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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Paradoxien (1139 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 05.05.2010 um 20:52 Uhr (Zitieren)
Falls jemand Interesse an Paradoxien hat, möge er (sie) mich kontaktieren; inzwischen habe ich eine recht umfangreiche Sammlung antiker und nicht-antiker Paradoxien, Antinomien etc., die ich gerne weitergebe. Auch für mir noch unbekannte Beispiele bin ich jederzeit dankbar.
Re: Paradoxien
ανδρέας schrieb am 07.05.2010 um 18:41 Uhr (Zitieren)

Hier ein Beispiel aus der Ökonomie (weiß nicht, ob es schon in der Sammlung enthalten ist).

Preisparadoxon

Steigt der Preis, sinkt die Nachfrage – denkt man. Aber es gibt eine Ausnahme:
Der Preis kann trotz höherer Preise auch steigen.
Das Giffen-Paradoxon (auch Giffen-Fall genannt) ist ein erstmals von Robert Giffen beschriebener, paradox erscheinender Preiseffekt. Giffen beobachtete, dass Haushalte, die am Existenzminimum leben, auf eine Erhöhung des Brotpreises mit einer steigenden Nachfrage nach Brot reagierten. Begründen lässt sich diese Anomalie damit, dass ein steigender Preis für z.B. das Grundnahrungsmittel Brot bei diesen Haushalten das für andere (relativ teurere) Nahrungsmittel (z.B. Preis) verfügbare Einkommen so stark sinken lässt, dass sie auf diese verzichten müssen und mehr Brot kaufen müssen, um ihre Ernährungsgrundlage sicherzustellen.
Güter, bei denen das Giffen-Paradoxon auftritt, werden als Giffen-Güter bezeichnet. Ökonomisch handelt es sich bei ihnen um absolut inferiore Güter, die eine positive Preiselastizität (Nachfrage reagiert auf Preisänderungen) besitzen.
Beispiel:
Jemand hat 3 Euro am Tag zur Verfügung. Er kauft jeden Tag 1 Laib Brot für 1 Euro und 1 Stück Fleisch für 2 Euro. Jetzt steigt der Brotpreis auf 1,50 Euro. Da er nach einem Laib Brot nicht mehr genug Geld für Fleisch übrig hat, kauft er stattdessen einen weiteren Laib Brot.
Die steigende Nachfrage muss allerdings in der Praxis an dem Punkt enden, wo Haushalte keine weiteren finanziellen Mittel aufbringen können.
Re: Paradoxien
ανδρέας schrieb am 07.05.2010 um 18:42 Uhr (Zitieren)

Korrektur: oben 6. Zeile

"Die Nachfrage kann trotz höherer Preise auch steigen."
Re: Paradoxien
ανδρέας schrieb am 07.05.2010 um 19:45 Uhr (Zitieren)

Das Spiegel-Paradoxon

Das Spiegelparadoxon ist ein Paradoxon, das durch die Frage beschrieben wird: Warum vertauscht das Spiegelbild rechts und links, aber nicht oben und unten?

Lösung: es ist kein Paradoxon

Tatsächlich vertauscht der Spiegel nicht rechts und links, sondern vorn und hinten. Die Vertauschung von vorn und hinten entspricht jedoch der Vertauschung von rechts und links zuzüglich einer Drehung um die senkrechte Achse um 180°. Da der Beobachter sich gedanklich in das Spiegelbild hineindreht, nimmt er nur die Vertauschung von links und rechts wahr.
Re: Paradoxien
ανδρέας schrieb am 07.05.2010 um 19:58 Uhr (Zitieren)
Mehrverbrauch von Rohstoffen trotz technischen Fortschritts:

Unter Jevons’ Paradoxon versteht man in der Ökonomie eine Beobachtung von William Stanley Jevons, derzufolge technologischer Fortschritt, der die effizientere Nutzung eines Rohstoffes erlaubt, letztlich zu einer erhöhten Nutzung dieses Rohstoffes führt, anstatt sie zu senken. In einem erweiterten Sinn wird heute von Rebound-Effekt gesprochen.
In seinem 1865 erschienenen Buch "The Coal Question" stellte Jevons fest, dass Englands Kohlenverbrauch nach der Einführung von James Watts kohlebefeuerter Dampfmaschine anstieg, obwohl sie sehr viel effizienter war als Thomas Newcomens frühere Variante. Watts Neuerungen machten aus Kohle eine kostengünstigere Energiequelle und führten zu einer steigenden Verbreitung seiner Dampfmaschine im Verkehrsbereich und anderen Industriebereichen. Dies führte zu dem insgesamt erhöhten Kohlenverbrauch, obwohl zugleich der Verbrauch jeder einzelnen Anwendung nachließ.

