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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Bürger reden um ihr Leben #3 (386 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 06.02.2022 um 22:59 Uhr (Zitieren)
Thukydides III 53-59:
57. Und erwägt, daß ihr jetzt bei den meisten der Hellenen als Muster der Rechtlichkeit [παράδειγμα ἀνδραγαθίας] geltet. Wenn ihr nun über uns nicht nach Gebühr urteilt (und es wird ja nicht geheim bleiben, was ihr Hochberühmten über uns auch nicht Verachtete hier erkennt), seht zu, ob man es auch hinnehmen wird, wenn über brave Männer von euch noch Bravern ein unziemlicher Fehlentscheid getroffen wird und wenn bei den gemeinsamen Heiligtümern Trophäen den Sieg über uns, die Wohltäter von Hellas, verewigen.

Einen furchtbaren Eindruck wird das machen, daß die Spartaner Plataia zerstören, daß die Väter auf dem Dreifuß in Delphi die Stadt wegen ihres Heldentumes einschrieben und ihr sie mit all ihren Häusern aus der hellenischen Welt – um der Thebaner willen – austilgen wollt.

Denn so tief sind wir ins Unglück geraten, daß uns der siegreiche Perser fast vernichtet hätte und jetzt ihr, einst unsre besten Freunde, als Richter uns den Thebanern aufopfern wollt, daß zwei Kämpfe ums Äußerste uns auferlegt waren: damals Hungers zu sterben, wenn wir uns nicht ergeben hätten, und jetzt diese Anklage auf Tod und Leben. So sind wir ausgestoßen von allen, wir Plataier, die sich über ihr Vermögen eingesetzt haben für die Sache von Hellas, nun ohne Freunde, ohne Helfer; keiner der damaligen Verbündeten steht uns zur Seite, und ihr Spartaner, unsre einzige Hoffnung – wir fürchten, auch auf euch sei kein Verlaß.

58. Und doch dürfen wir verlangen um der Götter willen, die einst unser Bündnis bezeugten, und wegen unserer Verdienste um Hellas, daß ihr nachgebt und euch noch anders entschließt, wenn ihr den Thebanern schon etwas versprochen habt; daß ihr dies als Gegengabe von ihnen erbittet: die nicht töten zu müssen, die euch nicht ansteht zu töten, daß ihr euch nicht schimpflichen, sondern lauteren Dank erwerbt und nicht, um andern eine Freude zu schenken, selbst dafür Schande eintauscht.

Denn unsre Leiber zu vernichten ist leicht; aber mühsam, die üble Nachrede dann zu geschweigen. Weil ihr uns ja nicht wie Feinde mit berechtigter Rache straft, sondern eure Freunde, denen der Kampf mit euch nur aufgezwungen wurde. Nur wenn ihr uns für unsre Leben Sicherheit gebt, bleibt ihr als Richter also frei von Schuld, und wenn ihr nicht vergeßt, daß wir uns freiwillig mit vorgestreckten Händen euch ergaben (und solche zu töten ist in Hellas nicht rechtens [ὁ δὲ νόμος τοῖς Ἕλλησι μὴ κτείνειν τούτους]), und daß wir uns euren Dank verdient haben durch die Zeiten.

Seht doch nur hin auf die Gräber eurer Väter, die, im Perserkampf gefallen und in unserm Land begraben, von uns Jahr um Jahr von Staats wegen ihre Ehren erhielten, Gewand und was sonst Brauch ist, und von allem Ertrag unseres Lan-des opferten wir mit den Jahreszeiten die Erstlinge, fromm aus befreundeter Erde, Kampfgenossen den Waffenbrüdern von einst. Das Gegenteil davon würdet ihr tun mit einem unrechten Entscheid.

Bedenkt: Pausanias begrub sie als in Freundesland und bei Freunden; wenn ihr uns nun tötet und das plataiische Gebiet thebanisch macht, heißt das etwas anderes, als in Feindesland und bei ihren Mördern eure Väter und Verwandten liegen lassen, ohne die Ehre der Gaben, die sie jetzt erhalten, dazu das Land, wo Hellas frei wurde, unterjochen, die Tempel der Götter, zu denen sie vorm Sieg über die Perser beteten, verfallen lassen und ihnen die Opfer, die eure Väter gegründet und eingesetzt haben, wieder nehmen?

59. Das wäre eures Ruhmes nicht würdig, Spartaner, sich so zu vergehen an den gemeinsamen Gesetzen von Hellas und an euren Ahnen, und uns trotz unsrer Verdienste um euch, bloß dem Hasse anderer zulieb, ohne eignen Grund zur Rache zu vernichten. Nein, schont uns, beugt euren Sinn aus einem überlegten Mitleid heraus [φείσασθαι δὲ καὶ ἐπικλασθῆναι τῇ γνώμῃ οἴκτῳ σώφρονι λαβόντας], das nicht nur die Furchtbar-keit unseres Schicksals bedenkt, sondern auch, wer die sind, die es dulden müßten, und wie unberechenbar das Unheil ist, das auch einmal einen Unschuldigen treffen mag.

So bitten wir euch, wie wir es dürfen und die Not uns lehrt, und schreien dabei zu den Göttern, die an gleichen Altären von allen Hellenen verehrt werden: hört auf uns, wir berufen uns auf die Eide, die eure Väter geschworen haben, nicht daß ihr sie vergeßt, wir sind Schützlinge an euren Ah-nengräbern und rufen die auf, die sich müd gekämpft haben (5): gebt uns nicht den Thebanern preis, liefert uns, ihr besten Freunde, nicht unsern Erzfeinden aus. Wir gemahnen euch des Tages, da wir mit ihnen die herrlichste Tat vollbracht haben, wofür uns nun am heutigen droht, das Äußerste zu erleiden.

Was aber nun notwendig ist und am schwersten fällt in solcher Not, die Rede zu beschließen, weil auch die Todesgefahr damit naherückt, das tun wir endlich mit der Erklärung, daß wir nicht den Thebanern unsere Stadt übergeben haben (eher als das hätten wir den schmählichsten Untergang gewählt, Hungers zu sterben), sondern vor euch haben wir voll Vertrauen die Waffen gestreckt, und es wäre gerecht, wenn ihr nicht auf uns hören wollt, den vorigen Zustand wieder herzustellen und es uns selbst zu überlassen, wie wir dann der drohenden Gefahr begegnen.

Zugleich beschwören wir euch, wir, die Plataier, die so große Opfer für Hellas gebracht haben, wir dürfen nicht den Thebanern, unsern ärgsten Feinden, aus eurer Hand und eurem Schutz, Spartaner, in den wir uns auf Treu und Glauben begeben haben, ausgeliefert werden. Seid lieber unsere Retter, und wenn ihr schon die andern Hellenen befreit, wollet nicht uns allein verderben.

(5) die Toten

Plataiai wurde zerstört.
 
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