Vgl. meine (Graeculus) Antwort im Lateinforum.

Ja, danke, dass habe ich gelesen. Ein Lichtblick! Ich glaube, die Namen der Humanisten des ausgehenden Mittelalters sind den wenigsten Menschen heute noch ein Begriff, schade. Dabei könnte deren Mut (besonders Reuchlins!) gegen den Zeitgeist zu schwimmen heute ein gutes Vorbild sein.

Direkt vor mir im Regal steht:

Winfried Trillitzsch (Hrsg.): Der deutsche Renaissance-Humanismus. Frankfurt/Main 1981

Ein Band von 650 Seiten - ohne einen einzigen Text von Reuchlin. Anscheinend war er schon damals nicht mehr präsent.

Wir haben bis einschließlich LK Latein auch intermittierend mittelalterliche/neuzeitliche Texte gelesen,aber nichts von Reuchlin, aber das Hauptaugenmerk lag doch auf den klassischen Texten.

Danke für die Infos. Ich fürchte, Reuchlin wurde wirklich in der Schülerliteratur vergessen - zu unrecht, meine ich. Aber vielleicht ändert sich das noch zum 500. Todestag 2022.

Nachdem ich nahezu vergeblich das Internet durchforstet habe, finde ich die Antwort auf meine eingangs gestellte Frage (in einer Schublade vergessen!!!) im Jubiläumsbuch des Reuchlingymnasiums Pforzheim von 2005.

Im Beitrag von Jörg Dalmatiner lese ich auf S.100 unter dem Titel "Fehlanzeige - Johannes Reuchlin in den aktuellen Bildungsplänen und den Schulbüchern der letzten drei Jahrzehnte":

"Den Namen Johannes Reuchlins in den aktuellen Bildungsplänen bzw. den ab diesem Schuljahr gültigen Bildungsstandards des Landes Baden-Württemberg für das Fach Geschichte zu finden, ist ein unmögliches Unterfangen. [...]
Die Behandlung des Humanismus in Deutschland ist nicht nur nicht erwähnt, sondern nach diesem Bildungsplan streng genommen sogar illegal [...]
Etwas liberaler wird die Problematik im Lehrplan für die Klasse 11 gehandhabt, in der die Schüler die geistigen und kulturellen Grundlagen des modernen Europa - leider unter Aussparung der eigentlichen Wurzeln, der Antike - wiederholen sollen. Hier wird ... immerhin die Möglichkeit zur
Durchnahme eines Fallbeispieles des Humanismus in Deutschland eingeräumt, doch hatten die Herausgeber des Bildungsplanes weniger Reuchlin als vielmehr den humanistischen "Übervater" Erasmus im Sinn. [...] Nahezu vergeblich aber wird der nach Unterrichtsmaterialien zu Johannes Reuchlin lechzende Lehrer die gängigen Schulbücher nahzu aller Verlage der letzten Jahrzehnte [...] durchforsten."

Erwähnt wird Reuchlin, so Dalmatiner weiter, demnach lediglich in zwei von ca. 30 Büchern, einmal mit 9, einmal mit 3 Zeilen. Nach einer Würdigung seiner Verdienste endet der Artikel mit folgendem Absatz:

"Von daher wäre es wünschenswert, Reuchlin in einem der aktuellen Schulbücher des Bundeslandes, in dem seine Heimatstadt liegt, einen gebührenden Platz einzuräumen. Da dies wohl nicht geschehen wird, wäre es ein Anfang, Reuchlin wenigstens an der Schule, die seit nunmehr einhundert Jahren seinen Namen trägt,
im Religions- oder Geschichtsunterricht entsprechend zu würdigen."

"Aber vielleicht ändert sich das noch zum 500. Todestag 2022."

oha!
Das sind aber noch fast 3 Generationen von Pennälern!

Ich hab den "Henno" im Regal stehen. Den haben wir in der Schule (wohl vor 6 Jahren) gelesen und auch aufführen wollen, woraus aber leider nichts wurde...