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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Zynismus (524 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 29.03.2010 um 21:24 Uhr (Zitieren)
Klar, das Wort "Zynismus" stammt aus dem Griechischen. Dort hat es aber doch eine deutlich anders konnotierte Bedeutung als bei unserem heutigen Wort.
Was ich mich frage: Gab es in der Antike überhaupt eine solche 'zynische', d.h. menschenverachtende Einstellung, daß man z.B. Menschengruppen als Ungeziefer bezeichnet hat o.ä.?
Weiß darüber jemand etwas?

Doch, mir fällt Caligula ein - der darauf auch im sensus communis als wahnsinnig empfunden wurde. Noch jemand?
Re: Zynismus
ανδρέας, schrieb am 29.03.2010 um 22:01 Uhr (Zitieren)

DDR 1952, man glaubt es kaum, so kurz nachdem Juden mit Ratten gleichgesetzt worden waren:

http://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_Ungeziefer

Immerhin hat man die Leute nicht umgebracht.
Re: Zynismus
Γραικίσκος schrieb am 29.03.2010 um 22:06 Uhr (Zitieren)
Oja, in der Moderne, im 20. Jahrhundert, war das weit verbreitet, beileibe nicht nur bei den Nazis! (Allerdings wußte ich das von der DDR nicht.)

Aber in der Antike?
Waren die Menschen von 2000, 2500 Jahren menschlicher als die heutigen?
Man sage nicht, sie hatten die Sklaverei - die Sklaverei hat ja im 20. Jahrhundert 'fröhliche' Auferstehung gefeiert. Und ich bezweifle sogar, daß Sklaven in der Antike massenhaft unter solchen extremen Bedingungen gehalten worden sind, wie sie in deutschen Konzentrationslagern oder im sowjetischen GULag herrschten. Das glaube ich jedenfalls bis zum Beweis des Gegenteils.
Re: Zynismus
ανδρέας, schrieb am 29.03.2010 um 22:08 Uhr (Zitieren)

Ach ja, da hat doch vor wenigen Jahren mal ein Vertreter der Ärzteschaft den Begriff "sozialverträgliches Frühableben" (kostet keine Rente, keine Krankenbehandlung) geprägt. Vgl. "Verschwindet der Mensch, verschwindet das Problem. "
Re: Zynismus
ανδρέας, schrieb am 29.03.2010 um 22:15 Uhr (Zitieren)

Crassus ließ auf dem Rückweg nach Rom 6000 Spartacus-Sklaven entlang der Via Appia kreuzigen.
Braucht man da Zitate? Die Antike ist voll von Menschenverachtung. Sklaven wurden als Eigentum behandelt. Menschenrechte sind da eine neue Erfindung. Allerdings dürfte man die 10 Gebote als erstes Dokument für Menschenrechte auffassen - revolutionär und nur wenigen vergönnt.
Re: Zynismus
Γραικίσκος schrieb am 29.03.2010 um 22:21 Uhr (Zitieren)
Crassus ließ auf dem Rückweg nach Rom 6000 Spartacus-Sklaven entlang der Via Appia kreuzigen.

Ah, ein Spezialthema von mir! Das schau mal in den Quellen nach, welche Historiker das berichten ... und welche nicht! Für gesichert halte ich diese Nachricht nicht. Wie ich es überschaue, berichtet dies nur Appian, während Plutarch eine dem geradezu widersprechende Version erzählt und die übrigen Historiker nicht einmal darauf eingehen, was mit den gefangenen Sklaven geschah.
Re: Zynismus
ανδρέας, schrieb am 29.03.2010 um 22:40 Uhr (Zitieren)

Die Zahl der Kreuzigungen spielt m.E. keine Rolle.
Tertulians Spruch"die Christen vor die Löwen" drückt es ja auch aus (bitter ironisch gemeint):
Claudius, Nero, Domitian, Valerian, Diocletian haben Christenverfolgungen organisiert oder geduldet und es gibt viele Beispiele. Leider habe ich keine "Originalzitate" zur Hand, die überliefert sind. Aber die Taten sprechen ja für sich. Aber man muss dies natürlich immer im historischen Kontext sehen. Letztlich ging es einfach um den Machterhalt.
Re: Zynismus
Γραικίσκος schrieb am 29.03.2010 um 22:44 Uhr (Zitieren)
Möglicherweise ist die ganze Crassus-Kreuzigungsszene ... erfunden? Plutarch berichtet keineswegs eine andere Zahl, er berichtet ein anderes Ereignis.

Die Christenverfolgungen. Hm. Aber man ist nicht bei ihnen, sondern nur bei den Sklaven so weit gegangen, ihnen das Menschsein abzusprechen, oder?
Re: Zynismus
ανδρέας, schrieb am 29.03.2010 um 22:52 Uhr (Zitieren)

Ich glaube, dass z.B. die Römer eigentlich nur sich selbst mit "Menschenrechten" ausgestattet sahen (und natürlich die - gebildeten- Griechen). So gelang es Cicero ja vor allem deshalb, Verres verurteilen zu lassen, weil dieser einen Römer hatte kreuzigen lassen (bei anderen war dies erlaubt). Barbaren, Sklaven und Nichtrömer (also ohne römisches Bürgerrecht) waren wenig wert - denke ich.

Es wird schwer sein, schriftliche Zitate zu finden, die authentisch sind. Wer will schon als Herrscher Zitate hinterlassen, die ihn als Menschenfeind darstellen. Das ist mitunter schon schwierig bei den neuzeitlichen Unholden - man denke, wie lange es dauerte Milosewitsch zu verurteilen und Beweise zu finden, dass er persönlich dieses und jenes veranlasst hat.



Re: Zynismus
Γραικίσκος schrieb am 29.03.2010 um 23:02 Uhr (Zitieren)
Es besteht ja eigentlich kein Zweifel, daß es Gemetzel gab in der Antike. Und Angehörige anderer Völker ("Barbaren") galten eh nichts, wie Du schon sagst.
Ich glaube, ich ziehe meine Vermutung zurück.
 
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