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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Edipo Re (665 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 20.04.2010 um 20:04 Uhr (Zitieren)
In der Nacht (2.20 Uhr) wird auf ARD Pier Paolo Pasolinis Version des "Oedipus Rex" aus dem Jahre 1967 gesendet.
Re: Edipo Re
Diotima schrieb am 20.04.2010 um 21:01 Uhr (Zitieren)
Hi, ich habe hier noch nicht geschrieben, kuck aber immer mal wieder rein. Ich bin ein Fan dieses Films, ohne es genau begründen zu können. Bin gespannt, was ihr dazu meint.

Gruß
Diotima
Re: Edipo Re
Ödipus schrieb am 21.04.2010 um 05:18 Uhr (Zitieren)
Habe den Film noch Ende letzten Jahres gesehen. Er war, fand ich, relativ gut umgesetzt. Relativ nah am Text. Dafür waren dann die Abweichungen auch recht markant.
Da ist zum Einstieg die Anspielung auf den (unsinnigen) „Ödipuskomplex“ – damals sicher modern, aber m.E. einfach unstimmig, und damit geradezu lächerlich.
In Bezug auf die eigentliche Dramenhandlung war mir, glaube ich, die Versicherung der Adoptiveltern, dass Ö. ihr leibliches Kind sei, erstaunlich diffus ausgefallen. Die Ermordung des Laios geschieht sehr brutal, nicht wie bei Sophokles (in KÖ und ÖaK) deutlich als Notwehr angelegt: Ödipus geht bereits – nachdem er sich gegen die Attacke des Herolds gewehrt hat – an dem Wagen vorbei, als er von dem Alten mit dem Doppelstachel attackiert wird. Erst daraufhin wirft er den Alten aus dem Wagen (der wohl dann dabei stirbt) und es kommt dann zu dem Handgemenge mit den Begleitern.
Als Ö. am Ende beginnt, seine Herkunft zu hinterfragen und der Hirte auftaucht, der ihn wegbringen sollte, wird dessen eindeutige Aussage (bei Sophokles), wonach er auf Geheiß der Mutter das Kind aussetzen sollte, völlig verwässert. So fehlt dem Ö. bei Pasolini dann auch das Motiv, einen Impuls zu zeigen, den er bei Sophokles am Ende eindeutig demonstriert: nämlich (mit gutem Grund) einen Muttermord zu begehen. (Die Fälle, in denen Söhne – auf Geheiß und mit Unterstützung Apollos – in der griechischen Mythologie einen Impuls zum Muttermord zeigen dürfen, sind sehr klar geregelt.)
Re: Edipo Re
Γραικίσκος schrieb am 21.04.2010 um 20:35 Uhr (Zitieren)
Ist es möglich, daß Pasolini 1. kein Dummkopf war, sondern 2. bestimmte Änderungen gegenüber der Vorlage bewußt vorgenommen hat?
3. Gibt es überhaupt einen modernen Autoren, welcher seine Aufgabe darin gesehen hat, eine antike Vorlage 1:1 umzusetzen? Was wäre dies auch für eine Vorgabe für einen kreativen Autoren?
Re: Edipo Re
ανδρέας schrieb am 21.04.2010 um 20:40 Uhr (Zitieren)

Hilfreich ist der Beitrag in Wikipedia:

"... betont Pasolini, der ebenfalls in Bologna geboren ist, die autobiografische Bedeutung der Ödipusfigur: „Der Vatermord wird im Film stärker herausgestellt als der Inzest. Während ich zu meinem Vater ein rivalisierendes, haßerfülltes Verhältnis hatte und mich daher in der Darstellung dieses Verhältnisses freier fühlte, ist die Liebe zu meiner Mutter latent geblieben. Dies ist der am meisten autobiographische meiner Filme.“

Pasolinis Version war offenbar nicht von guten Motiven gegenüber dem eigenen Vater geprägt.
Re: Edipo Re
Ödipus schrieb am 22.04.2010 um 08:20 Uhr (Zitieren)
1. Auch Seneca war sicherlich <i>kein</i> „Dummkopf“, als er den „König Ödipus“ „modernisierte“. Ebensowenig waren dies wohl Corneille, Voltaire, Hofmansthal, Gide oder Cocteau. 2. Auch die genannten Autoren hatten ihre Änderungen sicherlich eher <i>bewusst</i> vorgenommen. 3. Zumindest bei der Umdichtung Senecas, des Stellvertreters und Propagandaministers an Agrippinas und Neros Tyrannenhof, möchte ich problematische Motive für die Umdichtung vermuten. 4. Seneca hat mit seiner Verdrehung sicherlich über Jahrhunderte eine (Fehl )Deutung des Sophokles-Dramas mit gefördert. Sein Einfluss auf die Inszenierungen der nachfolgenden, o.g. Autoren ist deutlich. 5. Auch Freuds verkehrende Deutung geschah auf einer eher problematischen Grundlage. [Die eigene Neurose (Selbstwertstörung) war nicht geklärt. Er hatte zu viel Kokain in der Nase. Und er pflegte engen Kontakt zu einem durchgeknallten, psychotischen Kollegen: Willhelm Fließ.] Auch seine Sicht hat die späteren Autoren (Hofmannsthal, Gide, Cocteau, Pasolini) beeinflusst. 6. Insgesamt ist durch die einzelnen Neufassungen und Interpretationen m.E. der Blick auf das Original zunehmend getrübt worden. Das finde ich schade. Und ich finde, dass es erwähnenswert ist.
Re: Edipo Re
Ὑληβάτης schrieb am 22.04.2010 um 11:36 Uhr (Zitieren)
Ich will die ernsthafte Diskussion nicht unterbrechen, halte eigentlich auch nichts davon, dass in einem beliebten Online-Portal urheberrechtlich gesicherte Filme umsonst unters Volk gebracht werden, aber eine nette Version der Ödipus-Geschichte findet sich hier: http://www.youtube.com/watch?v=NydKPClhYgM.
Ich mag besonders die Schafe.
 
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