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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Wiedergeburt (939 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 10.12.2009 um 19:27 Uhr (Zitieren)
ἤδη γάρ ποτ' ἐγὼ γενόμην κοῦρός τε κόρη τε
θάμνος τ' οἰωνός τε καὶ ἔξαλος ἔλλοπος ἰχθὑς.

(Empedokles, Fragm. 117 bei Diels: Fragmente der Vorsokratiker)

Das ergibt doch keinen Sinn, oder? Ich war ein Mädchen, eine Pflanze, ein Vogel, ein Fisch ...
Was soll denn in einer solchen Aussage "ich" bedeuten? Ich weiß doch, was ich bin, und ich bin nichts dergleichen, sondern ein in die Jahre gekommenes menschliches Männchen.
Das mit der Wiedergeburt kapiere ich nicht.
Re: Wiedergeburt
ανδρέας schrieb am 10.12.2009 um 19:56 Uhr (Zitieren)

ἤδη γάρ ποτ' ἐγὼ ... ich war schon mal ein ... Junge ..Mädchen ...Gebüsch ... Vogel ... Fisch ...

bzieht sich doch auf die Vorexistenz (angenommen) - alles fließt und kommt in veränderter Form wieder (im atomaren Bereich sicher richtig)
Re: Wiedergeburt
Γραικίσκος schrieb am 10.12.2009 um 20:03 Uhr (Zitieren)
alles fließt und kommt in veränderter Form wieder

... aber ich doch nicht?
Re: Wiedergeburt
Γραικίσκος schrieb am 10.12.2009 um 20:11 Uhr (Zitieren)
Georg Christoph Lichtenberg

Rede eines Selbstmörders kurz vor der Tat aufgesetzt

Freunde! Ich stehe jetzo vor der Decke im Begriff sie aufzuziehen, um zu sehen ob es hinter derselben ruhiger sein wird als hier. Es ist dieses keine Anwandlung einer tollen Verzweiflung, ich kenne die Kette meiner Tage aus den wenigen Gliedern die ich gelebt habe zu wohl. Ich bin müde weiter zu gehen, hier will ich ganz ersterben oder doch wenigstens über Nacht bleiben. Hier nimm meinen Stoff wieder, Natur, knete ihn in die Masse der Wesen wieder ein, mache einen Busch, eine Wolke, alles was du willst aus mir, auch einen Menschen, aber mich nicht mehr. Dank sei es der Philosophie, daß mich jetzo keine fromme Possen in dem Zug meiner Gedanken stören. Genug, ich denke, ich fürchte nichts, gut, also weg mit dem Vorhang!

Ist das Gegenteil, daß ich wiederkehre, und zwar als Mädchen, Fisch, Pflanze, überhaupt denkbar?
Re: Wiedergeburt
ανδρέας schrieb am 10.12.2009 um 20:17 Uhr (Zitieren)

Es gibt ja Leute, die sich in Trance/Hypnose glauben, an ein Vorleben erinnern zu können. Das wäre dann Seelenwanderung ... (man beachte Switch-Komödien im Kino). Buddhisten und Hindus glauben das so öder ähnlich, nunja.

Aber natürlich reine Spekulation und nicht beweisbar. Denken kann man alles, aber es muss deshalb ja nicht stimmen.
Re: Wiedergeburt
Γραικίσκος schrieb am 10.12.2009 um 20:21 Uhr (Zitieren)
Man kann sich eben nicht alles denken, z.B. kein quadratischer Kreis, kein hölzernes Eisen - nichts, was sich in sich selbst widerspricht (sagen mag man es können, aber man kann sich nicht dabei denken).
Und ich als Fisch (d.h. nicht-ich), ist das nicht ein hölzernes Eisen?

