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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
das Wort "Liebe", das Phänomen Liebe (721 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 20.12.2009 um 15:51 Uhr (Zitieren)
Es gibt Sprachen wie die griechische, welche ganz verschiedene Wörter dazu ausgeprägt haben: ἔρως und ἀγαπή, mit Einschränkung die lateinische: amor und caritas. Andere Sprachen, beispielsweise die deutsche, gehen von einem Basisphänomen 'Liebe' aus und versehen dieses Wort dann mit einem Adjektiv oder Suffix: erotische L., Nächsten-Liebe (Tierliebe, Gottesliebe, Liebe zum Auto usw.).
Dahinter steckt eine Frage: Gibt es ein einheitliches Phänomen Liebe, das sich in verschiedenen Formen ausprägt, oder handelt es sich um verschiedene Phänomene, die im Grunde gar nichts miteinander gemein haben?
Von Schülern habe ich nun erfahren: 1. Das Türkische macht es wie das Griechische: Es verwendet ganz unterschiedliche Wörter ohne einen gemeinsamen Stamm. 2. Das Chinesische hingegen kennt ein Zeichen für 'Liebe', das mit jeweils einem weiteren Zeichen kombiniert wird, um die spezifische Ausformung zu kennzeichnen. Das Basiszeichen soll dabei ein stilisiertes Herz sein - was wohl bedeutet, daß es sich in allen Formen um ein Gefühl der Zuwendung handelt, das sich so oder so äußern kann.

Mir scheint hingegen ein elementarer Unterschied zwischen der Nächstenliebe und der erotischen Liebe zu existieren: Jene macht gleich, kennt keinen Unterschied, umfaßt alle Menschen der Umgebung in einer Einheit, diese aber unterscheidet, wählt aus und bevorzugt: Du und keine andere!
Wenn man Thomas Nagels Konzept der ethischen Einstellung als des 'Blicks von nirgendwo' (the view from nowhere) folgt, dann besteht Ethik darin, keinen Unterschied der Perspektive zu machen - gleich, ob ich, du, er oder sie; ich soll dich wie mich wie ihn behandeln. Sollte dies zutreffen, dann ist die erotische Liebe vom Ansatz her unethisch, denn sie behandelt gerade nicht alle Menschen der Umgebung gleich, sondern bevorzugt, und zwar extrem stark.
Das spricht doch dafür, unterschiedliche Worte für die beiden Phänomene zu nehmen, oder?
Re: das Wort "Liebe", das Phänomen Liebe
ανδρέας schrieb am 20.12.2009 um 16:06 Uhr (Zitieren)
Die Frage (Einschluss-Ausschluss) löst sich auf, wenn man „Liebe“ graduell auffasst, also das Maß der Zuneigung abstuft: … als Mitmensch anerkennen – mögen – lieben .
Dabei dürfte der erotische Aspekt nicht zwingend Aufschluss über den Grad der Liebe geben – manche lieben ihre Frau ja mehr als ihr „Bratkartoffelverhältnis“, die Geliebte oder andere zu erotischen Verfahren herangezogene Menschen … .
Re: das Wort "Liebe", das Phänomen Liebe
Γραικίσκος schrieb am 20.12.2009 um 16:17 Uhr (Zitieren)
Das halte ich nicht für einen bloß graduellen Unterschied:
- "Behandle die anderen, wie du von ihnen behandelt werden möchtest!" = Behandle sie gleich! - die ethische Einstellung.
- "Ich liebe (nur) dich!" = Du bist für mich anders, wertvoller, wichtiger als die anderen; ich bevorzuge dich vor allen anderen - die erotische Einstellung.
Das ist ein Wesensunterschied, so scheint mir.
Einen graduellen Unterschied sehe ich vielleicht bei anderen Phänomenen: Wenn etwa der Auto'liebhaber' sein Verhältnis zu seinem alten Auto mit dem zu seinem erträumten Ferrari vergleicht.
Vermutlich gibt es auch bei sexueller Attraktivität eine graduelle Abstufung, aber nicht, wenn sie sich zur Liebe verdichtet und emporschwingt.
Re: das Wort "Liebe", das Phänomen Liebe
Γραικίσκος schrieb am 20.12.2009 um 16:22 Uhr (Zitieren)
Hat ein Bratkartoffelverhältnis etwas mit Liebe zu tun, oder basiert es nicht eher auf Vernunfterwägungen? ("Hier bin ich versorgt.")
Die Ehefrau vs. die Geliebte dürfte dann in Betracht kommen, wenn die Liebe zu jener erloschen ist.
Selbst wenn jemand zwei Menschen zugleich intensiv erotisch zu lieben vermöchte, wäre dies immer noch eine Bevorzugung vor allen anderen ... und keineswegs die ethische Einstellung, von der Thomas Nagel spricht.
Re: das Wort "Liebe", das Phänomen Liebe
ανδρέας schrieb am 20.12.2009 um 16:28 Uhr (Zitieren)

Eros = Liebe plus Trieb ? Und was , wenn der Trieb entfällt (Krankheit, Alter, Tod) Manche Hinterbliebenen kommen über den Tod des Partners nicht hinweg. Wie gesagt, ich sehe darin keinen Wesensunterschied. Du meinst i.m. Sinne die höchste Form der Liebe.
Die Nächstenliebe ist ehtisch, aber die erotische ist es auch - aber eben im Grad der Zuneidung abgestuft. Wo sie fehlt herrscht Krieg.
Re: das Wort "Liebe", das Phänomen Liebe
ανδρέας schrieb am 20.12.2009 um 16:41 Uhr (Zitieren)

Deine Vorstellung ist streng monogam. Meine übrigens auch …
Ich sehe das vereinfacht so. Grad der Zuneigung:
Erotische Liebe: Wunsch nach Geliebt-Werden, die Leidenschaft,
Freundesliebe:Liebe auf Gegenseitigkeit, die gegenseitige Anerkennung und das gegenseitige Verstehen
Nächstenliebe: selbstlose und fördernde Liebe, auch die„Feindesliebe“, die das Wohl des Anderen im Blick hat

Ein Moslem liebt (möglicherweise) ja auch alle seine Frauen …

 
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