Γραικύλος schrieb am 11.04.2022 um 14:44 Uhr (Zitieren)
In einem Brief an seinen Lehrer Fronto schreibt Marc Aurel (I 4; Haines I 92) über seinen Aufenthalt in Baiae:
Die Formulierung erstaunt mich, und ich frage, ob zu dieser Zeit der Begriff "Labyrinth" schon dermaßen zu einer Metapher für das das geronnen ist, was wir "Irrfahrten" nennen.
Man kann sich das Gewimmel in Baiae vorstellen und es mit einem Labyrinth vergleichen - aber dann die Assoziation mit Odysseus!
Ober kombiniert Marc Aurel hier freihändig zwei unterschiedliche Metaphern?
Re: Das Labyrinth des Odysseus
Γραικύλος schrieb am 11.04.2022 um 15:50 Uhr (Zitieren)
Ober --> Oder
Re: Das Labyrinth des Odysseus
filix schrieb am 15.04.2022 um 19:20 Uhr (Zitieren)
Obwohl es eine starke Deutungsrichtung gibt, welche die Idee des Labyrinths auf die schockhafte Begegnung mit (uns natürlich heute kümmerlich erscheinender) Urbanität der kretisch-minoischen Kultur in Verbindung bringt, scheint mir hier keine Übertragung auf das Gewimmel von Baiae wahrscheinlich, vielmehr lokalisiert Marc Aurel diesen labyrinthos Ulixi nur apud Baias, dessen Name auf den Steuermann des Odysseus zurückgehen soll, und bezeichnet ihn als diuturnus. Beim Averner See vermutete jedenfalls schon die Antike den Eingang zum Hades und damit den Ausgangspunkt der Katabasis des Odysseus, welche Vorstellung eines labyrinthischen Totenreichs dann auf ein komplexes Stollensystem in der Gegend, das als Bergwerk und Kultstätte diente, übergegangen sein könnte. Totenreich, Bergwerk und Labyrinth sind in der Antike jedenfalls mehrfach miteinander verknüpft
Re: Das Labyrinth des Odysseus
Γραικύλος schrieb am 16.04.2022 um 13:46 Uhr (Zitieren)
Es freut mich, daß ich hierzu noch eine kompetente Auskunft erhalten habe. Der Ortsname soll auf den Steuermann des Odysseus zurückgehen, und dann noch der Zugang zur Unterwelt.
Danke.