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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Herodot über den Ring des Polykrates #1 (502 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 02.07.2021 um 18:22 Uhr (Zitieren)
Herodot III 39-43:

Die Geschichte spielt, kurz bevor „Kambyses gegen Ägypten zog“; der persische Großkönig Kambyses II. eroberte Ägypten im Jahre 525 v.u.Z.
39. [...] Polykrates [von Samos] hatte sich in einem Aufruhr zum Herrn gemacht und anfangs die Stadt in drei Teile geteilt, die er mit seinen Brüdern Pantagnotos und Syloson gemeinsam beherrschte. Später aber tötete er den einen und vertrieb den anderen, nämlich den jüngeren Syloson. So war er Herr von ganz Samos. Er schloß Freundschaft mit Amasis, dem König von Ägypten, sandte Geschenke und erhielt andere von ihm. Bald dehnte sich die Macht des Polykrates weiter aus, und man sprach von ihm in Ionien und in ganz Hellas. Wohin er auch ins Feld zog, stets kämpfte er glücklich. Er hatte eine Flotte von hundert Fünfzigruderern und ein Heer von tausend Bogenschützen, und alles ohne Unterschied verwüstete er. Ja, er sagte, man verdiene sich den Dank seiner Freunde eher, wenn man ihnen ihr entrissenes Land zurückgäbe, als wenn man es ihnen niemals nehme.

Viele Inseln hatte er schon erobert und viele Städte des Festlands. So besiegte er auch die Lesbier in einer Seeschlacht, als sie mit ihrer ganzen Macht Milet zu Hilfe kommen wollten. Die Gefangenen mußten ihm den ganzen Graben rings um die Mauer von Samos graben.

40. Auch zu Amasis drang die Kunde von den großen Erfolgen des Polykrates. Aber ihn machten sie besorgt. Und als sein Glück immer weiter andauerte, schrieb er folgenden Brief und sandte ihn nach Samos:
„Amasis spricht zu Polykrates: süß ist es zu hören, daß ein guter Freund glücklich ist; aber deine vielen Erfolge wollen mich nicht froh machen, denn ich weiß, daß die Götter neidisch sind. Ich wünsche mir und denen, die ich liebe, daß uns nur einiges gelingt und anderes mißlingt. Ein wechselndes Los ist besser als ein dauerndes Glück. Immer noch habe ich gehört, daß ein Mensch, dem alles wohlgeriet, zuletzt ein furchtbares Ende genommen hat. Folge mir und tue folgendes gegen dein Glück! Sinne nach, was dir das Liebste auf Erden ist und um dessen Verlust du am tiefsten trauern würdest. Das wirf fort, so daß es nie wieder in menschliche Hände kommt. Und wenn auch dann noch nicht Glück und Unglück bei dir wechseln, so hilf dir zum zweitenmal mit dem, was ich dir hier geraten habe.“

41. Polykrates las den Brief und erkannte wohl, wie gut ihm Amasis riet. Er dachte nach, um welches seiner Kleinode er wohl am tiefsten bekümmert sein würde, wenn er es verlöre. Da verfiel er denn auf den Ring, den er trug. Es war ein goldener Siegelring mit einem Smaragd, ein Werk des Samiers Theodoros, Sohn des Telekles. Er beschloß, diesen Ring fortzuwerfen, und ließ einen Fünfzigruderer bemannen, bestieg ihn und gab den Befehl, aufs Meer hinauszufahren. Als das Schiff weit von der Insel entfernt war, zog er den Ring ab und warf ihn vor den Augen aller Mitfahrenden hinaus ins Meer. Dann fuhr er heim, ging in seinen Palast und trauerte.

 
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