herrn"
(im wahrsten Sinne des Wortes).
Mozart war Untertan, wurde dann sogar "Domestike", also eine Rangerhöhung!
Immerhin war er kein Leibeigener....
Re: War Mozart ein Deutscher ?
διψαλέος schrieb am 19.11.2009 um 07:02 Uhr (Zitieren)
Ergänzung:
Eigentlich ist "Österreich" die Kreation eines Preussens:
Bismarcks!
im Jahre 1866...

Eigentlich hat sich "Österreich" selbst aus "Deutschland" heraus katapultiert:
durch das starrsinnige Beharren der Habsburger auf
die Königskronen der Ungarn und der Tschechen.
(Kaiser Ferdinand (1835-1848):" Ich bin Kaiser und will Knödel.")

Im Laufe des Tages mehr...

(Oft erinnert mich das alles an die Geschichte des alten Hellas...)
Re: War Mozart ein Deutscher ?
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 19.11.2009 um 08:14 Uhr (Zitieren)
Ja, Salzburg war lange Erzbistum, wir im Berchtesgadener-Land waren lange (bis 1803) Fürstprobstei und reichsunmittelbar mit eigenen Fürstprobst. Berchtesgaden hatte immer wieder Probleme mit dem großen Salzburg damals, z.T. auch kriegerisch, insbesondere wegen des Salzes......
Aber das nur nebenbei, in der heutigen Zeit ist unser Verhältnis zum nahen Salzburg sehr gut, wir sind froh, dass wir so eine schöne Kulturstadt mit vielen Möglichkeiten in der Nähe haben.
Aber das nur nebenbei...
Wenn ihr mal nach Salzburg kommt, besucht nicht nur Mozart´s Geburthaus, sondern auch das Schloß Hellbrunn mit den Wasserspielen (von Fürstbischof Sitticus von Salzburg erbaut). Da sieht man, dass die Fürstbischöfe auch Humor hatten :-)
Re: War Mozart ein Deutscher ?
andreas schrieb am 19.11.2009 um 08:49 Uhr (Zitieren)

>>> (Kaiser Ferdinand (1835-1848):" Ich bin Kaiser und will Knödel.") <<<

Dem Manne wurde einige Zitate zugeschrieben, die - man nannte ihn auch "Gütinand der Fertige" (Ferdinand der Gütige)- sicher nicht alle so stattgefunden haben. Währed der Märzrevolution musste er vorübergehend flüchten. Dazu gibt es ein kleine Geschichte:


Ferdinand betrachtet mit Kanzler Metternich von einem Fenster der Hofburg aus eine große aufgebrachte Menge und fragt Metternich „Was mach'n denn all die viel'n Leut' da? Die san so laut!“ Dieser antwortet: „Die machen eine Revolution, Majestät.“ Ferdinand drauf erstaunt und konsterniert: „Ja, dürfen's denn des?“

Re: War Mozart ein Deutscher ?
Ὑληβάτης schrieb am 19.11.2009 um 21:20 Uhr (Zitieren)
Aha. Mozart schreibt also: "extra eine Reise hinzumachen" - das klingt so modern! Allein das "extra"!
Re: War Mozart ein Deutscher ?
ανδρέας schrieb am 19.11.2009 um 21:33 Uhr (Zitieren)

"Modern" ist auch sein deftiger Stil:

... an Salzburg sehr wenig und am Erzbischof gar nichts gelegen ist und ich auf beides sch ...

Das SCH-Wort hat er wohl öfter mal gebraucht.
Re: War Mozart ein Deutscher ?
Ὑληβάτης schrieb am 19.11.2009 um 21:45 Uhr (Zitieren)
Da bekommt das "hinmachen" eine ganz neue Nuance! :oD
Re: War Mozart ein Deutscher ?
ανδρέας schrieb am 19.11.2009 um 22:08 Uhr (Zitieren)

Es hat eigentlich nichts mit Griechisch zu tun. Aber mir war beim Lesen seiner Briefe aufgefallen, dass Mozarts Sprache doch in einem gewissen Kontrast zu seiner Musik zu stehen scheint. Seine Ausdrucksweise ist jedenfalls recht vital ...das passt allerdings zur Musik. Und die kleine Deutsch-Österreichische Provokation ist ja auch nicht schlimm.
Re: War Mozart ein Deutscher ?
διψαλέος schrieb am 19.11.2009 um 23:02 Uhr (Zitieren)
@ανδρέας
Mozart hat sich ganz einfach im Stile seiner Zeit ausgedrückt, nichts besonderes...
Die Sprache war zu der Zeit in unseren Ohren ein wenig unflätig,
das verstärkte sich noch im Laufe der französischen Revolution bis hin zu einer sehr äußerst vulgären Ausdrucksweise...
 
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