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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ariadne und Dionysos, lang #1 (385 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 09.09.2021 um 15:29 Uhr (Zitieren)
Weitaus ausführlicher schildert der spätantike Nonnos die Begegnung von Ariadne und Dionysos:
3. Nonnos: Dionysiaka

Und der üppige Bakchos verließ des Stromes Ilissos
Süße Wellen und zog zum Rebengelände von Naxos.
Um ihn schwang die Flügel der kecke Eros, und Kypris
Eilte Lyaios (1) voran, ihn zur Vermählung zu leiten.
Hatte der grausame Theseus doch eine schlafende Jungfrau,
Ihrer Heimat beraubt, am Strande verlassen, und selber
War er von dannen gesegelt, nicht achtend seiner Gelübde.
Bakchos sah Ariadne dort schlafend verlassen, und Staunen
Mischte sich mit Begierde in ihm, und voller Verwundrung
Sprach er behutsam zu den reigenschlingenden Bakchen:
„Rasselt nicht mit den Pauken, ihr Bassariden, es schalle
Weder Syrinx noch Schritt, laßt diese Kypris entschlummert.
Aber sie trägt nicht den Gürtel, das Zeichen der Göttin von Kypros:
Eine Charis, so wähn ich, vermählt sich dem listigen Hypnos.
Aber wenn Eos sich zeigt und hell der Morgen emporsteigt,
Weckt aus dem Schlafe die schöne Pasithea. Aber in Naxos
Wer hat die nackende Charis bekleidet? ist sie wohl Hebe?
Aber wem ließ sie den Becher der Seligen? Liegt da am Strande
Strahlend die Rinderhirtin, die leuchtende Göttin Selene?
Warum schläft sie denn nicht an ihres Endymion Seite?
Oder erblick ich am Strande die silberfüßige Thetis?
Aber nicht nackt ist ihr rosiger Leib, und darf ich es sagen,
Ruht wohl die naxische Göttin der Pfeile dort, müde vom Jagen,
Abgewaschen im Meer den Schweiß nach der Hetze des Wildes.
Immer erzeugt ja Mühsal so süßen Schlummer. Doch wer schon
Sah mit langen Gewändern im Walde Artemis? Bakchen,
Haltet! Maron (2), bleib stehen! Tanzt hier nicht. Hemme dein Spielen,
Lieber Pan, sonst störst du den Morgenschlaf Pallas Athenes.
Aber wem ließ denn Pallas die Lanze, wer trägt denn statt ihrer
Nun den ehernen Helm und die Aigis der Tritogeneia?“

So sprach Bakchos. Vom Sande erhob sich aus fliehendem Schlummer
Rasch erwachend das arme, verliebte, unselige Mädchen
Und sah keine Flotte und keinen treulosen Gatten.
Wie ein Eisvogel klagte da laut die kydonische Jungfrau,
Und nur das Brausen der Brandung klang wie Erinnrung der Liebe.
Laut rief sie den Jüngling mit Namen, sie raste am Strande,
Spähte nach einem Frachtschiff und zürnte dem neidischen Schlafe,
Grollte der Paphia, aber noch mehr deren Mutter, dem Meere.
Und den Boreas-Wind beschwor sie, noch einmal zum Strande von Naxos
Den Geliebten zu führen, das teure Schiff zu erblicken.
Heißer noch flehte sie an den harten Aiolos; nickend
Hörte er auf ihr Flehen; dem Gegenwinde befahl er
Günstig zu wehen, doch nicht um das sehnsuchtgepeinigte Mädchen
Kümmerte Boreas sich, der glücklos verliebte; es grollten
Ihrerseits auch der Jungfrau die eifersüchtigen Lüfte,
Die gerade das Schiff nach Attika trieben. Voll Staunen
Sah selbst Eros die Jungfrau; auf trauerfeindlichem Naxos
Wähnte er Aphrodite in Jammer und Tränen zu sehen.
Doch nur noch herrlicher machte der Schmerz das Mädchen, ihr Leiden
Schuf sie in ihrem Kummer nur schöner; die lachende Kypris
Mußte bei einem Vergleich trotz reizvollem Lachen ein wenig
Weichen der schluchzenden Jungfrau, und von den Tränen des Mädchens
Auch die Augen der Peitho (3), des Eros und die der Chariten.
Endlich aber entfuhren der weinenden Jungfrau die Worte:

„Süßer Schlaf befiel mich, bis Theseus, der süße, enteilte.
Doch er verließ mich, so lang ich mich noch freute; im Schlafe
Sah Kekropien ich, und im Gehöfte des Theseus
War für Ariadne Gesang und üppige Hochzeit
Und ein Reigen dazu. Ich zierte mit fröhlichen Händen
Den Altar der Eroten mit blühenden Frühlingsgewinden,
Und mich schmückte ein Brautkranz; in meiner Nähe war Theseus
Festlich in Bräutigamskleidern und brachte Kypris ein Opfer.
Ach, wie süß war doch der Traum, nun ist er entflohen
Weit hinweg und ließ mich als Jungfrau. Verzeih mir, o Peitho!
Das bescherte mir alles das nächtige, bräutliche Dunkel,
Und das raubte mir alles das Licht der neidischen Eos.
[ταῦτά μοι ἀχλυόεσσα γαμοστόλος ὤπασεν ὀρφνή,
καὶ φθονερὴ τάδε πάντα φαεσφόρος ἥρπασεν Ἠώς.]

(XLVII 265-471)

(1) Sorgenbrecher, Beiname des Dionysos
(2) Wagenlenker des Dionysos
(3) Göttin der Überredung
 
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