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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Bücher, Bibliotheken und Buchdruck #1 (293 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 19.08.2021 um 13:11 Uhr (Zitieren)
[...] Neben dem Museum schuf sich Ptolemäus I. ein dauerndes Denkmal in seiner großen Bibliothek. Diese war eine Staatsbücherei verbunden mit einem staatlichen Unternehmen für Veröffentlichung auf einer bis dahin unerreichten Stufe. Sie sollte die gesamte Wissenschaft umfassen. Wenn ein Fremder ein unbekanntes Buch nach Ägypten brachte, so mußte er es für diese Sammlung abschreiben lassen; ein großer Stab von Abschreibern war dauernd beschäftigt, von all den bekannteren und notwendigeren Werken Abschriften zu machen.

Die Bibliothek stand, wie die heutigen Universitätsdruckereien, auch mit dem Auslande in Verkehr. Es wurde eine Art Buchhandel betrieben. Unter Kallimachos, dem obersten Bibliotheksverwalter zur Zeit Ptolemäus‘ II. und III., wurde das Einordnen und Katalogisieren der Sammlungen systematisch durchgeführt.

In jenen Zeiten hatten, wir müssen daran erinnern, die Bücher keine Seiten, sondern standen auf einem zusammengerollten Blatt; wenn der Leser irgend eine besondere Stelle auffinden wollte, mußte er sehr langwierig vor- oder zurückrollen, ein ermüdender Vorgang, der überdies die Bücher recht abnützte. Man denkt sofort an eine einfache und nützliche kleine Maschine, durch die eine solche Rolle schnell für den Gebrauch hätte auf- und abgerollt werden können; aber nichts dergleichen scheint angewendet worden zu sein. Jedesmal, wenn eine solche Rolle gelesen wurde, mußte sie von zwei schwitzenden Händen gehandhabt werden.

Um diese Zeitverschwendung abzukürzen, teilte Kallimachos lange Werke, z.B. die Geschichte des Herodot, in „Bücher“ oder Bände (wie wir heute sagen würden), von denen jeder auf einer besonderen Rolle stand.

Die Beschaffung von Wohnungen und Lebensmitteln für diese Besucher aus allen Teilen der Welt wurde ein wichtiger Erwerbszweig für die Bevölkerung Alexandrias.

Es ist merkwürdig, zu beobachten, wie langsam die „Technik“ des geistigen Lebens vorwärts schreitet. Vergleichen wir die Annehmlichkeiten eine gewöhnlichen Bibliothek in einem englischen Mittelstandshause, wie etwa die, welche der Schreiber dieses Buches benützt, mit den unbequemen und unzulänglichen Hilfsmitteln eines Schriftstellers in Alexandria. Man lernt einsehen, wieviel Zeit, Körperkraft und Aufmerksamkeit jahrhundertelang verschwendet wurden. Vor dem Schreiber dieses Buches liegt ein halbes Dutzend Bücher, und drei hiervon haben gute Indexe. Man kann jedes dieser Bücher schnell aufnehmen, schnell eine Stelle nachlesen, ein Zitat nachprüfen und wieder weiterschreiben. Man vergleiche damit das langwierige Entfalten einer Handschriftrolle. Bequem zur Hand sind zwei Enzyklopädien, ein Wörterbuch, ein Weltatlas, ein biographisches Lexikon und andere Hilfsbücher. Sie haben zwar keine Randindexe, aber vielleicht ist dies für unsere Zeit noch zu viel verlangt.

Solche Hilfsquellen gab es in der Welt um 300 v. Chr. noch nicht. Alexandria war eben daran, die erste Grammatik und das erste Wörterbuch herzustellen.

(H. G. Wells: Die Weltgeschichte. 3 Bde. Berlin/Wien/Leipzig 1928; Bd. 1, S. 414-419)
Re: Bücher, Bibliotheken und Buchdruck #1
Γραικύλος schrieb am 19.08.2021 um 18:34 Uhr (Zitieren)
die Annehmlichkeiten eine gewöhnlichen Bibliothek --> die Annehmlichkeiten einer gewöhnlichen Bibliothek
 
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