Vergleichbare Beispiele:
Zeitgewinne durch neue Verkehrsinfrastruktur und Verkehrsträger werden durch höhere Reiseentfernungen, Reisehäufigkeiten und vermehrtes Pendeln ausgeglichen und führen auf Dauer ebenfalls nicht zu Zeit- und Energieeinsparungen.

Höhere Computerleistung wird zumeist durch aufwendigere Software und anspruchsvollere Computerspiele wettgemacht.
Re: Paradoxien
ανδρέας schrieb am 07.05.2010 um 20:12 Uhr (Zitieren)

Das Umzugs-Paradoxon:

In der Gemeinde A-Dorf haben die Bewohner ein Durchschnittseinkommen von 2,5 Talern, die in B-Dorf 7 Taler. Zieht Herr X aus B-Dorf mit einem Einkommen von 5 Talern nach A-Dorf, erhöht sich in beiden Dörfern das Durchschnittseinkommen, da
• Herr X in B-Dorf mit seinem geringen Einkommen den Durchschnitt nach unten zog, und
• in A-Dorf durch sein überdurchschnittliches Einkommen anhob.
In Zahlen vorher:
• A = {1, 2, 3, 4}, Mittelwert = 2,5
• B = {5, 6, 7, 8, 9}, Mittelwert = 7
Verschiebt man jedoch die 5 aus B nach A, so bekommt man
• A = {1, 2, 3, 4, 5}, Mittelwert = 3
• B = {6, 7, 8, 9}, Mittelwert = 7,5

Wie man sieht, steigen die Mittelwerte beider Mengen. Da sich die Menge aller Werte aus den beiden Mengen nicht veränderte, ist der gemeinsame Mittelwert unverändert 5.

Dieses Will-Rogers-Phänomen (auch stage migration) ist ein Effekt in der Mittelwertbildung von Gruppen: Durch einen Wechsel eines Elements von einer zur anderen Gruppe kann der Mittelwert in beiden Gruppen steigen (oder fallen).

Statistiker sprechen hier manchmal lakonisch von einer kriminellen (Daten-)Vereinigung.
Re: Paradoxien
ανδρέας schrieb am 07.05.2010 um 20:52 Uhr (Zitieren)

Das Umzugs-Paradoxon bringt mich auf den folgenden Gedanken: Caesars berühmte Aussage, er sei lieber der Erste in einem kleinen Dorf, als der Zweite in Rom ...

Lieber der Reichste unter den Armen als der Ärmste unter den Reichen (es kommt psychologisch wohl auf den Vergleich mit der näheren Umgebung an: global sind wir Deutschen wohlständig, aber irgendwie fühlen sich alle arm, übervorteilt, benachteiligt --- und jammern!)

Auch irgendwie paradox ...
Re: Paradoxien
Γραικίσκος schrieb am 08.05.2010 um 10:57 Uhr (Zitieren)
Danke für die Bereicherung meiner Sammlung, ἀνδρέας!
Re: Paradoxien
ανδρέας schrieb am 08.05.2010 um 11:26 Uhr (Zitieren)

Dies ist nicht ganz ernst gemeint, zeigt aber die Schwierigkeit, mit negativen Zahlen zu arbeiten:

Zwei Rentner sitzen auf einer Bank und beobachten den Eingang eines Kinos. Sie sehen, dass 7 Leute hinaus gehen. Kurz darauf beobachten sie 4 Leute, die das Kino betreten.
"ja nu," sagt der eine darauf, "wenn jetzt noch 3 reingehen, ist keiner mehr drin."

:-D
Re: Paradoxien
Γραικίσκος schrieb am 08.05.2010 um 11:32 Uhr (Zitieren)
Das kenne ich in der Version des Dispo-Kredits: Wenn ich jetzt noch 2000 Euro auf mein Konto einzahle, bin ich pleite.
Re: Paradoxien
ανδρέας schrieb am 08.05.2010 um 11:41 Uhr (Zitieren)

Es zuckt in meinen Fingern, die Nationalität dieses Kontos näher zu hinterfragen ...

... aber ich tu`s nicht.

