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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Perser und die Demokratie (273 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 01.09.2021 um 16:18 Uhr (Zitieren)
Gleich an zwei Stellen seines Werkes bringt Herodot die Perser mit der Einführung der Demokratie in Verbindung: III 80 und VI 43.

1.
Herodot läßt in der folgenden Szene einige führende Perser zur Zeit des Kambyses im Zusammenhang mit einer Verschwörung eine Diskussion über die Art der neu einzurichtenden Staatsform führen.
[...] 80 Als sich die Erregung gelegt hatte und fünf Tage vergangen waren, hielten die Verschwörer gegen die Mager Rat über das Schicksal des Reiches; und es wurden dabei Reden gehalten, die zwar einige Griechen für unglaubwürdig ansehen, die aber doch gesprochen worden sind. Otanes riet, die Regierungsgewalt in die Hände der Gesamtheit der Perser zu legen [ἐκέλευε ἐς μέσον Πέρσῃσι καταθεῖναι πρήγματα]; er sagte folgendes: „Mir scheint, ein einzelner von uns darf nicht Alleinherrscher werden; das ist nicht erfreulich und gut für uns. Ihr seht alle, wie weit der Frevelmut des Kambyses gegangen ist. Auch unter dem Übermut des Magers hattet ihr zu leiden. Wie kann die Alleinherrschaft eine wohlgeordnete Einrichtung sein, wenn es darin dem König erlaubt ist, ohne Verantwortlichkeit zu tun, was er will. Auch wenn man den Allerbesten zu dieser Stellung erhebt, würde er seiner früheren Gesinnung untreu werden. Selbstüberhebung befällt ihn aus der Fülle von Macht und Reichtum, und Neid ist dem Menschen von Anfang schon angeboren. Mit diesen Eigenschaften besitzt er aber auch schon alle anderen Laster. Aus Selbstüberhebung und Neid begeht er viele Torheiten. Freilich sollte gerade ein Alleinherrscher ohne alle Mißgunst sein; besitzt er doch alle Güter. Aber seinen Mitbürgern gegenüber zeigt er sich als das Gegenteil. Er beneidet die Besten um ihr bloßes Dasein und Leben, er freut sich über die schlechtesten Bürger und ist gern bereit, auf Verleumdungen zu hören. Und was am allerwenigsten zusammenpaßt: Wenn man ihn in maßvoller Weise bewundert, ärgert er sich, daß man ihm nicht ehrerbietig genug begegnet; erweist man ihm aber höchste Achtung, dann ärgert er sich, daß man ihm schmeichelt. Das Schlimmste aber sage ich jetzt erst: Er rührt an den altüberlieferten Ordnungen, er vergewaltigt Frauen und tötet ohne Richterspruch. Wenn dagegen die Menge herrscht, hat dieses Regiment zunächst den allerschönsten Namen: Gleichheit vor dem Gesetz (ἰσονομία). Außerdem aber ist sie von allen den Fehlern frei, die die Alleinherrschaft aufweist. Sie besetzt die Ämter durch das Los, die Verwalter der Ämter sind verantwortlich; alle Beschlüsse werden der Gesamtheit vorgelegt. So meine ich also: Wir schaffen die Alleinherrschaft ab und geben der Menge die Macht; denn auf der Masse des Volkes ruht der ganze Staat!“


2.
43 Gleich bei Frühlingsanfang, als die anderen Feldherrn vom König abberufen wurden, kam Mardonios, der Sohn des Gobryas, mit einem starken Heer und einer zahlreichen Flotte ans Meer. Er war ein junger Mann und hatte erst kürz-lich Artozostra geheiratet, die Tochter des Königs Dareios. Als Mardonios mit diesem Heer in Kilikien angelangt war, bestieg er selbst ein Schiff und fuhr mit der Flotte weiter. Andere Feldherrn führten das Landheer zum Hellespont.
Als Mardonios auf seiner Fahrt an der Küste Kleinasiens entlang auch Ionien berührte, da will ich etwas berichten, großartig und wunderbar für die Griechen, die es nicht glauben wollen, daß Otanes damals den persischen Sieben die Einführung der Demokratie in Persien [δημοκρατέεσθαι Πέρσας] vorgeschlagen hat. Mardonios setzte nämlich alle Tyrannen in den ionischen Städten ab und richtete Demokratien ein [δημοκρατίας κατίστα τὰς πόλιας]. Dann fuhr er weiter nach dem Hellespont.

Damit tritt Herodot auch dem Klischee von der persischen Sklavengesinnung entgegen.
Re: Die Perser und die Demokratie
Γραικύλος schrieb am 01.09.2021 um 16:31 Uhr (Zitieren)
τὰς πόλιας --> ἐς τὰς πόλιας
 
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