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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Symposion - die Liebe im Wort des Dichters (845 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 19.01.2010 um 22:09 Uhr (Zitieren)
Sieben Tage sah ich die Geliebte nicht.
Krankheit hat mich befallen.
Mein Herz wird schwer.
Ich habe mich selbst vergessen.

Wenn die Ärzte zu mir kommen,
bin ich mit ihren Mitteln nicht zufrieden.
Keinen Ausweg finden die Beschwörer.
Meine Krankheit wird nicht erkannt.

Wenn man mir sagt: Siehe, sie ist da! belebt es mich.
Ihr Name ist das, was mich erhebt.
Das Kommen und Gehen ihrer Boten
ist das, was mein Herz am Leben hält.

Besser als alle Mittel ist für mich die Geliebte.
Mehr ist sie mir als das Rezeptbuch.
Ihr Eintritt von draußen ist mein Amulett.
Wenn ich sie sehe, dann gesunde ich.

Wenn sie ihr Auge öffnet, verjüngt sich mein Leib.
Wenn sie spricht, dann erstarke ich.
Wenn ich sie umarme, verjagt sie von mir das Übel.
Sie ging von mir vor sieben Tagen.


[Quelle: Altägyptische Liebeslieder. Eingeleitet und übertragen von Siegfried Schott. Zürich 21950, S. 43]
Re: Symposion - die Liebe im Wort des Dichters
Γραικίσκος schrieb am 22.01.2010 um 13:44 Uhr (Zitieren)
Ist dies nicht ein schönes Liebesgedicht ... und über die Jahrtausende hinweg vollkommen lebendig?
Re: Symposion - die Liebe im Wort des Dichters
ανδρέας schrieb am 22.01.2010 um 20:57 Uhr (Zitieren)

Ja, das Thema lässt sich so besser darstellen, als sachlich nüchtern philosophisch ...

Liebe zur Weisheit bedeutet nicht, dass man durch Weisheit die Liebe erfassen kann, denke ich.
Denken und Fühlen sind nicht immer kongruent -
je stärker man sich auf das eine konzentriert, desto weniger erfasst man das andere, ein Kreis wird nun mal nicht quadratischer, wenn man ihn noch so sehr mag.

Re: Symposion - die Liebe im Wort des Dichters
Γραικίσκος schrieb am 22.01.2010 um 21:53 Uhr (Zitieren)
Liebe zur Weisheit bedeutet nicht, dass man durch Weisheit die Liebe erfassen kann, denke ich.

Und doch haben es die Philosophen seit Jahrtausenden versucht. Was ist konkret dagegen zu sagen? Ist etwas falsch, etwas unzulänglich an Hegels berühmter Formulierung: "Liebe ist das Zu-sich-Kommen im Anderen"?
Nun, das ist natürlich nicht das Lieben selbst, es ist der Versuch, Liebe zu begreifen. Immer noch vermag ich nicht zu sehen, was falsch daran sein soll, sofern man das Begreifen des Vorgangs nicht mit dem Vorgang selbst verwechselt.
Aber welcher Philosoph wäre dermaßen ... dumm gewesen?
Re: Symposion - die Liebe im Wort des Dichters
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 22.01.2010 um 22:04 Uhr (Zitieren)
Ich finde Liebe zu "fühlen" und sich darin "hingeben" auf seine ganz natürliche und menschliche Art ist schöner als darüber Gedanken zu machen....das blockiert nur....
Im Übrigen muß man immer wieder sagen, die Griechen haben schon die Philosophie gebracht, aber es war nur ein verschwindend geringer Anteil der Intellektuellen, von denen wir Zeugnisse haben durch Schriften. Der überwiegende Anteil der Bevölkerung empfand so wie wir und hatte ganz andere Probleme. Das ist das, was mich eigentlich interessiert. Schade, dass wir vom normalen Leben so wenig Zeugnisse haben. Deshalb bin ich auch im Lateinischen eher ein Fan von Petronius oder Catull, Martial usw., da wir da das normale Leben eher vor Augen geführt bekommen......
Re: Symposion - die Liebe im Wort des Dichters
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 22.01.2010 um 22:12 Uhr (Zitieren)
....Gedichte sind dazu eine sehr schöne Beigabe (Sappho, Catull u.a.), aber keine "Theoretisierung"...
Re: Symposion - die Liebe im Wort des Dichters
ανδρέας schrieb am 22.01.2010 um 22:25 Uhr (Zitieren)

Ich habe keineswegs gesagt, dass es falsch ist, wenn sich Philosophen des Themas annehmen.