Zu Europa noch ein kleines Medizin-Paradoxon:

http://ec.europa.eu/research/research-for-europe/agriculture-paradox_de.html

Re: Paradoxien
Πέγασος schrieb am 08.05.2010 um 21:52 Uhr (Zitieren)
Vor ein paar Tagen unterhielt ich mich mit meiner 13jährigen Tochter über Paradoxien. Gestern erhielt ich dann einen Brief von ihr mit folgender Geschichte von ihr:

In enem Garten stehen drei Apfelbäume. Ich hätte jetzt zwar so richtig Lust auf einen Apfel, aber das Grundstück gehört meinem doofen Nachbarn. Also gehe ich daran vorbei in den Supermarkt. Dort treffe ich diesen Blödmann. Ich ignoriere ihn.
Dann sehe ich ein Plakat mit der Aufschrift: "Privat leben!" Als gäbe es sowas, in der Welt, in der ich lebe.
Jemand berührt mich an der Schulter, ich fahre herum. Vor mir steht mein doofer Nachbar.
"Hallo", grinst er.
"Hai", ist meine mürrische Antwort.
"Da fällt mir ein Paradox ein", jubelt er (ich verdrehe die Augen), "jemand erzählt: In einem Garten stehen drei Apfelbäume. Ich hätte jetzt zwar so richtig Lust auf einen Apfel..." -
Aber stop! Nehmen wir an, dass jemand dies alles aufschreibt (was hier der Fall ist) gibt es dann: zwei Paradoxien, eine Paradoxie? Was meinst du?


Nun, ich fühlte mich eher an das Bild mit dem Spiegel im Spiegel erinnert.
Und ich dachte, dass der doofe Nachbar wohl Gedanken lesen kann.
Was käme wohl dabei heraus, wenn jeder die Gedanken seines Gegenübers lesen könnte?
B-)
Re: Paradoxien
ανδρέας schrieb am 08.05.2010 um 22:05 Uhr (Zitieren)

Das wäre das Ende der Menschheit!
Wenn alle Gedanken lesen können hieße dies, wie ein offenes Buch herumzulaufen.

Neulich las ich einen guten Satz:
"Dem Erfinder der Notlüge war der Frieden wichtiger als die Wahrheit."

... und niemand würde mehr arbeiten können, weil sich alle nur darauf konzentrierten, herauszufinden, was der andere denkt.
Re: Paradoxien
Γραικίσκος schrieb am 08.05.2010 um 22:17 Uhr (Zitieren)
Meint Ihr, daß dies wirklich das Ende der Menschheit wäre? Die Menschen würden doch, wüchsen sie unter den Bedingungen der Telepathie auf, ihre Erwartungen gegenüber anderen anders entwickeln, oder? Man wäre doch von Kindheit an daran gewöhnt.
Re: Paradoxien
Πέγασος schrieb am 08.05.2010 um 22:29 Uhr (Zitieren)
Ja, das ist eine erschreckende Vorstellung.

Aber vielleicht wären dann auch alle so sehr mit den Gedanken der anderen beschäftigt, dass keiner mehr eigene Gedanken entwickeln könnte. Eine menschliche Gesellschaft, die sich auf diese Weise völlig lahmlegt, wie ein Computer, der sich aufgehängt hat.

Dabei kann es ja schon fatal sein, zu meinen zu wissen, was der andere denkt, wie Watzlawick in seiner berühmten Geschichte mit dem Hammer zeigt...
Re: Paradoxien
Πέγασος schrieb am 08.05.2010 um 22:31 Uhr (Zitieren)
Äh... die erschreckende Vorstellung bezieht sich auf die Sätze von ανδρέας
Re: Paradoxien
ανδρέας schrieb am 08.05.2010 um 22:31 Uhr (Zitieren)

Der Gedanke ist interessant,ja.
Evolutionsbiologisch würde jedenfalls nur dann eine Art überleben, wenn dies einen Vorteil bringt und eine Anpassung des Verhaltens ist da mit eingeschlossen.

Ich ging davon aus, was passieren würde, wenn die Menschheit im jetzigen Zustand diese Fähigkeit bekäme ... Anwälte, Verkäufer von Finanzanlagen, Politiker (und so mancher heilige Mann)usw. würden sofort arbeitslos und müssten sich umschulen lassen - fragt sich nur in was?

Man denke an die Folgen für die Ehen ...
Re: Paradoxien
Πέγασος schrieb am 08.05.2010 um 22:35 Uhr (Zitieren)
Vielleicht hinge das Verhalten der Menschheit davon ab, ob sich alle plötzlich einen Chip für diese Fähigkeit einbauen ließen oder ob eine evolutionäre Entwicklung dahin stattfinden würde.
Re: Paradoxien
ανδρέας schrieb am 08.05.2010 um 22:39 Uhr (Zitieren)


... außerdem hege ich den Verdacht, dass meine Frau schon längst Gedanken lesen kann ... zumindest meine, darum bin ich auch so brav.

