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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Bauern oder Krieger? #1 (318 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 11.03.2022 um 14:23 Uhr (Zitieren)
Maximos von Tyros, Philosophische Vorträge 24, 1-4:
Ackerbauern sind nützlicher als Kriege

1. Laßt uns dem Volk der Bauern zu Hilfe eilen, erfolgt doch in unseren Zeiten die Entscheidung durch das Wort und nicht durch Waffen. Brauchte es aber Waffen, wird sich bald erweisen, daß auch der Bauer nicht schwächer ist als der Hoplit. Doch dies wollen wir später einmal betrachten; jetzt muß man zwischen diesen beiden mit Hilfe von Worten entscheiden und nicht mit Waffen. Und man braucht nicht das Zeugnis Homers zu scheuen oder wenn einer noch besser dichtet als Homer. Wäre es aber nötig, dann könnten auch wir einen anderen Dichter vom Helikon (1) herbeizitieren, der Homer an Ruhm nicht nachstünde und unser jetziges Zeitalter tadelte, Menschen,

Die als erste das mörderische Schwert schmiedeten
Zum Raub an der Straße und sich zuerst von Pflugstieren nährten. (2)

Denn wer solche Taten loben wollte, wäre lebensfeindlicher noch als einer, der Kriege führt. Und sieht man bei einem Krieg auch von der Ungerechtigkeit ab, ist immer noch das Verhängnisvolle an ihm zu beklagen.

2. Wir wollen es aber so betrachten: Von den Menschen sind die einen gerecht, die anderen ungerecht. Werden aber nun Gerechte gegen Gerechte Krieg führen? Keineswegs, denn sie haben ja gleiche Denkart. Wozu also bräuchten sie einen Krieg? Also führen die Ungerechten Krieg, entweder gegen die Gerechten oder gegen ihresgleichen; sie leben ja sowohl untereinander wie auch mit den Gerechten im Streit.

Aber auch die Schwachen führen Krieg, weil sie nach Rechtsgleichheit streben. Die Starken hingegen streben nach der Oberherrschaft. Gut. Diese drei Gegnerpaare also hat uns die Rede gezeigt. Das einen von ihnen, das gerechte, hält stets unter sich Waffenruhe und Frieden, während von den beiden anderen Paaren jedes Krieg führt, das eine unter sich, beim anderen Ungerechte gegen Gerechte. Also scheint der Krieg den Gerechten aufgezwungen zu sein, von den Ungerechten aber aus freiem Willen geführt zu werden. Und muß man über die Ungerechten überhaupt sprechen? Es besteht ja nicht Gefahr, daß jemand sie auch nur im Geringsten lobt.

Da aber die Gerechten nicht freiwillig Krieg führen, sondern gezwungen, um alles, was ungerecht ist, zu bestrafen (wie Herakles), oder um Angreifer abzuwehren (wie die Hellenen die Meder), was von beiden würden die Gerechten vorziehen? Entweder von der Notwendigkeit, Krieg zu führen, befreit zu sein, dabei aber die Tapferkeit in Waffen zu verlieren, oder die Notwendigkeit der Tapferkeit zu bejahen, aber ungewollt Kriege führen zu müssen? Ich meine, das eine von beiden, das erste; denn auch die Ärzte, jedenfalls gerechte und menschenfreundliche, wünschten wohl, ihre Kunst ginge unter, wenn mit ihr alle Krankheiten verschwänden.

(Maximos von Tyros: Philosophische Vorträge. Hrsg. v. Otto und Eva Schönberger. Würzburg 2001, S. 119-121)

(1) Gebirge in Böotien
(2) Aratos: Phainomena 131 f.
Re: Bauern oder Krieger? #1
Γραικύλος schrieb am 11.03.2022 um 14:23 Uhr (Zitieren)
als Kriege --> als Krieger
 
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