Γραικύλος schrieb am 04.09.2021 um 15:30 Uhr (Zitieren)
Hesiod, Theogonie V. 887-901:
Re: Die komplizierte Geburt der Athene
Γραικύλος schrieb am 05.09.2021 um 15:17 Uhr (Zitieren)
Nach einer anderen Version, deren Quelle ich leider nicht finde, verschlingt Zeus seine erste Gattin Metis sogar, wodurch er deren Klugheit erwirbt. Das klingt extrem archaisch ... und "ist zudem eine motivische Wiederholung der Kronos-Episode" (DNP s.v. Metis).
Re: Die komplizierte Geburt der Athene
Γραικύλος schrieb am 05.09.2021 um 15:20 Uhr (Zitieren)
Oh, nach dem Kleinen Pauly geht das aus der zitierten Hesiod-Stelle hervor! Ich habe das zweifache "und tat sie hinein in seinen eigenen Leib" auf Athene bezogen, nicht auf Metis.
Re: Die komplizierte Geburt der Athene
Marcella schrieb am 07.09.2021 um 11:56 Uhr (Zitieren)
Der Sohn bleibt interssanterweise ungeboren.
Dieser Zeus-Metis-Hybrid scheint dem Verschlingenden ein optimiertes Modell zu sein.
Kommt davon die Redensart: Er hat die Klugheit mit Löffeln gefressen?
Γραικύλος schrieb am 07.09.2021 um 14:38 Uhr (Zitieren)
Ich komme immer noch nicht darüber hinweg, wie diese Hesiod-Stelle gedeutet wird. Daß Zeus Athene aus sich geboren hat, habe ich nicht so verstanden, daß er dazu die M utter mit verschlungen hat.
Doch es gibt da anscheinend einen Konsens.
Re: Die komplizierte Geburt der Athene
Bukolos schrieb am 08.09.2021 um 11:57 Uhr (Zitieren)
Wenn man die durch Konjunktionen bzw. Temporaladverb bestimmten Zeitverhältnisse im Text der Verse 888-91 (ὅτε ... ἔμελλε ... | τέξεσθαι, τότ᾽ ἔπειτα ... | ... ἐσκάτθετο) und 895-899 (ἤμελλεν τέξεσθαι ...· ... πρόσθεν ... ἐσκάτθετο) ernstnimmt, dann hat die Geburt noch nicht stattgefunden, als Zeus das - freilich nicht oder nur durch Pronomen ausgedrückte - Objekt in sich aufnimmt. Naheliegend wäre, darin die Mutter zu sehen. Das hat allerdings der Übersetzer der Tusculumausgabe (Berlin ⁵2012), Albert von Schirnding, in Bezug auf die erste Stelle nicht so gesehen ("nahm in den eigenen Leib das Kind, sie mit Worten betörend"). Erst in 899 verschlingt Zeus die Metis nach von Schirndings Interpretation. Anders Otto Schönberger in der Reclamausgabe (Stuttgart 2018): "da täuschte er sie listig mit schmeichelnden Worten und barg Metis ... in seinem Leib." Schönberger verweist in den Anmerkungen auf bei Galen überlieferte Verse, die möglicherweise aus den möglicherweise von Hesiod verfassten Melampodia stammen (frg. 343, Fragmenta Hesiodea ed. Merkelbach/West, Oxford 1967). Hier ist der Ablauf eindeutig: Zeus platziert Metis in seinem Leib, Metis wird schwanger mit Athene, Zeus gebiert Athene aus seinem Kopf:
Re: Die komplizierte Geburt der Athene
Γραικύλος schrieb am 08.09.2021 um 14:16 Uhr (Zitieren)
Daß die Geburt zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht stattgefunden hat, ist ein wichtiges Argument, die Parallelstelle ein weiteres.