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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Knabenliebe bei den Spartanern (412 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 06.06.2022 um 15:53 Uhr (Zitieren)
Strabon, Geographika X 4, 21:
Eigentümlich ist bei ihnen [sc. den Spartanern] die Sitte hinsichtlich der Liebe [τὸ περὶ τοὺς ἔρωτας νόμιμον]: Denn nicht durch Werbung [πειθοῖ] gewinnen sie die Geliebten, sondern durch Raub [ἁρπαγῇ]. Der Liebhaber [ἐραστής] sagt den Verwandten drei oder (noch) mehr Tage im Voraus, dass er den Raub beginnen will; für diese aber gehört es zu den schändlichsten Dingen, den Knaben zu verstecken oder den vorgegebenen Weg nicht gehen zu lassen, als ob sie damit eingestehen würden, dass der Knabe es nicht wert sei, einen solchen Liebhaber zu finden.

Sie kommen zusammen, wenn ein an Ehre oder in anderen Dingen dem Knaben Gleichwertiger oder Überlegener der Räuber ist, verfolgen ihn und greifen ihn nur mäßig an, um den Brauch zu erfüllen, insgesamt aber lassen sie ihn mit Freuden entführen; wenn er aber unwürdig ist, entreißen sie ihn ihm. Ende der Verfolgung ist, wenn der Knabe in den Männersaal des Räubers geführt ist.

Für liebreizend aber halten sie nicht denjenigen, der sich durch Schönheit, sondern denjenigen, der sich durch Tapferkeit und Lauterkeit auszeichnet. Nachdem er den Knaben beschenkt hat, führt er ihn an einen Ort des Landes, in den er will; er folgen (ihm) aber alle, die bei den Raub zugegen waren; und nachdem die zwei Monate lang – denn es ist nicht erlaubt, den Knaben längere Zeit festzuhalten – bewirtet worden und zusammen auf die Jagd gegangen sind, kehren sie in die Stadt zurück.

Der Knabe aber wird entlassen, nachdem er als Geschenke einen Kriegsrock, ein Rind und einen Trinkbecher erhalten hat – das nämlich sind die gesetzlich bestimmten Geschenke – und noch mehr andere wertvolle (Gaben), so dass die Verwandten wegen der Größe der Unkosten auch etwas beisteuern. Das Rind nun opfert er dem Zeus und bewirtet diejenigen, die ihn begleitet haben; dann äußert er sich über das Zusammensein mit dem Liebhaber, ob er damit zufrieden war oder nicht, denn dies gesteht das Gesetz zu, damit es ihm, wenn ihm während des Raubs irgendeine Art von Gewalt widerfahren ist [εἴ τις αὐτῷ βία προσενήνεκται κατὰ τὴν ἁρπαγήν], möglich sei, sich Genugtuung zu verschaffen und sich (aus dem Verhältnis) zu entfernen; für diejenigen, die von schöner Gestalt sind und edle Vorfahren haben, ist es <schändlich>, keinen Liebhaber zu finden, weil (man glaubt), dass ihnen das wegen ihres Charakters widerfährt.

Die „Zugesellten [παρασταθέντες]“ (so nämlich nennen sie die Entführten) haben (bestimmte) Ehren(rechte): denn bei den Chortänzen und Wettläufen haben sie die ehrenvollsten Plätze, und es wird ihnen gestattet, sich als Auszeichnung von den anderen mit dem Rock zu schmücken, der (ihnen) von den Liebhabern geschenkt worden ist. Und nicht nur zu diesen Anlässen, sondern auch, wenn sie erwachsen geworden sind, tragen sie auffällige Kleidung, an dem [sic!] jeder erkannt wird, dass er ein „Ruhmreicher [κλεινός]“ gewesen ist. Denn den Geliebten nennen sie „Ruhmreichen“, den Liebhaber aber „Liebenden [φιλήτωρ]“.

Das also sind die Bräuche hinsichtlich der Liebesbeziehungen.

(Fragmente der Historiker: Ephoros von Kyme – Timaios von Tauromenion. Hrsg. v. Barbara Gauger und Jörg-Dieter Gauger. Stuttgart 2015, S. 115 f.)
 
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