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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Gegen die Ehe #2 (400 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 25.06.2022 um 14:18 Uhr (Zitieren)
Theophrast, Gegen die Ehe (überliefert bei Hieronymus: Adversus Iovinianum I 47):
Widerlegung von Scheinargumenten: Wozu eine Frau?

Freilich kann man zur Verwaltung des Hauswesens und zur Ermunterung im Leiden und zur Flucht vor dem Alleinsein eine Frau heiraten.
Aber viel besser kann doch ein treuer Sklave die Verwaltung übernehmen, der dem Machtspruch des Herrn gehorcht und seine Anweisungen befolgt, als eine Frau, die sich um so mehr als Herrin gefällt, wenn sie etwas gegen den Willen des Mannes tut, das heißt: was ihr genehm ist, nicht was ihr aufgetragen ist.

Bei einem sitzen, wenn man krank ist, können eher Freunde und Dienerinnen, die durch Wohltaten verpflichtet sind, als sie, die uns die Schuld an ihren Tränen gibt, in der Hoffnung auf die Erbschaft schon ihren alten Kram verkauft und durch das ständige Gerede über ihre Sorgen den Leidenden innerlich vollends zur Verzweiflung bringt. Falls aber sie selbst leidend wird, muß man mit ihr krank sein und darf niemals von ihrem Bett weichen. Oder wenn es eine gute und angenehme Frau sein sollte – was freilich ein seltener Vogel ist -, dann stöhnen wir mit der Gebärenden und quälen uns mit ihr, wenn sie in Gefahr ist.

Schließlich: der Weise kann niemals einsam sein. Hat er doch um sich alle die Guten, die leben oder jemals gelebt haben. Seinen freien Geist versetzt er, wohin er will; was er körperlich nicht erreichen kann, das erfaßt er mit dem Denken. Und wenn es ihm an Menschen fehlen sollte, spricht er mit Gott. Nie wird er weniger allein, als wenn er einmal allein ist.


Wozu Kinder?

Ferner: der Kinder wegen eine Frau zu nehmen, daß unser Name nicht untergeht oder daß wir im Alter einen Schutz haben und mit bestimmten Erben rechnen können, ist das Allerdümmste.
Was macht es uns denn beim Abschied von dieser Welt schon aus, wenn mit unserem Namen nicht wieder ein anderer genannt wird, zumal ja der Sohn nicht sofort den Namen des Vaters übernimmt (sondern meist erst der Enkel) und es unzählige Menschen gibt, die den gleichen Namen tragen?

Oder was ist es für eine Hilfe im Alter, einen Sohn im Haus aufzuziehen, der entweder, wenn es das Schicksal will, schon vor dir wegstirbt oder die verkommensten Sitten hat oder jedenfalls, wenn er erwachsen wird, der Ansicht ist, daß du zu spät stirbst?

Erben aber hast du besser und sicherer in den Freunden und Verwandten, die du mit Bedacht auswählen kannst, als in denen, die du wohl oder übel hinnehmen mußt. Überhaupt ist deine Erbschaft sicherer, wenn du bei Lebzeiten dein Vermögen gut verbrauchst, als wenn du, was du mit eigener Mühe erworben hast, anderen zu ungewissem Gebrauch hinterläßt.

(Lust an der Geschichte: Leben im antiken Griechenland. Ein Lesebuch. Hrsg. v. Rolf Rilinger. München 1990, S. 193-196)
 
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