Nur mit Βοηθὸς bin ich der Meinung, dass Philosophen eher theoretisch, Dichter dagegen lebensnäher an das Thema herangehen. Das liegt vielleicht daran, dass Philosophen ein Ergebnis hervorbringen möchten, während Dichter es bei der Beschreibung bewenden lassen.

3 mal das Bindewörtchen "dass" hintereinander (tststs), ich werde müde und muss morgen früh raus ...

Gute Nacht
Re: Symposion - die Liebe im Wort des Dichters
Γραικίσκος schrieb am 22.01.2010 um 22:33 Uhr (Zitieren)
Tja, was soll ich dann noch hier?
Vielleicht daran erinnern, daß alle Philosophen auch Menschen sind, d.h. immer beides tun? Leben und nachdenken über das Leben ...
Re: Symposion - die Liebe im Wort des Dichters
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 22.01.2010 um 22:37 Uhr (Zitieren)
Ein Arzt, wie ich macht auch nicht immer beides, denke ich bei der Liebe medizinisch? ...nein
Re: Symposion - die Liebe im Wort des Dichters
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 22.01.2010 um 23:13 Uhr (Zitieren)
Keiner hat was gegen Philosophie hier (ich auch nicht)....nur man sollte auch bedenken, dass Philosophie nicht immer "die Lösung" bringt, sie kann interessante Frage stellen, aber genau wie in der Medizin gibt es Grenzen.....und ich finde die Grenze ist z.B. die Liebe..........
Re: Symposion - die Liebe im Wort des Dichters
ανδρέας schrieb am 23.01.2010 um 13:22 Uhr (Zitieren)

Mancher Philosoph ist auch etwas einseitig in seiner Sichtweise:


"Der Liebende will den unbedingten Alleinbesitz der von ihm ersehnten Person, er will eine ebenso unbedingte Macht über Ihre Seele wie ihren Leib, er will alleine geliebt sein und als das Höchste und Begehrenswerteste in der anderen Seele wohnen und herrschen."
Nietzsche, Friedrich. Die fröhliche Wissenschaft. §14

MACHT über die Seele ?
Da wird doch wohl jeder etwas anderes darunter verstehen. So unterschiedlich wie die Menschen nunmal sind kann man die Liebe sicher nicht allgemeingültig erfassen.
Es scheint mir mit Heisenbergs Unschärferelation beschrieben werden zu können: man weiß, dass es da ist, aber man kann es nicht genau lokalisieren.
Re: Symposion - die Liebe im Wort des Dichters
Γραικίσκος schrieb am 23.01.2010 um 13:34 Uhr (Zitieren)
Nietzsches Sicht auf die Liebe ist sicher sehr einseitig; ein in seinem Leben erfolgreich Liebender war er gewiß nicht.
Und für das philosophische Wissen gilt ja, schon dem Wortsinn nach: Es ist Liebe zur Weisheit, nicht die Weisheit selber.
Daß man speziell über Liebe nichts Allgemeingültiges sagen kann, mag sein. Diese Annahme hat viel für sich. Daß man darüber nichts Kluges, nichts Weises sagen kann, folgt daraus aber nicht.

Nun, ich hatte es versucht. Mir war nicht bewußt, daß dieser Versuch auf dermaßen viel Ablehnung stoßen würde.
Re: Symposion - die Liebe im Wort des Dichters
ανδρέας schrieb am 23.01.2010 um 14:21 Uhr (Zitieren)

KEINE ABLEHNUNG, eher Unvermögen.

Ich glaube, die großen Leidenschaften und Gefühle (Liebe, Hass, Trauer, Eifersucht ...) kann keiner so recht darlegen - zu persönlich. Es entzieht sich einfach der rationalen Sicht.
Re: Symposion - die Liebe im Wort des Dichters
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 23.01.2010 um 16:53 Uhr (Zitieren)
Γραικίσκος, nein, keine Ablehnung. Ich bin nur, wie ανδρέας, der Meinung, dass sich Liebe durch ihre Individualität bei jedem Einzelnen schwer philosophisch erfassen läßt....jeder empfindet einfach auch anders.
 
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