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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Eine römische Hexe #2 (449 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 21.08.2022 um 09:23 Uhr (Zitieren)
Lucan, Bellum civile VI 507-830:
Und lag auf nackter Erde irgendein Verendeter, so saß sie eher als Raubgetier und Geier dort, wollte ihn aber nicht mit einem Messer oder ihren Händen zerfetzen, sondern wartete, bis Wölfe zubissen, denen sie Körperteile aus blutdürstigen Rachen reißen konnte.

Auch scheute sie keinen Mord mit eigener Hand, wenn flüssiges Blut, das frisch aus offener Kehle springen sollte, nötig war; (auch schreckte sie vor Morden nicht zurück, wenn ihr Opfer flüssiges Blut und ihr unheimlicher Altar zuckendes Gekröse forderte) mit gleicher Dreistigkeit holte sie durch einen Schnitt in den Unterleib statt auf dem Weg, den die Natur bot, einen Embryo ans Licht, um ihn auf ihren Brandaltar zu legen, und immer, wenn sie Geister mit ungestümen Kräften brauchte, schuf sie selber Leichen.

Jeder Tod von Menschen war ihr nützlich: sie zupfte Wangenflaum von jugendlichen Körpern, sie schnitt sterbenden Knaben mit ihrer Linken das Haupthaar ab; ja, oftmals warf sich die verruchte Hexe bei Totenklagen für Verwandte auf den gestorbenen Angehörigen, bedeckte ihn mit Küssen und verstümmelte seinen Kopf, indem sie den geschlossenen Mund mit ihren Zähnen spreizte und die an trockenem Gaumen fest-geklebte Zunge abbiß, hauchte dann den kalten Lippen Murmellaute ein und schickte Totengeistern Botschaft von geheimem Greuel mit.

Als das Raunen im Lande Kunde von ihr zu Pompejus‘ Sohn (1) trug, machte er sich zu der Zeit, da tiefe Nacht am Himmel herrscht und Helios den Mittag unter unseren Füßen verstreichen läßt, durch einsame Gefilde auf den Weg. Getreue und vertraute Helfershelfer frevler Taten suchten aufgebrochene Gräber und Grüfte ab, bis sie sie fern auf einem Felsenvorsprung sitzen sahen, wo sich die Balkanberge senken und um Pharsalus (2) Höhenzüge bilden.

Sie war damit beschäftigt, Sprüche zu erproben, die noch kein Zauberer und kein Zaubergott vernommen hatten, und sich für neuartige Zwecke eine Formel auszudenken. Denn aus Besorgnis, der Krieg möchte in eine andere Zone wandern und thessalisches Gebiet auf solchen Massenmord verzichten müssen, verseuchte sie Philippi mit Beschwörung, besprengte es mit bösen Zaubersäften und verbot ihm, sich die Schlacht entgehen zu lassen, um all die Toten für sich zu haben und Blut aus der ganzen Welt zu nutzen: die Leichen gefallener Könige hoffte sie zu verstümmeln, die Asche des ganzen Römervolks beiseite zu schaffen und Knochen führender Männer, Geister hohen Ranges zu gewinnen – nur die eine Frage schuf ihr heiße Pein, was sie von Pompejus‘ hingestrecktem Körper rauben, auf welche Glieder Caesars sie sich stürzen solle.

(1) Sextus Pompeius, einer der Generäle zur Zeit des Bürgerkriegs und zweiten Triumvirats, Sohn des Caesar-Gegners Gnaeus Pompeius
(2) Die entscheidende Schlacht zwischen Caesar und Gn. Pompeius hatte 48 v.u.Z. hier stattgefunden.
 
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