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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ἔρως καὶ θάνατος (1733 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2009 um 22:36 Uhr (Zitieren)
In einer 10. Klasse stand heute die Hippie-Zeit an, und im Anschluß an ein Referat (immer lustig, was die jungen Leute über meine Jugendzeit erzählen ...) habe ich den Auftritt von Jimi Hendrix 1967 in Monterey auf Video vorgeführt, d.h. seine Version von "Wild Thing".
Es war sehr schnell klar, daß er damit eine wilde Liebesbeziehung zu seiner Gitarre ausdrücken wollte: "Wild thing, I love you."
Sehr irritierend fanden die Schüler aber dann das Zerstörerische an dieser Beziehung: "Wenn er seine Gitarre und seine Musik liebt, warum hat er dann die Gitarre in Brand gesetzt und zertrümmert?"
Das hat uns auf die Frage eines Zusammenhangs zwischen Liebe und Zerstörung gebracht. Jimi Hendrix hat uns diese Frage durch seinen Auftritt geradezu aufgezwungen.
Nun wurde es schwierig!
Von Freud her war mir diese enge Verschlingung von ἔρως und θάνατος ganz geläufig. Aber wie das 15-/16jährigen vermitteln? Wir haben heftig gestritten, mit unbefriedigendem Ausgang.

Ich werde noch darüber nachdenken und am Wochenende darauf zurückkommen. Falls das Thema jemanden interessiert und er/sie einen spontanten Einfall hat, wie man den Zusammenhang verständlich machen könnte, wäre das hilfreich.

Ein Ansatzpunkt könnte sein, daß einige Schüler in dieser Klasse Death Metal hören. Leider kenne ich mich da nicht gut aus. Am liebsten gehe ich immer klassisch an eine solche Frage heran. Also: Liebe und Zerstörung, zerstörerische Liebe in der Antike? Die Liebe von Helena und Paris zerstört Troia und damit sich selbst. Ein Anfang.
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2009 um 22:42 Uhr (Zitieren)
Das:
Erich Fried: Durcheinander

Sich lieben
in einer Zeit
in der Menschen einander töten
mit immer besseren Waffen
und einander verhungern lassen
Und wissen
Daß man wenig dagegen tun kann
und versuchen
nicht stumpf zu werden
Und doch
sich lieben

Sich lieben
und einander verhungern lassen
Sich lieben und wissen
daß man wenig dagegen tun kann
Sich lieben
und versuchen nicht stumpf zu werden
Sich lieben
und mit der Zeit
einander töten
Und doch sich lieben
mit immer besseren Waffen

sagt auch was zum Thema, ist aber a) genauso schwierig wie das, was ich damit erklären möchte und b) nicht antik.
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Bibulus schrieb am 29.04.2009 um 22:53 Uhr (Zitieren)

aber Liebe - Tod - Zerstörung wird immer in einem Zusammenhang gesehen:
Liebe - Zeugung - Leben -Tod

Liebe (insofern sie dann auch ihren manifestierten Ausdruck findet -> Nachkommen)
ist der Anfang vom Ende schon in die Wiege gelegt...
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Bibulus schrieb am 29.04.2009 um 22:57 Uhr (Zitieren)
Jimi Hendrix:
Neben "all along the watchtower"
(DER ultimative Song der gesamten Pop-Aera)
sind natürlich "Wild Thing" (ursprünglich von der
Schrammel-Band "The Troogs"!)
und "Starsprangled Banner - Woodstock!)
DIE ABSOLUTEN HÖHEPUNKTE meiner musikalischen Jugend...
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Bibulus schrieb am 29.04.2009 um 22:59 Uhr (Zitieren)
übrigens
während "Wild Thing" spielt Jimi ja auch ein paar Takte von "Strangers in The Night"

:-))
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2009 um 23:02 Uhr (Zitieren)
Ja, das ist uns klar. Aber fallen Dir ein paar zündende Beispiele ein?
Wenn man so eine Geschichte erzählen kann wie die von Paris und Helena, was die Beiden damit alles zugrunde gerichtet haben, sich selbst eingeschlossen, dann ist das gut verständlich.

