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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Perikles wirbt für den Krieg #2 (390 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 01.02.2022 um 11:55 Uhr (Zitieren)
Thukydides I 140-144:
Und ein Krieg lebt vom Überfluß, nicht aus gewaltsamen Umlagen [αἱ δὲ περιουσίαι τοὺς πολέμους μᾶλλον ἢ αἱ βίαιοι ἐσφοραὶ ἀνέχουσιν]; auch setzen die Menschen, die alles selbst arbeiten, im Krieg lieber ihre Leiber ein als Geld: mit dem Leben haben sie ein Zutrauen, aus Gefahren doch noch davonzukommen, aber bei ihrem Hab und Gut keine Sicherheit, ob es nicht zu früh verbraucht sei, zumal wenn ihnen wider Erwarten, was doch wahrscheinlich ist, der Krieg länger dauert.

In einer einzigen Schlacht sind nämlich die Peloponnesier und ihre Verbündeten wohl imstande, es mit den gesamten Hellenen aufzunehmen; aber Krieg zu führen sind sie außerstande mit einer Gegenmacht von so fremder Art, sie, die ja nicht nach dem Beschluß einer einzigen Körperschaft im raschen Augenblick etwas durchführen, sondern, gleichen Stimmrechts, aber nicht gleichen Stammes, jeder sein eigenes Ziel verfolgen – dabei aber pflegen keine Taten zu gedeihen.

Wollen doch die einen alles tun, ihre Rache zu befriedigen, die andern nichts drangeben von ihrem Eigenen. Sind sie endlich versammelt, so erwägen sie kurze Zeit die gemeinsamen Anliegen, in der Hauptsache betreiben sie ihre Sondergeschäfte; jeder meint, seine eigene Sorglosigkeit schade nichts, es werde schon ein anderer sorgen an seiner Statt, daß etwas geschehe, so daß durch die gleiche allgemeine Auffassung jedes einzelnen unvermerkt die gemeinsame Sache ganz und gar verdirbt.

142. Und das Wichtigste, ihr Mangel an Geld wird sie behindern, wenn ihnen über mühsamer Beschaffung Zeit verlorengeht – aber die guten Stunden im Kriege warten nicht. Auch ihr Festungsbau bei uns und ihre Flotte verdienen nicht, daß man sie fürchte. Beim einen wäre es selbst im Frieden schwierig, eine uns ebenbürtige Stadt anzulegen, geschweige in Feindesland, wo wir mindestens so gute Gegenmauern wider sie haben; und von einem Bollwerk aus könnten sie gewiß ei-nen Teil des Landes schädigen durch Streifzüge und Überläufereien, aber niemals wird das ausreichen, um uns zu hindern, daß wir nicht hinfahren und uns in ihrem Land verschanzen und uns, wo unsre Stärke liegt, mit unsern Schiffen zu wehren.

Denn aus der Seefahrt bringen wir immer noch mehr Erfahrung mit für den Landkrieg, als sie aus dem Binnenleben für die Flotte. Zur See aber Sachverständnis erst zu erwerben[,] wird ihnen nicht leicht fallen. Seid doch selbst ihr, mit eurer ständigen Übung schon seit der Perserzeit, noch lange nicht fertig. Wie sollten da Bauern vom Innern des Landes etwas Rechtes leisten, wenn wir zudem mit vielen Schiffen sie immer belauern und nicht zur Ausbildung kommen lassen? Bei einem Geschwader von wenigen Schiffen könnten sie ja einen Durchbruch wagen, wenn ihre Menge ihrer Unerfahrenheit Mut macht; wo aber viele ihnen die Ausfahrt sperren, werden sie still liegen, und je weniger sie sich üben, desto ungeschickter und drum auch zaghafter werden sie bleiben.

Seefahrt ist eine Kunst wie eine andere [τὸ δὲ ναυτικὸν τέχνης ἐστίν, ὥσπερ καὶ ἄλλο τι] und erlaubt nicht, daß man sie bei Gelegenheit als Nebenwerk betreibe, vielmehr hat neben ihr kein Nebenwerk sonst mehr Raum.

143. Sollten sie aber an den Schätzen in Olympia und Delphi sich vergreifen und versuchen, mit höherem Sold unsere geworbenen Seeleute zu sich herüberzuziehen, so wär’s doch eine Schande, wenn wir nicht selber mit unseren Beisassen als unsre eignen Ruderer gegen sie aufkämen; das ist also immer möglich, und, was entscheidender ist, als Steuerleute haben wir Bürger – und auch für die übrige Mannschaft mehr und bessere Leute als das gesamte übrige Hellas. Ferner wird bei soviel Gefahr keiner der Söldner bereit sein, das eigene Land aufzugeben und, zudem mit der schwächeren Hoffnung, für wenige Tage hoher Soldzahlung drüben mitzukämpfen.

So also oder in der Art sehe ich die Aussichten der Peloponnesier, die unsrigen aber frei von den dort gerügten Mängeln, dafür aber haben wir andere, ungleich größere Vorzüge. Marschieren sie aber in unser Land ein, so fahren wir gegen das ihrige, und dann bedeutet es nicht mehr das gleiche, ob vom Peloponnes aus ein Teil kahlgelegt wird oder selbst ganz Attika; denn sie werden sich kein Ersatzland schaffen können kampflos, während wir viel Land haben auf den Inseln und an den Küsten; es ist nämlich etwas Großes um die Beherrschung des Meeres [μέγα γὰρ τὸ τῆς θαλάσσης κράτος].

Perikles (in der Version des Thukydides) kalkuliert bemerkenswert rational. Mit dem
Gedanken, ein Tempelraub in Olympia und Delphi könnte die Götter auf den Plan rufen, hält er sich gar nicht erst auf.
 
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