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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Was geschieht mit uns wirklich nach dem Tode? (339 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 03.07.2022 um 00:49 Uhr (Zitieren)
Plinius der Ältere, nat. hist. VII 188-190:
Was die Zeit nach der Bestattung betrifft, so gibt es verschiedene Meinungen über die Geister der Verstorbenen. Aus allen wird nach dem letzten Tage das gleiche, was sie vor dem ersten waren [omnibus a supremo die eadem quae ante primum], und nach dem Tode haben Körper und Seele ebensowenig eine Empfindung wie vor der Geburt.

Die gleichbleibende menschliche Eitelkeit dehnt sich sogar auf die Zukunft aus [eadem enim vanitas in futurum etiam se propagat] und erträumt sich selbst für die Zeit des Todes ein Leben, indem sie bald die Unsterblichkeit der Seele, bald eine Seelenwanderung und bald ein bewußtes Leben den Abgeschiedenen zuspricht, die Manen verehrt und den zum Gott macht, der auch nur ein Mensch zu sein aufgehört hat – wie wenn sich das Atmen des Menschen irgendwie von dem anderer Lebewesen unterschiede, oder nicht viele andere Wesen von längerer Dauer auf der Welt sich fänden, denen niemand eine ähnliche Unsterblichkeit im voraus zuerkennt [aut non diuturniora in vita multa reperiantur quibus nemo similem divinat immoratlitatem].

Welche Substanz hat aber die Seele an sich [quod autem corpus animae per se]? Aus welchem Stoff besteht sie [quae materia]? Wo ist ihr denkendes Bewußtsein [ubi cogiatio illi]? Wie sieht, hört oder fühlt sie [quomodo visus, auditus, aut qui tangit]? Welchen Gebrauch macht sie davon, oder was ist, ohne diese Eigenschaften, ihr Vorzug? Wo endlich ist ihr Sitz und wie groß ist die Zahl der Seelen oder Schatten seit so vielen Jahrhunderten?

Alles dies sind gehaltlose Auswüchse kindischer Schwärmerei und der zum Tode verurteilten Menschennatur, die gierig nach Unsterblichkeit strebt [puerilium ista deliramentorum avidaeque numquam desinere mortalitatis commenta sunt]. [...]

Ist es nicht, zum Henker, ein Unsinn, zu behaupten, mit dem Tode beginne ein neues Leben? Wie kann der Mensch jemals Ruhe finden, wenn die Seele oben, der Schatten unten die Empfindung behält? Wahrlich, dieser süße Wahn zerstört die vorzüglichste Wohltat der Natur, den Tod, und verdoppelt den Schmerz des zum Sterben Verurteilten durch den Gedanken an sein Dasein auch noch in der Zukunft [perdit profecto ista dulcedo credulitasque praecipuum naturae bonum, mortem, ac duplicat obituri dolorem etiam post futuri aestimatione].

Denn, wenn es süß ist, zu leben, wem kann es dann süß sein, gelebt zu haben? Wieviel leichter jedoch und sicherer ist es, nur sich selbst zu glauben und aus der Erfahrung vor der Geburt sich ein Bild von der (künftigen) Ruhe zu machen [etenim si dulce vivere est, cui potest esse vixisse? at quanto facilius certiusque sibi quemque credere, specimen securitatis (futurae) antegenitali sumere expmerimento]!

 
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