(Daß es Reinkarnationstherapeuten gibt, die mit dergleichen Behauptungen ihren Kunden das Geld aus der Tasche ziehen, und daß es Kunden gibt, die darauf reinfallen, steht auf einem anderen Blatt.)
Re: Wiedergeburt
Γραικίσκος schrieb am 10.12.2009 um 20:24 Uhr (Zitieren)
Buddha hat übrigens - gemäß dem Pali-Kanon - jede Aussage über diesen Glauben, den er in seinem Heimatland Indien vorfand, abgelehnt: die Große Vierfache Verneinung: "Weder sage ich, daß es so ist, noch sage ich, daß nicht so ist, noch sage ich, daß es sowohl so ist als auch nicht so ist, noch sage ich, daß es weder so ist noch nicht so ist."
Aber das nur am Rande.
Re: Wiedergeburt
Γραικίσκος schrieb am 10.12.2009 um 20:25 Uhr (Zitieren)
... daß es nicht so ist ...
Re: Wiedergeburt
ανδρέας schrieb am 10.12.2009 um 20:26 Uhr (Zitieren)

Man denke sich einen Computer mit Bewusstsein (!!!) , der wegen beschädigter Hardware (=Lebewesen) verschrottet (=beerdigt) werden muss. Also sichert man seine Festplatte und gibt ihm neue Hardware (Kopieren, aufspielen, weitermachen …). Die Informationen würden dann in einer jungen Gestalt (= Reinkarnation ) weiterexistieren. In diesem Fall könnte sich das Bewußtsein sogar erinnern. Unsterblichkeit ! Könnte man das Bewusstsein und Wissen des Gehirns auf eine Festplatte kopieren und dann in einen neuen Körper (oje, da müsste dann einer auf sich verzichten, ob der das auch will?) transferieren hätten wir sicher einen neuen Markt und der nächste Krieg wäre vorprogrammiert!
Re: Wiedergeburt
Γραικίσκος schrieb am 10.12.2009 um 20:32 Uhr (Zitieren)
Das ginge, ja, mit all meinen Bewußtseinsinhalten (sofern das möglich ist). Aber das wollen wir doch einem Fisch oder einer Pflanze nicht unterstellen, oder? Und wie sollten selbst in einem Mädchen, einem Menschen also, all meine Bewußtseinsinhalte (notabene: die eines älteren Mannes) enthalten sein?
Re: Wiedergeburt
ανδρέας schrieb am 10.12.2009 um 20:39 Uhr (Zitieren)

Tja, das wäre sicher ein Problem, schon wegen der Identität, die ja Teil des Bewußtseins ist. Wenn das neu geformt wird, hat Wiedergeburt wenig Sinn, weil man sich ja als jemand anderen empfindet. Bei den Hindus wird man ja bei schlechter Führung degradiert und reinkarniert als niederes Wesen , z.B. als Insekt, das den Abtritt der Menschen begleitet oder als Wurm oder Gottogottogottogott was noch alles ...
Re: Wiedergeburt
Γραικίσκος schrieb am 10.12.2009 um 20:47 Uhr (Zitieren)
Wenn das neu geformt wird, hat Wiedergeburt wenig Sinn, weil man sich ja als jemand anderen empfindet.

Exakt dies meine ich.
Re: Wiedergeburt
ανδρέας schrieb am 10.12.2009 um 20:54 Uhr (Zitieren)

Ich teile diese Meinung ja auch und halte Seelenwanderung oder Wiedergeburt auch nicht für real. Ein reines Gedankenspiel mit Hoffnung auf Weiterexistenz. Eine der zahlreichen Theorien über das unentdeckte Land, von dem kein Sterblicher je zurückgekommen ist ... (wo bleibt die Seele bis zur Reinkarnation eigentlich ? Gibt`s da einen Wartesaal?)
Re: Wiedergeburt
Γραικίσκος schrieb am 10.12.2009 um 21:00 Uhr (Zitieren)
Ich teile diese Meinung ja auch und halte Seelenwanderung oder Wiedergeburt auch nicht für real.