Im Grunde wissen Jugendliche das auch. Heute im Unterricht saßen mehrere da, die auf ihren Jacken jede Menge Todessymbole trugen ... und die eben auch (Death) Metal hören.

Im Zusammenhang dieses Forums reizt mich eben auch die Frage, wo in der Antike dieser Zusammenhang deutlich wird.
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Bibulus schrieb am 29.04.2009 um 23:02 Uhr (Zitieren)
gibt es eigentlich in der Weltliteratur EINE glücklich endende Liebesgeschichte?
(ich meine jetzt nicht die "Silberwald-Förster", Baron-zu-auf-und-davon oder Gabi/Julia/Sybille oder Arztromane"...)
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2009 um 23:04 Uhr (Zitieren)
übrigens
während "Wild Thing" spielt Jimi ja auch ein paar Takte von "Strangers in The Night"

Ja, und zwar nur mit einer (der rechten) Hand! Das alles ist schon aufregend.
Aber es war kein bißchen spontan; denn Benzin und Streichhölzer hatte er ja vorher eingesteckt.
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2009 um 23:06 Uhr (Zitieren)
gibt es eigentlich in der Weltliteratur EINE glücklich endende Liebesgeschichte?

Wenige, sehr wenige! Es gibt auch nur ganz wenige Liebeslieder auf die Ehefrau.
Aber ein Beispiel immerhin, das du ja kennst: die Odyssee.
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Bibulus schrieb am 29.04.2009 um 23:07 Uhr (Zitieren)
@Γραικίσκος
"Death-Metal" ist eine Musik, mit der ich so nichts anfangen kann.
Oft ist es von den Jugendlichen einfach auch nur Provokation.

Aber:
Es gibt doch da ein Idol
http://de.wikipedia.org/wiki/Nirvana_(Band)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Cobain

gut, ist jetzt auch schon 15 Jahre her...
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Bibulus schrieb am 29.04.2009 um 23:10 Uhr (Zitieren)
Aber ein Beispiel immerhin, das du ja kennst: die Odyssee.


Stimmt!
Aber...
Ob es die ursprüngliche Intentiondes Autors war?
Immerhin hat Odysseus jahrelang mit Kalypso zusammengelebt
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Bibulus schrieb am 29.04.2009 um 23:24 Uhr (Zitieren)
@Γραικίσκος
Du fragst, ob uns zum Thema etwas einfällt,
wo in der Antike dieser Zusammenhang deutlich wird.

Du hast doch selbst nebenan (Pessimismus)
dargelegt, daß sich dieser Aridane-Themenfaden
fast durch die gesamte Philosophie zieht.

Philosophie entstand durch Ἔρως καὶ θάνατος
(meine Meinung, die ich, weil nicht irgendwie relevant,
frisch, fromm, fröhlich, frei verbreiten kann und darf)
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Bibulus schrieb am 29.04.2009 um 23:28 Uhr (Zitieren)
jetzt lese ich schon wieder statt der Diakritika -> "?"

ich, bzw. mein Rechner, muß irgendein Programm
verwenden, das immer wieder den Browser zurücksetzt...

Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Ὑληβάτης schrieb am 30.04.2009 um 08:30 Uhr (Zitieren)
Während ich nachdenke, werfe ich mal off-topic ein, dass einen chaosmagischen Orden gibt: Die Illuminaten von Thanateros (IOT) (-> Wikipedia) und eben auch eine Folk-Metal-Band, die sich Thanateros nennt (keltisch, schamanisch, heidnisch).

