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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex? (2331 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2009 um 21:21 Uhr (Zitieren)
Vermutlich muß ich diese Frage nicht groß erläutern. Sigmund Freud hat seinen psychoanalytischen Terminus nach dem antiken Ödipus (Οἰδίπους) gewählt. Aber das paßt doch nicht, oder? Ödipus wußte schließlich nicht, welchen Mann er tötete und welche Frau er heiratete. Im Unterschied zu den vom Ödipus-Komplex Befallenen.
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 29.04.2009 um 21:48 Uhr (Zitieren)
Das kann man nicht so direkt sehen....
Bei Freud ist das ja nur eine Anlehnung an die Sage...
Ödipus-Komplex..seine Überwindung oder nicht...das ist eine komplexe psychoanalytische Frage...
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2009 um 21:54 Uhr (Zitieren)
Freud hat es ja nicht "Eltern-Komplex" genannt, sondern er hat sich für diese spezielle antike Sagenfigur entschieden. Aber hat er den doch nicht ganz unwesentlichen Unterschied übersehen? Oder war er ihm gleichgültig, wenn er nur einen wohlklingenden Namen hatte? Beides wäre eine schwache Vorstellung.
Oder habe ich da etwas übersehen? Daß z.B. Sophokles etwas Freud-Ähnliches hat sagen wollen?
Aber nein, er wollte doch zeigen, daß Menschen unschuldig die größte Schuld auf sich laden können ...
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 29.04.2009 um 21:57 Uhr (Zitieren)
@Γραικίσκος:
In der ödipalen Phase des Kindes:
Der Junge z.B. fühlt sich mehr der Mutter hingezogen als zum Vater, den er eher ablehnt...als Übergangsphase....das ist die Anlehnung an die Sage...wird das nicht überwunden, dann kommt es zu psychischen Konflikten....
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2009 um 22:06 Uhr (Zitieren)
Ist bekannt, ja. Aber warum nennt Freud das so? Ödipus fühlt sich nicht zu seiner Mutter hingezogen, weil er gar nicht weiß, daß es sich um seine Mutter handelt. Und er tötet den Mann auch nicht, weil es sein Vater ist, denn er weiß ja nicht, daß es sein Vater ist.
Das weißt Du natürlich alles auch.
Vielleicht reden wir aneinander vorbei. Ich möchten nur Eure Meinung wissen, ob Freud seine Terminologie schludrig gewählt hat oder ob ich da etwas an der Sage und ihrem Sinne übersehe.
Für mein Verständnis geht es bei ihr um 1. das Problem mit Orakeln (selffulfilling phrophecy) und 2. um die Möglichkeit, unschuldig schuldig zu werden.
Ist es vielleicht Letzteres, was Freud meint: daß Kinder auf diese Weise unschuldig etwas empfinden, was wir als Verletzungen eines sehr strengen Tabus ansehen?
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 29.04.2009 um 22:10 Uhr (Zitieren)
Das glaube ich auch, dass Kinder ja unschuldig sind und das ja alles als Kinder empfinden und alles eigentlich nicht "gewollt" ist....ich glaube, das könnte die Lösung sein, dass Freud den Terminus gewählt hat...
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 30.04.2009 um 08:51 Uhr (Zitieren)
Wikipedia erklärt in diesem Artikel
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96dipuskonflikt
ganz schön warum Freud die Person Οἰδίπους aus der griechischen Mythologie verwendet hat....
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Graeculus schrieb am 30.04.2009 um 10:06 Uhr (Zitieren)
Nein, ganz sicher enthält dieser Wikipedia-Artikel keine Antwort auf meine Frage; er stellt sie nicht einmal.
Eher ist das eine mögliche Antwort, was wir gestern zwischen 22:06 und 22:10 h gedacht haben.
Ich weiß allerdings nicht, ob Freud irgendwann mal Rechenschaft gegeben hat über die Wahl dieses Terminus'.
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Hilde schrieb am 30.04.2009 um 10:32 Uhr (Zitieren)
>Aber nein, er wollte doch zeigen, daß Menschen unschuldig die größte Schuld auf sich laden können ..<
naja, sooo unschuldig war Ödipus ja auch nicht.
er hatte erfahren, dass er nicht der leiblihe Sohn seiner Eltern war, hatte und hatte Kenntnis von dem Orakel.
Er hätte dem Orakl doch entrinnen können, indem er
1. keinen Mann tötet, der altersmäßig sein Vater sein könnte und
2.keine Frau heiratet, die altersmäßig seine Mutter sein könnte.
Hat er aber gemacht.
Er hat also für sich nicht aus dem Orakel die erforderlichen Schlußfolgerungen gezogen.

Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Hilde schrieb am 30.04.2009 um 10:36 Uhr (Zitieren)
Korrektur: der leibliche Sohn

und noch was: An dem Orakel war ja nichts zweieutig oder mißverständlich
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Graeculus schrieb am 30.04.2009 um 10:42 Uhr (Zitieren)
Ist es nicht so, daß erst die Reaktion der Eltern auf das Orakel (die Entscheidung ihr Kind nicht aufzuziehen, wodurch sie ihm die Kenntnis seiner Eltern nahmen) die weiteren Ereignisse ermöglicht hat?
Er hätte die Iokaste ja nicht geheiratet, wenn er gewußt hätte ...
Allerdings macht mich das jetzt nachdenklich. Sollte die Bereitschaft, trotz allem eine soviel ältere Frau zu heiraten, - freudianisch gesprochen - einen unbewußten Wunsch ausdrücken?
Aber das ist doch völlig ungriechisch gedacht, oder?
Jedenfalls stimmt es schon: die völlige Unschuld des Ödipus müssen wir in Zweifel ziehen.
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 30.04.2009 um 11:30 Uhr (Zitieren)
@Γραικίσκος:
Die Sache und deine Fragestellung sind doch komplexer. Wenn ich heute zuhause bin, werde ich mir das noch mal eingehender zu Gemüte führen und ein bißchen recherchieren...
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Ὑληβάτης schrieb am 30.04.2009 um 11:41 Uhr (Zitieren)
Soweit ich mich erinnere, war Ödipus' Frage an das Orakel, ob er ein Bastard ist, weil er die Elternschaft seiner "Eltern" anzweifelte.
Das Orakel hat ihm nicht gesagt, dass die Leute, bei denen er gelebt hat, nicht seine Eltern sind, soweit ich mich erinnere.

Warum sollte er also nicht denken, dass sie seine Eltern sind?

Im Ödipus auf Kolonos rekapituliert Ödipus seine Schuld - und kommt zu dem Schluss, unschuldig zu sein.

Recherche und Nachdenken ist aber nötig.
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 30.04.2009 um 14:15 Uhr (Zitieren)
Ich habe in einen meiner medizinischen Bücher Peter Kutter-Geist und Psyche-Psychiatrie-Eine Einführung-Kindler Verlag ein paar interessante Aspekte über den Ödipuskomplex angelesen...muß ich aber noch genauer durcharbeiten....
Siegmund Freud sieht den Ödipuskomplex als Kernkonflikt der Neurose..
Interessant auch, was er 1938 gesagt hat (Zitat aus dem Buch):
Siegmund Freud schreibt 1938 über die Mutter: Sie ist das erste erotische Objekt des Kindes...(das) nicht nur nährt, sondern auch pflegt und so manche lustvolle wie unlustige Körperempfindungen beim Kind hervorruft....erstes und stärkstes Liebesobjekt....Vorbild aller späteren Liebesbeziehungen bei beiden Geschlechtern....


Freud hat da ein komplexes Gedankengebäude um den Begriff Ödipuskomplex aufgebaut...


Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Γραικίσκος schrieb am 30.04.2009 um 16:13 Uhr (Zitieren)
Es hat den Anschein, als hätte sich die Freud-Literatur - und vielleicht auch Freud selbst - wenig bzw. gar nicht mit der Frage befaßt, mit welcher Berechtigung diese Neurose nach einem antiken König von Theben benannt worden ist.
Psychiatrisch ist es vermutlich auch unerheblich und nur kulturgeschichtlich von Bedeutung.
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Bibulus schrieb am 30.04.2009 um 20:25 Uhr (Zitieren)
mit welcher Berechtigung diese Neurose nach einem antiken König von Theben benannt worden ist.

das Kind brauchte einen Namen...
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Γραικίσκος schrieb am 30.04.2009 um 20:48 Uhr (Zitieren)
"Eltern-Komplex" böte sich doch an. Wäre ich Ödipus, ich stäche mir gleich die Augen nochmals aus. Zur Schande auch noch die Benutzung meines Namens zur Bezeichnung für frühkindliche Sexulatität ...
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Φιλομαθής schrieb am 26.06.2013 um 21:49 Uhr (Zitieren)
Wie viel passender wäre hier, da man nun einmal bei den Griechen anknüpfen wollte, das Verhältnis des Kronos zu Eltern gewesen ...
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
Φιλομαθής schrieb am 26.06.2013 um 21:49 Uhr (Zitieren)
... zu seinen Eltern ...
Re: Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 26.06.2013 um 22:31 Uhr (Zitieren)
Aus meiner, freilich dilettantischen, Sicht führt schon die Eingangsfrage in die Irre:

Freud hat die Konstellation (Mutter als das (erste) Liebesobjekt, Vater als (übermächtiger) Rivale des Sohnes) den Ödipus-Komplex genannt, und Ödipus steht in einem solchen Komplex, er hat ihn nicht, denn der Komplex ist (strictu sensu) keine Krankheit. (Nur wer nicht darüber hinaus gelangt, laboriert später an den Folgen dieser unverarbeiteten, (wegen der angenommenen moralischen Vorstellungen) notwendig mit Schuldgefühlen belasteten Erlebnisse/Gefühle/Gedanken.)

In diesem Konstrukt wird das Unwissen des Kindes über diesen Nexus, der es so und nicht anders handeln/empfinden läßt, mit der Verblendung des Ödipus im Mythos verknüpft, der genauso kindlich-naiv in die tragischen Situationen gerät, weil er der Meinung ist, seine Vermeidungsstrategie habe Erfolg.
Das Tertium ist m. E. das Nicht-Absehenkönnen der Entscheidungen, bzw. deren Tragweite.
 
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