Es ist wirklich erstaunlich, welche Mühe sich die Menschen machen, heraus zu bekommen, was der andere denkt ... man denke an den Lügendetektor. Unsere Mimik verrät ja auch so manches oder unser Verhalten. Hierzu eine kleine Geschichte:

Ein wegen Steuerhinterziehung angeklagter Geschäftsmann schickt seinem Anwalt am Morgen des Prozesstages eine E.Mail: „ Befinde mich zurzeit aus geschäftlichen Gründen unabkömmlich in der Schweiz. Kann daher nicht persönlich der Verhandlung beiwohnen. Bitte um sofortige Nachricht über den Ausgang der Verhandlung.“ Am Abend nach dem Prozess erhält der Geschäftsmann vom Anwalt Mitteilung:“ Die Gerechtigkeit hat gesiegt.“ Eine Minute darauf mailt der Geschäftsmann dem Anwalt zurück: “Sofort Berufung einlegen!“
Re: Paradoxien
Γραικίσκος schrieb am 08.05.2010 um 22:46 Uhr (Zitieren)
Vielleicht hinge das Verhalten der Menschheit davon ab, ob sich alle plötzlich einen Chip für diese Fähigkeit einbauen ließen oder ob eine evolutionäre Entwicklung dahin stattfinden würde.

Das meine auch ich, ja. Wenn es so über Nacht käme, wäre es ein Schock!
Oder?
Würde man nicht auch feststellen, daß manche Menschen viel sympathischer sind, als man dachte?
Re: Paradoxien
ανδρέας schrieb am 08.05.2010 um 22:57 Uhr (Zitieren)

"Würde man nicht auch feststellen, daß manche Menschen viel sympathischer sind, als man dachte?"

Gewiss bei manchen, aber eben nicht immer. Man bedenke, welche Wahrheiten bei Erbschaftsstreitigkeiten zu Tage kommen, wenn man plötzlich erfährt, was der Verblichene wirklich gedacht hat, die Miterben sich Dinge an den Kopf werfen, die unter der dünnen Firnis des Anstands geblieben wären ...

... und die friedlichen Menschen wären schnell zu erkennen und Beute der Pol Pot - Typen.
Re: Paradoxien
ανδρέας schrieb am 08.05.2010 um 23:06 Uhr (Zitieren)

Ich denke da an das bekannte Lied: "Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten? ... kein Jäger erschießen ..."

vgl. auch Cicero, De Senectute 7,21
Re: Paradoxien
ανδρέας schrieb am 14.05.2010 um 11:00 Uhr (Zitieren)

Selbstmordversuch mit Chemie

Nehmen wir an, ein Mann wolle sich umbringen. Er weiß:

Trinkt man Salzsäure stirbt man. >>> HCl
Trinkt man Natronlauge stirbt man auch. >>> Na OH (Natriumhydroxid)
Beide Stoffe sind stark ätzend.

Er kippt also beides zusammen, um 100 % sicher zu gehen und trinkt die Brühe.
Hinterher hat er zwar Bauchschmerzen und bekommt ziemlichen Durst, überlebt aber.

Dabei hat er folgendes nicht bedacht:

Kippt man beides im richtigen Verhältnis zusammen, erhält man Salzwasser – und stirbt keineswegs! (Wir nehmen an, dass er sich Salzwasser nicht in unbedenklichen Mengen zuführen kann ohne sich vorher zu erleichtern, bewusstlos oder wieder vernünftig zu werden)

HCl + NaOH >>> H2O (Wasser) + NaCl (Natriumchlorid/Kochsalz) = Salzwasser

Statt sich zu verstärken neutralisieren sich die Substanzen. Die Gedankenführung des Selbstmörders scheint zwar logisch zu sein, entbehrt aber der entscheidenden Kenntnisse über die Eigenschaften seiner Materialien. Eine Überlegung im luftleeren Raum sozusagen. Ein Scheinparadoxon.

Reine Gedankenexperimente (zwei tödliche Stoffe müssten gemischt doch eigentlich besonders wirksam sein) sind ohne empirische wissenschaftliche Prüfung spekulativ.
Allerdings sind sie Ausgangspunkt für die weitere Forschung und können auch falsche Annahmen widerlegen.
 
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