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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
συμπόσιον- Wissenschaft und Schamanismus (683 Aufrufe)
ανδρέας schrieb am 25.01.2010 um 18:54 Uhr (Zitieren)

Seit der Mensch Ackerbau betreibt interessiert er sich für die Jahreszeiten, da er bestimmen musste, wann es Zeit für die Aussaat war. Schon vor Jahrtausenden entwarf er erstaunlich genaue Kalender, um aus dem Lauf der Gestirne die Wiederkehr der des richtigen Zeitpunktes zu ermitteln. Dies war Aufgabe der Herrscher – insbesondere der Priester und Schamanen – heute nennt man es „Herrschaftswissen“. Auch das Wetter wurde Gegenstand umfangreicher Kulthandlungen. Menschen vieler Kulturen wollten das Wetter beeinflussen. Man darf allerdings annehmen, dass auch die anstrengendsten Übungen oft nur niederschmetternde Ergebnisse zeitigten. Newton ist es wohl zuallererst zu verdanken, dass derlei Aktivitäten aus der wissenschaftlichen Methode verbannt wurden. Ja, ja – die Aufklärung.
Dieser Trend scheint sich aber nun abzuschwächen! Denn bei der Diskussion über den anthropogenen Klimawandel ist alles anders. Erlebt der Schamanismus seine Renaissance?
Der Film „The Day After Tomorrow“ griff das Thema „Golfstrom“ auf. Die polare Schmelze sollte dazu führen, dass er versiegt. Allerdings mit der Folge einer baldigen Eiszeit. Bis heute glauben die meisten Menschen, dass der Golfstrom sich bereits abschwächt. Aber nun las ich diesen Artikel:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/442/347279/text/
Fazit: Messfehler.
Dann wurde mit der Autorität der Wissenschaft behauptet, die Gletscher des Himalaya könnten bereits 2035 abgeschmolzen sein:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/514/500777/text/
Fazit: Zahlendreher! (Vielleicht erst im Jahre 2350?)
Heute musste die IPCC eingestehen, dass ein Zusammenhang zwischen dramatischen Wetterereignissen und Klimawandel aus wissenschaftlicher Sicht nicht erweislich ist:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/893/501152/text/
Fazit: nichts genaues weiß man nicht!
Da frage ich mich, ob die Wissenschaft sich zum Instrument der Propaganda macht.
Sicher ist es sinnvoll, die endlichen Ressourcen zu schonen, sich etwas Neues auszudenken.
Aber muss man dazu den Ruf der Wissenschaft auf dem Altar der Interessen opfern ( die Fördermittel fördern das gewünschte Resultat)? Geht der Schuss nicht nach Hinten los? Sind die Leute so blöde, dass man sie belügen oder täuschen oder zumindest verunsichern muss, damit eine vernünftige Energiepolitik durchsetzbar ist?
Werden Ökosteuer, Wassersparen, Emissionshandel und alle übrigen Maßnahmen nicht bald als Voodoozauber für ekstatische Schamanen empfunden?
Da sind sie wieder, die Kantschen Fragen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun?
Re: συμπόσιον- Wissenschaft und Schamanismus
Γραικίσκος schrieb am 26.01.2010 um 23:12 Uhr (Zitieren)
So weit ist die Wissenschaft von mythischen Weltbildern gar nicht entfernt. Jedenfalls war dies das Ergebnis einer Diskussion in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, mit bedenkenswerten Beiträgen insbesondere von Imre Lakatos und Paul Feyerabend.
Heute ist diese Diskussion beinahe vergessen; aber ich habe nicht gelesen, daß ihre Argumente entkräftet worden wären.

Ich gebe mal eine polemische Passage aus Paul Feyerbands "Anything goes", dt.: "Wider den Methodenzwang", wieder:
Die Wissenschaft steht also dem Mythos viel näher, als eine wissenschaftliche Philosophie zugeben möchte. Sie ist eine der vielen Formen des Denkens, die der Mensch entwickelt hat, und nicht unbedingt die beste. Sie ist laut, frech und fällt auf; grundsätzlich überlegen ist sie aber nur in den Augen derer, die sich schon für eine bestimmte Ideologie entschieden haben, ohne jemals ihre Vorzüge und ihre Schwächen geprüft zu haben. Und da die Annahme oder Ablehnung von Ideologien dem einzelnen überlassen bleiben sollte, so folgt, daß die Trennung von Staat und Kirche durch die Trennung von Staat und Wissenschaft, der jüngsten, aggressivsten und dogmatischsten religiösen Institution, zu ergänzen ist. Eine solche Trennung könnte unsere einzige Chance sein, eine Menschlichkeit zu erreichen, zu der wir fähig sind, die wir aber noch nie vollständig verwirklicht haben.

[Quelle: Paul K. Feyerabend. Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie. Frankfurt/Main 2. Aufl. 1977, S. 392]]
Re: συμπόσιον- Wissenschaft und Schamanismus
ανδρέας schrieb am 27.01.2010 um 18:11 Uhr (Zitieren)
Γραικίσκος hat mal wieder eine vorzügliche Quelle aufgetan:

>>> grundsätzlich überlegen ist sie aber nur in den Augen derer, die sich schon für eine bestimmte Ideologie entschieden haben, ohne jemals ihre Vorzüge und ihre Schwächen geprüft zu haben <<<

Ja, genau das zeigt mein obiger Beitrag: andere Auffassungen z.B. zum Klimawandel werden in der Öffentlichkeit überhaupt nicht mehr erwogen. Man übernimmt alles ungeprüft als wäre es nicht notwendig, auch gegenteilige Positionen darzulegen.
Mit wissenschaftlichem Denken hat das nichts zu tun.
Re: συμπόσιον- Wissenschaft und Schamanismus
Γραικίσκος schrieb am 27.01.2010 um 19:05 Uhr (Zitieren)
Der Autor heißt natürlich Paul Feyerabend, nicht Paul Feyerband. Er hat viele Bücher geschrieben, allesamt sehr unterhaltsam und anregend. Zu seinem Freundeskreis in Deutschland gehörte der Ethnologe Hans-Peter Duerr, der seinerseits viel über das Verhältnis von magischer und wissenschaftlicher Weltsicht geschrieben hat.
Re: συμπόσιον- Wissenschaft und Schamanismus
Γραικίσκος schrieb am 27.01.2010 um 19:41 Uhr (Zitieren)
u.a.: H.-P. Duerr: "Traumzeit" und "Der Wissenschaftler und das Irrationale".
Damals, als man noch Wissenschaft mit einer Prise Anarchismus praktizieren konnte ...
Re: συμπόσιον- Wissenschaft und Schamanismus
ανδρέας schrieb am 27.01.2010 um 21:53 Uhr (Zitieren)

Ich wollte an diesem Beispiel auch nur zeigen, dass Wissenschaft frei von Herrschaft sein sollte (Anarchie passt hier sehr gut).
Bekommt amn überhaupt Fördermittel, wenn man den Klimawandel nicht a`priori voraussetzt?
Wer die Musik bestellt und bezahlt ... (Philosophia ancilla theologiae, Petrus Damiani)
Re: συμπόσιον- Wissenschaft und Schamanismus
Γραικίσκος schrieb am 27.01.2010 um 21:57 Uhr (Zitieren)
Der Fluß der Fördermittel ist ein Mittel zur Steuerung dessen, was als 'richtige' Wissenschaft angesehen wird.
Ich glaube nicht, daß Projekte gefördert werden, welche den Erwartungen der Geldgeber vom Ansatz her zuwiderlaufen.
 
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