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(Herodot VII 134-136:)

134. Die Lakedaimonier aber traf nun der Zorn des Talthybios, des Herolds des Agamemnon. In Sparta gibt es nämlich ein Heiligtum des Talthybios und auch Nachkommen von ihm, die sogenannten Talthybiaden. Es ist ihr Ehrenamt, für alle Botschaften aus Sparta zu sorgen. Nach den erwähnten Vorgängen konnten die Spartaner kein günstiges Opfer mehr erlangen; so erging es ihnen lange Zeit. Als die Lakedaimonier darüber sehr bekümmert und mißgestimmt waren und ihr Gemeinderat recht häufig zusammentrat und als sie durch einen Herold ausrufen ließen, ob ein Lakedaimonier bereit sei, für Sparta zu sterben, da meldeten sich freiwillig Sperthies, der Sohn des Aneristos, und Bulis, der Sohn des Nikolaos. Sie waren Spartaner von edler Herkunft und gehörten dem Vermögen nach zu den ersten. Sie wollten Xerxes für die in Sparta ermordeten Herolde des Dareios Genugtuung leisten. So schickten die Spartaner diese Männer ins Mederland, damit sie den Tod erlitten.

135. Man muß den Mut dieser Männer bewundern und nicht weniger die Worte, die sie gesprochen haben. Auf der Reise nach Susa kamen sie zu Hydarnes. Er war ein Perser von Geburt und Feldherr über alles Volk an Asiens Küste. Der nahm sie gastfreundlich auf und bewirtete sie. Während des Essens fragte er sie: „Männer aus Lakedaimon, warum sträubt ihr euch, Freunde des Königs zu werden? [τί δὴ φεύγετε βασιλέϊ φίλοι γενέσθαι;] Ihr seht doch an mir und meiner Geltung, wie der König es versteht, wackere Männer zu ehren. Ihr geltet bei ihm als tapfere Leute. Wenn auch ihr euch also dem König ergäbet, dann könnte jeder von euch griechisches Land beherrschen, das der König euch geben würde.“ Darauf antworteten sie folgendes: „Hydarnes, dein Rat an uns geht nicht von der gleichen Erfahrung aus; das eine nur hast du erprobt und rätst es uns, das andere aber kennst du nicht. Du verstehst das eine: Sklave zu sein; von der Freiheit aber hast du noch nicht erfahren, ob sie süß ist oder nicht [τὸ μὲν γὰρ δοῦλος εἶναι ἐξεπίστεαι, ἐλευθερίης δὲ οὔκω ἐπειρήθης, οὔτ‘ εἰ ἔστι γλυκὺ οὔτ‘ εἰ μή]. Hättest du sie gekostet, du würdest uns raten, nicht nur mit der Lanze, sondern auch mit Beilen um sie zu kämpfen.“

136. So antworteten sie dem Hydarnes. Als sie von dort nach Susa gelangten und dem König vor die Augen traten, weigerten sie sich zunächst, vor ihm niederzufallen und ihn fußfällig zu verehren [προσκυνέειν], wenn sie auch von den Lanzenträgern, die sie dazu aufforderten und zwingen wollten, mit dem Kopf auf die Erde gestoßen wurden: Bei ihnen sei es nicht Brauch, sich vor Menschen niederzuwerfen; sie kämen auch nicht zu diesem Zweck. Als sie das abgelehnt hatten, sprachen sie als zweites folgendes, was ihrer Haltung entsprach: „König der Meder, die Lakedaimonier haben uns ge-schickt, für die in Sparta ermordeten Herolde zu büßen.“ Da erwiderte Xerxes großmütig, er wolle es den Lakedaimoniern nicht gleichtun. Sie hätten alles Völkerrecht mit Füßen getreten, indem sie die Herolde ermordeten. Er selbst wolle nicht tun, was er an ihnen tadle, aber auch die Lakedaimonier von ihrer Schuld nicht lösen, indem er sie töte [κείνους μὲν γὰρ συγχέαι τὰ παντῶν ἀνθρόπων νόμιμα ἀποκτείναντας κήρυκας, αὐτὸς δὲ τὰ ἐκείνοισι ἐπιπλήσσει ταῦτα οὐ ποιήσειν, οὐδὲ ἀνταποκτεὶνας ἐκείνους ἀπολύσειν Λακεδαιμονίους τῆς αἰτίης].

Xerxes gibt der Goldenen Regel einen interessanten Dreh: Zur Strafe (!) behandele ich euch so, wie ich mir meine Behandlung von euch gewünscht hätte.