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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Melanchthon (808 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 23.04.2010 um 23:55 Uhr (Zitieren)
Was ist denn dies für ein Name? Der klingt ja geradezu griechisch! Und dann auch noch: Philipp ...
Re: Melanchthon
Petronius schrieb am 24.04.2010 um 08:05 Uhr (Zitieren)
Eigentlich hieß er Philipp Schwartzerdt, Melanchthon sollte die griechische Version seines Names sein; war wohl damals Mode. Sein Großonkel Reuchlich hat das auch gemacht: eigentlich Johann Reichlin (wohl "kleiner Rauch"), gräzisiert Kapnion, Capnio. Das jedenfalls hat der Museumsführer im Reuchlinmuseem Pforzheim erzählt.
Re: Melanchthon
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 24.04.2010 um 09:20 Uhr (Zitieren)
Wikipedia erklärt die Namensherkunft schön. Reuchlin war ja ein Förderer Melanchthons und schenkte ihm eine griechische Grammatik:

...Diese griechische Grammatik hat zum Geschenk gemacht Johannes Reuchlin aus Pforzheim, Doktor der Rechte, dem Philipp Melanchthon aus Bretten, im Jahr 1509 an den Iden des März.“
Damit verlieh Reuchlin dem Philipp Schwartzerdt am 15. März 1509 den Humanistennamen Melanchthon, eine griechische Umsetzung des Geburtsnamens Schwartz – μέλας/μέλαινα/μέλαν (melas/melaina/melan) – und erdt – ἡ χθών (chthon)...
Re: Melanchthon
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 24.04.2010 um 09:31 Uhr (Zitieren)
Melanchthon war ja auch Griechischprofessor (Griechisch war in der Universität und Lehre gerade im Kommen) und hat eine interessante Griechische Grammatik auf Latein (war ja damals Wissenschaftssprache) geschrieben:

Integrae Graecae Grammatices institutiones
Hier das Digitalisat von 1520:
http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0002/bsb00028106/images/index.html?id=00028106&fip=84.145.43.182&no=6&seite=1
Re: Melanchthon
ανδρέας schrieb am 24.04.2010 um 10:11 Uhr (Zitieren)

Melanchton fungierte übrigens quasi als Lektor Luthers als der das Alte Testament aus dem Griechischen übersetzte. Er war daher nicht ganz unwesentlich an der Übersetzung der ersten vollständigen (AT & NT) Lutherbibel beteiligt.
Auf diesem Werk basiert ja die deutsche Sprache, die wir heute sprechen - natürlich mit den üblichen Abweichungen, die im Laufe der Zeit immer auftreten.
Re: Melanchthon
Petronius schrieb am 25.04.2010 um 07:47 Uhr (Zitieren)
Richtig, Griechisch war damals im Kommen. Die Uni Wittenberg war gerade erst (1502) gegründet worden. 1518 sollte der Lehrstuhl für griechische Sprache eingerichtet werden, Reuchlin war der Wunschkandidat. Dieser lehnte ab (er war schon recht alt und starb 1522) und empfahl seinen Neffen, Melanchthon.

Mit seiner Schrift „De rudimentis hebraicis“ hatte Reuchlin auch die hebräische Sprache für die Wissenschaft erschlossen. Melanchthon plädierte dann für das Erlernen aller drei (!) alten Sprachen (Hebr., Griech., Lat.) für Theologen.
Dabei hatte Reuchlin erst wenige Jahre vorher mit seinem Gutachten ("Augenspiegel") dafür gesorgt, dass alle jüdischen Schriften (also auch die Grundlage für das Alte Testament) NICHT verboten wurden. Ein wichtiges Argument war, dass damit auch die Quellen des Alten Testaments vernichtet würden.

Und Melanchthon veränderte als Rektor der Universität Wittenberg die Studienordnung. Er hat viel für Lehre und Unterricht getan, wurde bekanntlich auch „Praeceptor Germaniae“ gepriesen.

Interessant finde ich, dass seine kleine unscheinbare Gestalt und sein Sprachfehler seine Studenten überhaupt nicht störten, seine Vorlesungen sollen immer bestens besucht gewesen sein.
Re: Melanchthon
Petronius schrieb am 01.05.2010 um 17:45 Uhr (Zitieren)
Im Jubiläumsbuch von 2005 des Reuchlin-Gymnasiums Pforzheim lese ich im Beitrag von Helmut Vester (der aus Hans-Jürgen Kremer zitiert: Die Geschichte der Pforzheimer Lateinschule"), auf S. 75 gerade:

Erfreut über dessen gute Fortschritte auf dem Gebiet der lateinischen Dichtung und der griechischen Sprache, schenkte Reuchlin seinem zwölfjährigen Großneffen ein Exemplar der 1480 in Mailand gedruckten griechischen Grammatik des Konstantin Laskaris.
In das Buch klebte Reuchlin sein Wappen und versah es mit folgender Widmung: "Haec Grammaticam graecam dono dedit Johannes Reuchlin phorcensis. LL Doctor. Philippo Melanchthoni Bretthanesi. Anno dni. M.D.IX. ID Martiis".
Dieser symbolische Vorgang ereignete sich am 15. März 1509, einem Donnerstag, und er wird als "Humanistentaufe" bezeichnet, weil durch ihn erstmals die griechische Übersetzung des Familiennamens Schwartzerdt bekannt wurde: "Melanchthon".
 
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