So wird dieses Gespräch wohl im Konsens versanden. Zu wenig Reinkarnationstherapeuten hier.
Aber was mag der doch nicht dumme Emepdokles sich dabei gedacht haben, der doch keine kommerziell-therapeutischen Interessen vertrat?
Re: Wiedergeburt
ανδρέας schrieb am 10.12.2009 um 21:03 Uhr (Zitieren)

Vielleicht war der Gedanke einfach reizvoll!

In dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ bekommt der Held (Bill Murray) die Chance, sein Wissen zu erweitern (Französisch lernen, Klavier spielen), um seine Angebetete zu beeindrucken. Eine Art Zeitschleife, keine Seelenwanderung. Welche Möglichkeiten. Dummerweise erinnern sich die anderen aber nicht anden vorigen Tag und das ist nun Pech: wenn sich nur das Ich weiterentwickelt, die anderen aber nicht, fehlt auch der Reiz, weiterzuleben (er bringt sich mehrfach um, erwacht aber lebend am nächsten Morgen und alles ist wie vorher). Aber die unglaublichen Möglichkeiten …

Vielleicht meldet sich ja doch noch ein überzeugter Hindu oder Buddhist u.a. und können es besser erklären?
Re: Wiedergeburt
ανδρέας schrieb am 10.12.2009 um 21:12 Uhr (Zitieren)
Ergänzung:

Ist das Leben nicht nur ein Moratorium auf unbestimmte Zeit, das man mit dem Sensenmann geschlossen hat ?

Da liegt es nahe, sich eine zweite Chance zu denken. Irgendwei scheint der Dualismus Körper/Seele weltumspannend in den religiösen Vorstellungen vorzuherrschen. Manche Indianer glauben, ihre Seele sei wie ein Vogel, der im Traum und nach dem Tode den Körper verlasse.
(Für Indianer sind Traum und Wirklichkeit eins, eine Trennung gibt es nicht. Was der Weiße das wirkliche Geschehen nennt, ist beim Indianer die äußere Begleiterscheinung besser gesagt die Folge der Wirklichkeit des Traumes. Das was die Seele während eines Traumes oder einer Vision erlebt, ist für den Indianer die Wirklichkeit - es sind die realen Erlebnisse des Ichs, das den Körper während einer Ruhephase gerade verlassen hat.)
Re: Wiedergeburt
Ὑληβάτης schrieb am 11.12.2009 um 08:24 Uhr (Zitieren)
Vorsicht: Ich berichte aus dem Gedächtnis!
In Platons Politeia steht doch der Mythos des Er. Darin berichtet er doch, dass die Seelen nach dem Tod zu einer "Vergabestelle für neue Leben" kommen. Und eine bestimmte Seele, berichtet er da, bekommt ein neues Leben zugeteilt, z.B. (fiktives Beispiel!) Achill das eines Löwen.
Mal abgesehen davon, dass Platon sicher kein Handbuch über die Reinkarnation schreiben wollte, muss man, griechisch gedacht, doch sagen, dass die Seele hier unvergänglich ist. Nicht das Ich als Bewusstsein, aber dennoch die Essenz einer Perseon. Es sind doch eben nicht einfach Seelenatome ohne Persönlichkeit, sondern bestimmte Seelen. Sodass man sagen könnte, dass Empedokles Seele ein neues Leben als Fisch oder Mädchen bekommt. Oder halt, dass ein Fisch Empedokles Leben bekommen hat.
Es muss, griechisch gesprochen, ein Unterschied zwischen dem Atome-Kneten und der Seelenwanderung bestehen, weil beim einen nichts bleibt, beim anderen das Charakteristische aber doch.

Ich bin kein Reinkarnationstherapeut, Hindu oder Buddhist, und ich habe sehr voreilig "griechsich gesprochen" gesagt, obwohl auch Epikur ein Grieche ist - hoffentlich verzeihen die vier Gruppen mir das.
 
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