Mein ehemaliger Professor sagte mal, dass gute griechsiche Literatur nur über unglückliche Liebe handele, denn glückliche Liebe wäre nicht so interessant. Stellt Euch mal Catull vor, der nur darüber dichtet, dass er mit Lesbia abends vor dem Fernseher kuschelt, weil die beiden sich seit 20 Jahren sooo lieb haben. Oder Sappho, die die ganze Zeit mit zehn Damen über Blumenwiesen hüpft, weil doch alles so gut ist und sie sich ewig liebhaben werden! Ich verliere jetzt fast schon das Interesse!
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Graeculus schrieb am 30.04.2009 um 09:32 Uhr (Zitieren)
Es gibt ja Gegenbeispiele - allerdings nicht viele. Zwischen der Odyssee (die ja auch die Geschichte einer glücklichen ehelichen Liebe ist) und Bob Dylans Liebesliedern für seine Ehefrau Sara fällt mir bitter wenig ein.
(Zu Gegenbeispielen zähle ich natürlich nur solche, die das Lesen bzw. Hören verdienen, also nicht das, was auch Bibulus schon ausgeschlossen hat.)
Dabei ist es ja interessant zu sehen, woher Homer trotz der glücklichen Ehe die erforderliche Spannung bezieht. Die muß dann von außerhalb kommen: als Versuchung, Prüfung, Trennung usw.
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Graeculus schrieb am 30.04.2009 um 10:58 Uhr (Zitieren)
Das Muster erotischer Beziehungen und der innen innewohnenden Dramatik variiert übrigens von Nation zu Nation bzw. Kultur zu Kultur - wie folgende Geschichte zeigen soll:
Was passiert, wenn zwei Männer und eine Frau auf einer einsamen Insel stranden?
Nun, das hängt von ihrer Nationalität ab.
Sind es Engländer, dann treffen die beiden Männer ein gentlemen's agreement.
Handelt es sich um US-Amerikaner, dann prügeln sich die beiden Männer um die Frau. Sollten Autos auf der Insel sein, liefern sie sich eine Verfolgungsfahrt.
Betrifft es dagegen Franzosen, dann heiratet die Frau den einen Mann und betrügt ihn mit dem anderen.
Sind die drei jedoch Russen, dann heiratet die Frau den Mann, den sie etwas weniger liebt. Dann setzen sich alle drei ans Meer und sind traurig ...
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Graeculus schrieb am 30.04.2009 um 11:00 Uhr (Zitieren)
Ha! Das schreit doch nach einer 1. altgriechischen, 2. lateinischen und 3. deutschen Fortsetzung.
Gibt es eine typisch griechische Liebesdrama-Konstellation?
Am besten: neues Thema.
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Γραικίσκος schrieb am 30.04.2009 um 21:22 Uhr (Zitieren)
Stellt Euch mal Catull vor, der nur darüber dichtet, dass er mit Lesbia abends vor dem Fernseher kuschelt, weil die beiden sich seit 20 Jahren sooo lieb haben. [...] Ich verliere jetzt fast schon das Interesse!

Das nenne ich ein vernichtendes Urteil über die Ehe.
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Ὑληβάτης schrieb am 02.05.2009 um 16:49 Uhr (Zitieren)
Was heißt hier "vernichtendes Urteil über eine Ehe"? Ich will hoffen, dass meine Ehe so aussieht!
Das ist ein Urteil über platte Literatur!
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Γραικίσκος schrieb am 02.05.2009 um 20:21 Uhr (Zitieren)
Eine glückliche Ehe wäre als Literatur platt. Hm. Eine glückliche Ehe ergibt keinen Stoff für gute Literatur. Hm.
Das erinnert mich an eine alte, sehr sublime chinesischen Verfluchung: "Mögest du in interessanten Zeiten leben!"
Re: Ἔρως καὶ θάνατος
Γραικίσκος schrieb am 02.05.2009 um 20:31 Uhr (Zitieren)
Man könnte den chinesischen Fluch auch variieren: "Möge deine Ehe literarisch interessant sein!"
Das wünsche ich aber hier niemandem.
 
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