α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die letzten Worte des Epiktet an seinen Sohn #3 (360 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 18.10.2021 um 14:04 Uhr (Zitieren)
Voltaire schließt:
Der Sohn:
Mein Vater, sie tun doch dauernd Wunder. (Hier lächelt der gute alte Epiktet spöttisch.) Du lächelst spöttisch, mein Vater, du zuckst die Achseln.

Epiktet:
Ach! Einem Sterbenden ist wohl kaum zum Lachen zumute, doch du zwingst mich dazu, mein armes Kind. Hast du Wunder gesehen?

Der Sohn:
Nein, doch sie haben mit Männern gesprochen, die wieder mit Frauen gesprochen haben, die da sagten, ihre Gevatterinnen hätten welche gesehen. Und dann diese schöne Moral der Juden, die keine Vorhaut haben und die von Kopf bis Fuß gewaschen werden.

Epiktet:
Und wie sehen denn die moralischen Gebote dieser Leute aus?

Der Sohn:
1. Ein reicher Mann kann kein guter Mensch sein, und für ihn ist es schwerer, in das Himmelreich oder das Paradies zu gelangen als für ein Kamel, durch ein Nadelöhr zu gehen; und somit müssen die Reichen all ihre Güter den Bettlern geben, die von diesem Königreich oder diesem Garten predigen.
2. Keiner ist glücklich außer den Toren, die da geistig arm sind.
3. Daß ein jeder, der nicht der Gemeinschaft der Bettler gehorcht, wie ein Steuereinnehmer zu verabscheuen ist.
4. Daß, so man seinen Vater, seine Mutter und seine Geschwister nicht haßt, man keinen Anteil am Königreich oder Garten hat.
5. Man soll das Schwert und nicht den Frieden bringen.
6. So man eine Hochzeit feiert, soll man alle Vorübergehenden zwingen, zur Hochzeit zu kommen, und wer kein Hochzeitsgewand trägt, soll draußen in ein finsteres Verlies geworden werden.

Epiktet:
Ach! du mein törichtes Kind, vorhin hätte ich mich beinahe zu Tode gelacht, jetzt aber fühle ich, daß ich durch dich vor Empörung und Schmerz sterben werde. Wenn die Unglücklichen, von denen du sprichst, den Sohn des Epiktet zu betören vermögen, so werden sie noch viele andere verführen. Ich sehe entsetzliches Unglück über die Welt hereinbrechen. Sind diese Besessenen groß an Zahl?

Der Sohn:
Ihre Zahl wächst mit jedem Tag; sie haben eine gemeinsame Kasse, aus der sie einige Griechen dafür bezahlen, daß diese für sie schreiben. Sie haben Mysterien erfunden; sie fordern ein unverletzbares heiliges Geheimnis; sie haben Erleuchtete eingesetzt, die alle ihre Angelegenheiten entscheiden und nicht dulden, daß die Angehörigen der Sekte jemals vor Gericht klagen.

Epiktet:
Imperium in imperio. Du bist verloren, mein Sohn.

(Voltaire, Kritische und Satirische Schriften. München 1970, S. 173-177)

 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Löwe

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.