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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Du sollst Vater und Mutter ehren (310 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 22.06.2022 um 14:52 Uhr (Zitieren)
Platon, Gesetze 931b-932a:
[...]
Der Athener: Ödipus, so erzählen wir, hat über seine eigenen Kinder, weil er von ihnen schmachvoll behandelt worden war, Verwünschungen ausgesprochen (1), die bekanntlich, wie alle Welt erzählt, von den Göttern erfüllt und erhört wurden; Amyntor soll im Zorn gegen seinen Sohn Phoinix (2) und Theseus gegen Hippolytos und tausend andere Väter über tausend andere Kinder Flüche ausgestoßen haben, die, wie sich klar erwiesen hat, von den Göttern im Namen der Eltern gegen ihre Kinder erhört wurden. Denn der Fluch eines Vaters trifft die Kinder, wie keines andern Fluch jemand anderen treffen kann, und das mit vollem Recht. Nun soll aber niemand glauben, wenn ein Vater oder eine Mutter von den Kindern besonders schmachvoll behandelt wird, sei es ganz natürlich, daß die Gottheit ihre Verwünschungen erhört; wenn er dagegen in Ehren gehalten wird und darüber hocherfreut ist und deshalb in seinen Gebeten die Götter reichlich um Segen für seine Kinder anruft – da sollen wir etwa nicht annehmen, daß sie solche Bitten ebenso erhören und uns das Erbetene zuteilen? Aber dann wären sie ja nimmermehr gerechte Verteiler des Guten, was sich doch, wie wir meinen, für Götter am allerwenigsten ziemen würde [ἀλλ‘ οὐκ ἂν ποτε δίκαιοι νομῆς εἶεν ἀγαθῶν, ὃ δή φαμεν ἥκιστα θεοῖς εἶναι πρέπον].

Kleinias: Ganz gewiß.

Der Athener: Bedenken wir also, was wir kurz zuvor gesagt haben, daß wir wohl kein Götterbild besitzen können, das von den Göttern höher geachtet würde, als einen Vater und Großvater, die vom Alter gebeugt sind, und Mütter, die dieselbe Kraft besitzen. Wenn einer diese mit Ehren ziert, so freut sich die Gottheit; sonst würde sie nicht ihre Gebete erhören. Denn etwas Wunderbares ist doch das Heiligtum, das wir an den Vorfahren besitzen, weit mehr als die unbeseelten Götterbilder [Θαυμαστὸν γὰρ δήπου τὸ προγόνων ἵδρυμα ἡμῖν ἐστιν, διαφερόντως τῶν ἀψύχων]; wenn nämlich diese beseelten Heiligtümer von uns verehrt werden, so vereinigen sie jeweils ihre Gebete mit den unsern; wenn sie aber schmachvoll behandelt werden, tun sie das Gegenteil; die andern Götterbilder dagegen tun weder das eine noch das andere [τὰ δ‘ οὐδέτερα]. Wer daher den Vater, den Großvater und alle diese Angehörigen auf die rechte Weise behandelt, der besitzt wohl von allen Götterbildern die wirksamsten, um ihm ein von den Göttern gesegnetes Los zu sichern.

Kleinias: Sehr schön hast du gesprochen [Κάλλιστ‘ εἶπες].

Der Athener: Jeder also, der Vernunft besitzt, fürchtet und achtet die Gebete der Eltern, weil er weiß, daß sie schon bei vielen und viele Male in Erfüllung gegangen sind. Da nun dies die natürliche Ordnung ist [τούτων οὖν οὕτως φύσει διατεταγμένων], so sind für die guten Menschen hochbetagte Ahnen ein kostbarer Schatz, wenn sie bis ans äußerste Ziel ihres Daseins am Leben bleiben, und werden schmerzlich vermißt, wenn sie jung dahinscheiden; für die schlechten Menschen dagegen sind sie ein Grund zu gewaltiger Furcht. Jeder soll daher mit allen vom Gesetz vorgeschriebenen Ehren seine Eltern ehren, indem er den gegenwärtigen Mahnungen gehorcht [Πᾶς δὴ τιμάτω πάσαις τιμαῖς ταῖς ἐννόμοις τοὺς αὐτοῦ γεννήτορας τοῖς νῦν πεισθεὶς λόγοις]. [...]

(1) Vgl. Aischylos, sept. 772 ff.; Sophokles, Oid. Kol. 1375 ff.; Euripides, Phoin. 872 ff.; nach der Version des Sophokles verflucht er seine Söhne Eteokles und Polyneikes, weil sie sich seiner Verbannung nicht widersetzt haben. Der Fluch erfüllte sich durch die gegenseitige Tötung beider im Kampf um Theben.
(2) Erzieher des Achilleus; weil er die Konkubine seines Vaters verführt hatte, verfluchte ihn Amyntor und wünschte ihm Kinderlosigkeit (Homer, Ilias IX 448 ff.).
 
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