Γραικύλος schrieb am 01.06.2023 um 09:01 Uhr (Zitieren)
(Ps.-Aristoteles: Mirabilia 832b)
Dies hätte Samuel Beckett gefallen!
Re: Ein fröhlicher Theaterbesucher
Andreas schrieb am 01.06.2023 um 16:15 Uhr (Zitieren)
"in seinem Leben" steht nicht da,
der Superlativ (Adverb) kann auch mit "sehr" übersetzt werden:
Jene Zeit sei von ihm auf sehr angenehme Weise
erlebt worden (dativus auctoris beim Perferk Passiv)
Re: Ein fröhlicher Theaterbesucher
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 01.06.2023 um 16:51 Uhr (Zitieren)
Das 'in seinem Leben' ergibt sich m. E. aus dem Perfekt, das stellt den Gegenwartsbezug der abgeschlossenen Handlung her, also: "das, was er bis heute ge-/erlebt hat"; näher an der medialen Aktionsform und mit einem etwas anderen Aspekt des αὑτῷ könnte man formulieren: das Angenehmste, was ihm bis heute in seinem Leben zugestoßen/untergekommen ist.
Re: Ein fröhlicher Theaterbesucher
Andreas schrieb am 01.06.2023 um 18:15 Uhr (Zitieren)
Und wie erklärst du den Plural ἥδιστα, der
nicht zu τὸν χρόνον passt?
Re: Ein fröhlicher Theaterbesucher
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 01.06.2023 um 18:50 Uhr (Zitieren)
Ich habe ja nicht mit 'die angenehmste Zeit' übersetzt. Insofern verstehe ich Deine Frage nicht ganz. Der Plural neutr. ἥδιστα ist wohl als Abstraktum zu sehen, im Dt. besser im Sg.
Er sagte, jene Zeit sei ...
Γραικύλος schrieb am 01.06.2023 um 23:45 Uhr (Zitieren)
Die von mir benutzte Übersetzung ist übrigens die von Hellmut Flashar, Professor für klassische Philologie und Nestor der deutschen Aristoteles-Forschung, gestorben 2022.
Mich interessiert aber mehr das absurde Theater, das in dieser Anekdote - sei sie nun fiktiv oder nicht - steckt.
Re: Ein fröhlicher Theaterbesucher
Aurora schrieb am 02.06.2023 um 07:09 Uhr (Zitieren)
Professoren sind nicht automatisch die
besten Übersetzer. Sie liegen nicht immer richtig
bzw. schließen anderen Möglichkeiten nicht aus.
Dafür gibt es viele Beispiele.
Re: Ein fröhlicher Theaterbesucher
Γραικύλος schrieb am 02.06.2023 um 11:56 Uhr (Zitieren)
W. S. Hett in der LCL-Ausgabe übersetzt:
Ein Unterschied? Ich sehe keinen.
Im Kommentar zur Flashar-Ausgabe heißt es:
- Die Geschichte war eine seinerzeit bekannte Anekdote.
- In Mirabilia 178 (847a) hat sie eine Parallele.
- Horaz epist. II 2, 128-130 verlegt die Geschichte nach Argos.
Re: Ein fröhlicher Theaterbesucher
Γραικύλος schrieb am 02.06.2023 um 11:58 Uhr (Zitieren)
into the theatzre and watxched --> into the theatre and watched
Re: Ein fröhlicher Theaterbesucher
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 02.06.2023 um 12:09 Uhr (Zitieren)
Du hast nicht Unrecht, Aurora. Allerdings ist aus meiner Sicht zweierlei zu bemerken:
Von einem Professor der Altphilologie ist zu vermuten, er könne die Feinheiten eines griechischen Textes präzise erfassen und seine Worte entsprechend setzen.
Übersetzen heißt in letzter Konsequenz, Ideen adäquat wiederzugeben, nicht Wörter zu transferieren.
Daraus ergeben sich wiederum zwei persönliche Aussagen:
Mein erster Beitrag zielte lediglich darauf ab, den angeblichen Verstoß gegen eine wortwörtliche Übersetzung als nicht ganz stichhaltig zu bewerten, indem ich auf den textimmanenten Hinweis auf das vermeintlich fehlende Wort aufmerksam gemacht habe.
Die Flasharsche Übersetzung, obwohl sie vom Wortlaut bzw. der Konstruktion des Originals abweicht, halte ich insofern für gelungen, als sie den Sachverhalt: "der Verwirrte äußert, nie in seinem Leben eine Zeit gehabt zu haben, die ihm angenehmere Gefühle/Erlebnisse geboten habe" in einem konzisen deutschen Satz komprimiert, der einem heutigen Sprecher des Deutschen quasi wie von selbst über die Lippen käme.
Re: Ein fröhlicher Theaterbesucher
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 02.06.2023 um 12:14 Uhr (Zitieren)
Den Beitrag von Γραικύλος 11:56 Uhr lese ich erst jetzt nach dem Absenden des (vorigen) meinigen.
Auch für die Hettsche Übersetzung gilt das dort gesagte: ein wohlgeformter, vollkommen natürlich klingender (englischer) Satz, der den Inhalt des Originals präzise wiedergibt.
Re: Ein fröhlicher Theaterbesucher
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 02.06.2023 um 12:25 Uhr (Zitieren)
Und zu des Γραικύλου eigentlichem Motiv / Interesse an dieser netten Anekdote: Mir scheint, die Griechen hätten - wie soviel anderes auch - damit den Begriff 'Kopfkino' avant la lettre in die Welt gesetzt. Absurdes Theater ist das nach meinem Gefühl nur für den "Normalo", der unbeteiligt / verständnislos in der Zuschauerposition verharrt (was ich keineswegs als Spitze gegen Dich, Γραίκυλε, meine).
Re: Ein fröhlicher Theaterbesucher
Γραικύλος schrieb am 02.06.2023 um 12:41 Uhr (Zitieren)
Hier sind die beiden Parallelstellen:
Re: Ein fröhlicher Theaterbesucher
Andreas schrieb am 02.06.2023 um 15:27 Uhr (Zitieren)
dass er jene Zeit sehr angenehm verbracht habe
(mit Wirkung in die Gegenwart) ???