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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ein Problem mit der Mutter (376 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 28.07.2021 um 18:18 Uhr (Zitieren)
Sueton, Tiberius 50 f.:
[...] Seine Mutter Livia mochte er nicht, weil sie angeblich gleiche Anteile an der Herrschaft forderte, da sie ihr zustünden [matrem Liviam gravatus velut partes sibi aequas potentiae vindicantem]; er mied es, ihr ständig über den Weg zu laufen, ebenso mied er längere Gespräche mit ihr unter vier Augen, damit nicht der Anschein erweckt werde, er richte sich nach ihren Ratschlägen, auch wenn er sie manchmal nötig hatte und beherzigte.

Sehr unwillig zeigte er sich darüber, daß man im Senat beschlossen hatte, seinen Titeln neben der Bezeichnung „Sohn des Augustus“ noch „Sohn der Livia“ hinzuzusetzen. Und so duldete er nicht, daß sie „Mutter des Vaterlandes“ genannt wurde [quare non parentem patriae appellari], und auch nicht, daß sie öffentlich eine hohe Ehrung erhielt. Ja, er hat sie sogar häufig ermahnt, sich aus bedeutenderen und einer Frau nicht zukommenden [nec feminae convenientibus] Aufgaben herauszuhalten, besonders in dem Moment, als er bemerkte, daß sie bei einem Brand in unmittelbarer Nachbarschaft des Vestatempels sogar persönlich gekommen war und die Menge der Soldaten ermahnte, mit etwas mehr Eifer anzupacken; denn so war sie es zu Lebzeiten ihres Gatten gewohnt gewesen, und das tat sie nun weiterhin.

Seitdem steigerte er sich in offene Feindschaft hinein [dehinc ad simultatem usque processit]; wie es heißt, aus folgendem Grund. Als sie zu oft in ihn drang, jemanden, dem das römische Bürgerrecht verliehen worden war, in die Deku-rien der Richter aufzunehmen, sagte er, er werde es nur unter der Bedingung tun, daß sie erlaube, in der Liste den Vermerk hinzuzusetzen, ihm sei diese Aufnahme von seiner Mutter abgerungen worden. Und darüber war sie so aufgebracht, daß sie einige Briefe, die Augustus an sie geschrieben hatte und in denen er sich darüber ausließ, wie er einem Menschen alles verleide und wie unausstehlich er sei [de acerbitate et intolerantia morum eius], aus ihrem Heiligtum [e sacrario] hervorholte und verlas.

Darüber, daß sie diese Briefe so lange aufbewahrt und ihm dann so feindselig vorgehalten hatte, war er so arg aufgebracht, daß einige darin den für ihn gewichtigsten Grund für seine Abreise aus Rom sehen. (1) Jedenfalls hat er sie während der drei Jahre, die er von Rom abwesend war und während derer seine Mutter noch lebte, nur einmal und da auch nicht länger als ganz wenige Stunden an einem einzigen Tag gesehen.

Und später, als sie erkrankt war, machte er sich nicht die Mühe, in ihrer Nähe zu sein; als sie verstorben war, ließ er mehrere Tage verstreichen, während er noch hoffen ließ, er werde kommen; sie wurde erst beigesetzt, nachdem der Leichnam bereits zusammengefallen und in Verwesung übergegangen war; schließlich verhinderte er, daß sie unter die Götter aufgenommen wurde, unter dem Vorwand, sie habe das selbst verfügt.
Ihr Testament erklärte er für ungültig und demütigte innerhalb kurzer Zeit Freunde und Vertraute, denen sie sterbend auch aufgetragen hatte, sich um ihre Bestattung zu kümmern. Einen von diesen, einen Mann aus dem Ritterstand, hat er zur Zwangsarbeit am Schöpfrad verurteilt [uno ex iis, equestris ordinis viro, et in antliam condemnato].

(1) Tiberius hat im Jahre 27 u.Z. seinen Wohnsitz dauerhaft von Rom auf die Insel Capri verlegt.
 
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