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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Wann endete die Antike? (467 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 14.12.2021 um 15:01 Uhr (Zitieren)
An welcher Stelle wird am zweckmäßigsten die Epochengrenze zwischen der Antike und der ihr folgenden Ära, gewöhnlich Mittelalter genannt, gezogen?

Definitionen sind nicht naturgegeben, sondern menschengemacht, aber sie können mehr oder weniger sinnvoll sein. Gibt es in der Spätphase der Antike einen Zeitpunkt oder Zeitraum, zu dem sich etwas dermaßen Neues entwickelt, daß man plausibel eine Grenze zwischen einer alten und einer neuen Epoche ziehen kann? Und ist dieses Neue von mehr als nur regionaler Bedeutung, d.h. zumindest für ganz Europa oder den ganzen Mittelmeerraum fundamental? (Von einer globalen Antike wird man so wenig sprechen können wie von einem globalen Mittelalter.) Und ist dieses Ereignis in mehr als einer Hinsicht fundamental (etwa: religiös/kulturell und politisch und ökonomisch)?

Drei Ereignisse kommen als Kandidaten in Betracht:

1. Das Ende der heidnischen bzw. paganen Ära, d.h. der Ära, in welcher der griechisch-römische Polytheismus als dominierend durch das Christentum als Staatsreligion abgelöst worden ist. Wir sprechen dann von dem kurzen Jahrhundert zwischen Konstantin I. und Theodosius I. (312-395 u.Z.). Der nunmehr herrschende Monotheismus mit Verbot der heidnischen Religion stellt gewiß eine entscheidende religiöse Neuerung dar. Ein politischer Einschnitt liegt in der damit verbundenen Verflechtung von Kirche (einer gegenüber der Antike völlig neuen Institution) und Staat, zumal die Bischöfe nicht selten nun auch eine politische Rolle erlangt haben. In ökonomischer Hinsicht hat sich dadurch nicht viel geändert, sieht man davon ab, daß die Kirche durch die ihr zuwachsenden Besitztümer auch eine ökonomische Bedeutung erhalten hat.

2. Der Untergang des Weströmischen Reiches durch die Absetzung des letzten römischen Kaisers (476 u.Z.) schuf in Westeuropa und – wenn auch nicht im gleichen Ausmaß – in Nordafrika eine grundsätzlich neue politische Situation. Aber abgesehen davon, daß dies nicht gleichermaßen Religion und Ökonomie betraf, muß man bedenken, daß das Römische Reich im Osten noch für beinahe 1000 Jahre (mit abnehmendem Territorium) ungebrochen weiterexistierte, die Entwicklung im Westen zumindest bis zur Zeit Karls des Großen nicht anerkannt und zeitweilig noch mehr oder weniger große Teile der Westhälfte des Reiches zurückerobert und beherrscht hat (Justinian I.). Nimmt man dies dennoch als Epochengrenze, dann ist man sehr auf Westeuropa fixiert. Und selbst dort haben sich die neuen Kaiser noch lange als römische Kaiser verstanden und sich der lateinischen Sprache bedient.

3. Die Entstehung des Islam in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts brachte nicht nur eine neue Religion ins Spiel und mit ihr die Idee des Gottesstaates, sondern zerbrach auch – und dies ist von ökonomisch großer Bedeutung – die Einheit des Mittelmeerraums, eines bis dahin zusammenhängenden Wirtschaftsraums. Obendrein sind hier die globalen Auswirkungen am deutlichsten, d.h. hier können wir nicht mehr bloß von Westeuropa oder nur vom Mittelmeerraum sprechen. Man denke nur an die Einbeziehung der für das Römische Reich so bedeutsamen Perser.

Von all den schleichenden und sich akkumulierenden Änderungen seit 300 unterscheidet sich die Entstehung des Islam durch eine in relativ kurzer Zeit eintretende umfassende Änderung in den Bereichen Religion/Kultur, Politik und Wirtschaft, und das beinahe im gesamten Bereich dessen, was die Antike ausgemacht hatte. Hier können wir diese mit gutem Grund enden lassen.

Literatur:
Paul Egon Hübinger (Hrsg.): Zur Frage der Periodengrenze zwischen Altertum und Mittelalter. Darmstadt 1969

Re: Wann endete die Antike?
Andreas schrieb am 14.12.2021 um 15:49 Uhr (Zitieren)
Auch dazu wird man bei wikipedia fündig:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ende_der_Antike
 
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