Im Zusammenhang mit der Auflösung der Ehe, der Frauen- und Kindergemeinschaft sowie dem Ausleseprinzip im idealen Staat heißt es:

Wenn aber, denke ich, Frauen und Männer erst das Alter der Fruchtbarkeit überschritten haben, dann wollen wir letzteren frei lassen, sich zu vermischen [συγγίγνεσθαι], mit welcher sie wollen, nur mit keiner Tochter oder Mutter oder Tochterkind oder über die Mutter hinaus, und den Frauen ebenfalls, nur mit keinem Sohn oder Vater und die mit diesen in auf- und jenen in absteigender Linie zusammenhängen. Und nachdem wir ihnen dies alles anbefohlen haben, mögen sie dann dafür sorgen, am liebsten nichts Empfangenes, wenn sich dergleichen findet, ans Licht zu bringen, sollte es aber nicht zu verhindern sein, dann es so zu behandeln, als sei für ein solches keine Nahrung vorhanden.

Auch das, sagte er, ist der Sache angemessen verordnet. Aber ihre Väter und Töchter und was du sonst eben anführtest, wie sollen sie denn die erkennen [πῶς διαγνώσονται ἀλλήλων]?

Gar nicht [Οὐδαμῶς], sprach ich, sondern soviel Kinder geboren werden im zehnten oder auch im siebten Monat (1) von jenem Tage an, da einer Ehemann geworden ist, all diese soll er die männlichen Söhne und die weiblichen Töchter nennen und sie ihn Vater, und so auch die Kinder von diesen Enkel und sie ihn Großvater und so auch Großmutter, und die in der Zeit geborenen, in der ihre Väter und Mütter noch fruchtbar waren, Brüder und Schwestern; so daß die bisher angeführten einander nicht berühren dürfen, Brüdern aber und Schwestern wird das Gesetz gestatten, einander beizuwohnen [Ἀδελφοὺς δὲ καὶ ἀδελφὰς δώσει ὁ νόμος συνοικεῖν], wenn das Los so fällt und die Pythia es bestätigt (2).

Vollkommen richtig, sagte er.

(Der Staat 461b-e)

(1) Nach allgemeiner Ansicht der griechischen Medizin konnten Achtmonatskinder nicht überleben.
(2) die Apollo-Priesterin in Delphi als Ratgeberin in religiösen Fragen