Ibykos und die Liebe des alten Mannes (1305 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2009 um 21:02 Uhr (Zitieren)
Mit verschwimmenden Augen sieht wieder der Gott,
Unter schwarzblauen Lidern, sieht Eros mich an
Und wirft mich verwirrenden Gaukelspiels in die
Tödlichen Netze der Liebe.
Wahrhaftig, ich bange vor dem, was naht,
Gleich einem Pferd, das im Alter nur zaudernd,
Wiewohl den Sieg es kennt,
Und sich schüttelnd zum Wettkampf der sausenden Rennwagen trabt.
[Die Antike hat was Zeitloses.]
Re: Ibykos und die Liebe des alten Mannes
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2009 um 21:06 Uhr (Zitieren)
falscher Fehler; es muß heißen: ἄπειρα
Und ein Anfangs-α mit Spiritus lenis gibt's hier nicht.
Re: Ibykos und die Liebe des alten Mannes
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2009 um 21:24 Uhr (Zitieren)
Aah, das werdet Ihr jungen Leute hier, Ihr 40- und 50jährigen nicht verstehen, fürchte ich.
Re: Ibykos und die Liebe des alten Mannes
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2009 um 22:14 Uhr (Zitieren)
Die Qualität von Lyrik hängt ja in hohem Maße von der Kraft und Präzision ihrer Bilder ab. Und das ist wirklich großartig:
Re: Ibykos und die Liebe des alten Mannes
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2009 um 22:19 Uhr (Zitieren)
Ich habe mich gefragt, in welchem Dialekt Ibykos schreibt. Attisches Griechisch ist das ja nicht. Nun lese ich, daß er aus Magna Graecia (Rhegium) stammt.
Re: Ibykos und die Liebe des alten Mannes
Bibulus schrieb am 29.04.2009 um 23:31 Uhr (Zitieren)
oh...
Ich kann da leider nicht mithalten
"Ibykos" kenne ich nur von Schiller:
"Sieh da, sieh da! Timotheus!
Die Kraniche des Ibykus!"
Re: Ibykos und die Liebe des alten Mannes
Ὑληβάτης schrieb am 30.04.2009 um 08:23 Uhr (Zitieren)
Der Dialekt sieht nach dorisch aus, wegen der "fehlenden" η, z.B. in μὰν, ἔβα. Im äolischen würden die Spiritus asperes fehlen und ein paar Akzente nach vorne rutschen. Z.B. heißt es bei Sappho und Alkaios: ὔπο statt ὑπό.
Ich kann mit meinen jungen Jahren das Bild nachvollziehen und finde es auch "anziehend", aber richtig "verstehen" kann ich es nicht - allerdings nur, was das Alter angeht! Ibykos hat doch aber hier sicher mehr zu sagen, als dass man ihn auf das Alter beschränken könnte.
Re: Ibykos und die Liebe des alten Mannes
Graeculus schrieb am 30.04.2009 um 09:39 Uhr (Zitieren)
Natürlich, da steckt mehr drin. Schon der ganze erste Teil des Gedichtes. Der Gott, der ihn mit verschwimmenden Augen ansieht ...
Übrigens hat dieses Gedicht mich schon früher sehr beeindruckt, als ich noch ein Jüngling war. Damals. Im Mittelalter.