Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Der Zorn des Achill (1268 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 30.04.2009 um 18:08 Uhr (Zitieren)
Gestern (29.4.) stand ein Artikel in der FAZ ("Den Achill wurmte etwas") über eine begriffsgeschichtliche Arbeit:
Eva-Maria Engelen: Eine kurze Geschichte von "Zorn" und "Scham"; in Archiv für Begriffsgeschichte, Felix Meiner Verlag, Hamburg, Band 50 (2008)
Interessante Aspekte dieses Aufsatzes sind, wie ich der Rezension entnehme, die folgenden:
1. Zorn war in Griechenland eine männliche Pflichtemotion; "wer zu ihr nicht fähig war, galt als unfähig zur Tugend" - was auf die Besonderheiten einer Kultur ohne Staatsanwalt zurückgeführt wird. Ein Mann läßt nicht den Molly mit sich machen. Allerdings lag die Tugend nicht im Zorn selbst, sondern in seiner Dosierung. Aristoteles, das rechte Maß usw.
2. Bei Homer hat nicht Achill den Zorn, sondern der Zorn hat Achill. Homer geht von einem Menschenbild ohne Subjektbegriff aus; eine Person ist ein Aggregat von körperlichen und als körperlich aufgefaßten psychischen Einzelelementen. So werden Formulierungen wie "Warum spricht mein Gemüt so zu mir?" verständlich.
Insgesamt offenbar ein sehr anregender Aufsatz über einen für uns doch wohl sehr fernen Aspekt der griechischen Kultur. Allerdings ist es wohl nicht leicht, an diesen Aufsatz zu kommen.
(An dieser Stelle hoffe ich ein bißchen auf Widerspruch von Βοηθός ...)
Eva-Maria Engelen: Eine kurze Geschichte von "Zorn" und "Scham"; in Archiv für Begriffsgeschichte, Felix Meiner Verlag, Hamburg, Band 50 (2008)
Interessante Aspekte dieses Aufsatzes sind, wie ich der Rezension entnehme, die folgenden:
1. Zorn war in Griechenland eine männliche Pflichtemotion; "wer zu ihr nicht fähig war, galt als unfähig zur Tugend" - was auf die Besonderheiten einer Kultur ohne Staatsanwalt zurückgeführt wird. Ein Mann läßt nicht den Molly mit sich machen. Allerdings lag die Tugend nicht im Zorn selbst, sondern in seiner Dosierung. Aristoteles, das rechte Maß usw.
2. Bei Homer hat nicht Achill den Zorn, sondern der Zorn hat Achill. Homer geht von einem Menschenbild ohne Subjektbegriff aus; eine Person ist ein Aggregat von körperlichen und als körperlich aufgefaßten psychischen Einzelelementen. So werden Formulierungen wie "Warum spricht mein Gemüt so zu mir?" verständlich.
Insgesamt offenbar ein sehr anregender Aufsatz über einen für uns doch wohl sehr fernen Aspekt der griechischen Kultur. Allerdings ist es wohl nicht leicht, an diesen Aufsatz zu kommen.
(An dieser Stelle hoffe ich ein bißchen auf Widerspruch von Βοηθός ...)
Re: Der Zorn des Achill
Γραικίσκος schrieb am 30.04.2009 um 21:01 Uhr (Zitieren)
In diesem Artikel stand auch ein schöner Satz: Das erste Wort Homers handelt vom Zorn (μήνιν). Das heißt aber nicht, daß es auch sein letztes Wort wäre. (kein wörtliches Zitat, aber so in etwa)
Sehr schön.
Zorn sollte nie das letzte Wort sein.
Interessant war auch noch die ebenfalls erwähnte Auffassung des Thomas von Aquin, wer zürne, habe eine leitende Vorstellung von Gerechtigkeit; nicht so der, welcher haßt. Der Haß folge keiner Idee.
Sehr schön.
Zorn sollte nie das letzte Wort sein.
Interessant war auch noch die ebenfalls erwähnte Auffassung des Thomas von Aquin, wer zürne, habe eine leitende Vorstellung von Gerechtigkeit; nicht so der, welcher haßt. Der Haß folge keiner Idee.
Re: Der Zorn des Achill
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 01.05.2009 um 16:37 Uhr (Zitieren)
Ich habe mal im Internet recherchiert, aber der Aufsatz von PD Dr.Eva-Maria Engelen ist nicht direkt zugänglich...schade....
