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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Griechische Ethik bei Sophokles (632 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 31.01.2010 um 14:19 Uhr (Zitieren)
Im "Aias" des Sophokles habe ich Stellen gefunden, die eine sehr hochentwickelte Ethik diesseits der christlichen, also ganz heidnisch, ausdrücken.

Athene und Odysseus beobachten den Wahnsinn des Aias, und nun könnte Odysseus doch über die Katastrophe des Feindes triumphieren. Stattdessen findet sich folgender Dialog (Aias 118-133):

Athene: Siehst du, Odysseus, nun, wie groß der Götter Macht?
Wen hättest du einsichtiger als diesen Mann
gefunden, fähiger das Trefflichste zu tun?

Odysseus: Ich wüßte keinen sonst; bedauern muß ich ihn,
den ganz Unseligen, wie sehr er mich auch haßt,
weil er so schlimm verstrickt in der Verblendung ist.
Hierin erkenn' ich sein Geschick so gut wie meins:
seh' ich doch, daß wir gar nichts andres sind, soviel
wir leben, als ein Schein und flüchtiger Schatten nur.


An späterer Stelle (677-680) sagt Aias:

Wie sollten wir nicht lernen, uns zu mäßigen?
Denn eben jetzt hab' ich es eingesehen, daß
der Feind insoweit nur von uns zu hassen ist,
als könnt' er wieder lieben
; [...]


Diese Ethik der Mäßigung in Feindschaft und Haß erscheint mir groß.
Re: Griechische Ethik bei Sophokles
ανδρέας schrieb am 31.01.2010 um 15:03 Uhr (Zitieren)

Selbst Achill gab den Körper des Hektor dem Priamos zurück - irgendwann hat sich Raserei ausgelebt, meist aber erst hinterher. Das wird sich wohl leider nicht ändern.
Re: Griechische Ethik bei Sophokles
Γραικίσκος schrieb am 31.01.2010 um 15:46 Uhr (Zitieren)
Wenn man es sich bewußt macht, kann man es vielleicht schaffen, es hin und wieder mal vorher zu tun, oder?
Ich weiß gar nicht, wie oft er mir mitten im Zorn eingefallen ist, dieser "Aias". Eine gute Therapie!
Re: Griechische Ethik bei Sophokles
ανδρέας schrieb am 31.01.2010 um 16:14 Uhr (Zitieren)

Aber ist Zorn immer therapiebedürftig? Was, wenn man jemandem Widerstand leisten muss, der sich gewissen Regeln nicht unterworfen fühlt? Zorn/Wut kann da die Motivation sein, sich entgegenzustellen - fragt sich natürlich, auf welche Weise.
"Der Klügere gibt nach. Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
Freifrau Marie von Ebner-Eschenbach

Manches kann man nicht einfach hinnehmen ...
Re: Griechische Ethik bei Sophokles
Γραικίσκος schrieb am 31.01.2010 um 16:20 Uhr (Zitieren)
Ist es denn das, was Sophokles den Aias sagen läßt? Nein, sondern "daß der Feind insoweit nur von uns zu hassen ist, als könnt' er wieder lieben".
Re: Griechische Ethik bei Sophokles
ανδρέας schrieb am 31.01.2010 um 17:05 Uhr (Zitieren)

Ja, insofern ist Hass bei Aias nur relativ und situationsbezogen und nicht absolut. Da hatten wir andere Beispiele vor allem im 20 Jhdt.: Rasse, Klasse oder die "Heiden". Heute gibt es "Hassprediger", die allen "Ungläubigen" den Krieg erklären. Offenbar waren da einige Griechen schon weiter.
Re: Griechische Ethik bei Sophokles
Γραικίσκος schrieb am 31.01.2010 um 17:41 Uhr (Zitieren)
Ja, davon konnte das 20. Jahrhundert - und wohl auch das 21. - noch lernen.
 
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